Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman
Euch: steht Ihr auf meiner Seite?«
Er sah sie offen an. »Ganz und gar, Zoe Chrysaphes. Du darfst dich darauf verlassen, dass ich mir genau überlege, was ich sehe und was nicht.«
»Ich habe meine Spione in der Hand und werde dafür sorgen, dass sie tun, was Ihr wünscht«, versprach sie, ebenfalls lächelnd. Dann trat sie einen Schritt zurück. Sie überlegte bereits, wie sie am besten vorgehen sollte. Ein Aufstand der unterdrückten Sizilianer gegen Charles von Anjou? Kein schlechter Gedanke.
KAPİTEL 9
Zoe erfüllte Kaiser Michaels Auftrag und wandte sich dann erneut ihrem Racheplan zu. Sie hatte die bittere Lehre aus ihrer Begegnung mit dem Tod nicht vergessen. Die Zeit lief ihr davon, sie durfte nicht länger warten.
Über ihrer Tunika in dunklen Rottönen trug sie eine Dalmatika, die durch die schwarzen Kettfäden noch dunkler wirkte. Auf ihr spielte das warme Rot der Flammen, während sie an den brennenden Fackeln vorüberschritt. Sie bekreuzigte sich und trat, von Sabas gefolgt, in die Nacht hinaus.
Auf der Straße blieb sie einen Augenblick stehen und
sprach leise mit gefalteten Händen ein Mariengebet. Dann schritt sie aus.
Tief sog sie die kühle Nachtluft ein. Endlich konnte sie darangehen, ihre Rache auszuführen. Schon am nächsten Tag würde der Erste von denen nicht mehr leben, deren Wappen auf der Rückseite des Kruzifixes an ihrer Wand eingraviert waren.
Sie ließ Sabas vor dem Haus warten, während Kosmas Kantakouzenos’ Diener sie einließ. Schon die Eingangshalle war überaus prunkvoll gestaltet. Ganz besonders fiel ihr die Marmorbüste eines älteren Mannes ins Auge, vermutlich ein römischer Senator, dessen Züge die Erfahrungen und Gemütsbewegungen eines langen Lebens spiegelten. Blaue venezianische Gläser auf einem Tisch glänzten im Lichtschein wie Edelsteine. Den Ehrenplatz im Raum nahm ein ägyptischer Alabasterhund mit riesigen Ohren ein, der auf einem geschnitzten Holzpodest stand.
Als Zoe zu Kosmas hineingeführt wurde, saß dieser vor einem mit Intarsien verzierten Tisch, auf dem ein halb geleerter Weinkrug neben einem Teller mit Datteln und Honigfrüchten stand – ein wohlbeleibter Mann, der dank der Gewinne, die er machte, das Leben in vollen Zügen genoss.
»Da ich Euch nichts schuldig bin«, sagte er mit säuerlicher Miene und ohne sich zu ihrer Begrüßung zu erheben, »nehme ich an, dass Ihr gekommen seid, um zu sehen, was es bei mir zu erbeuten gibt.«
Es genügte ihr nicht, sich an seinem Niedergang zu weiden; sie wollte Streit, und zwar einen von der Art, der bis zur Gewalttätigkeit ausarten konnte.
»Eure Gabe, den Charakter anderer Menschen einzuschätzen, ist beklagenswert schlecht«, sagte sie, nach wie
vor stehend. »Ich bin nicht um eines materiellen Vorteils willen gekommen, wohl aber möchte ich Euch zu einem angemessenen Preis Ikonen abkaufen, die ich der Kirche zum Geschenk machen will, damit alle Gläubigen sie verehren und ihrer Segnungen teilhaftig werden können.«
Seine Schultern strafften sich, und er hob leicht den Kopf.
»Zuvor aber möchte ich sie sehen«, fügte sie mit einem angedeuteten Lächeln hinzu.
»Selbstverständlich. Wein?«
»Gern.« Sie dachte nicht im Traum daran, in diesem Hause auch nur einen Schluck zu trinken, ihr ging es lediglich um das Glas. Wirklich schade darum – es war von erlesener Qualität.
Er erhob sich steif, wobei seine Kniegelenke knackten, und holte ein Glas von einem Wandbord. Er füllte es zur Hälfte und stellte es vor sie auf den Tisch. »Lasst uns über Geld reden. Die Ikonen hängen dort drinnen an der Wand.« Er wies auf einen Türbogen, hinter dem ein schwach erleuchteter Raum lag.
Sie ging hinein und blieb stehen. Ihr Herzschlag stockte. Ein halbes Dutzend Ikonen an der Wand zeigten Christus, die Apostel Petrus und Paulus sowie die Jungfrau Maria. Zum Teil war deren Kleidung mit Juwelen besetzt oder mit Elfenbein eingelegt.
Sie waren von so atemberaubender Schönheit, dass Zoe einen Augenblick lang sowohl den Grund ihres Dortseins als auch den für ihren glühenden Hass vergaß.
Als sie hinter sich ein Geräusch hörte, erstarrte sie. Dann drehte sie sich betont langsam um. Kosmas stand im Eingang, klein, mit einer krummen Nase, schweren Lidern und rot geäderten Augen, die tief in ihren Höhlen lagen.
»Ich würde sie eher in Stücke schlagen, als mich bei ihrem Verkauf übervorteilen lassen«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Ich kenne Euch, Zoe Chrysaphes. Ihr tut nichts ohne
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