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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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Grund. Warum also seid Ihr gekommen?«
    »Sie sind von unvergleichlicher Schönheit«, sagte sie, als sei das eine Antwort.
    »Und äußerst wertvoll.« An seinem Gesicht war abzulesen, was in seiner Krämerseele vorging.
    »Dann sollten wir uns über den Preis unterhalten«, sagte sie, außerstande, die Verachtung zu unterdrücken, die sie für ihn empfand, während sie so dicht an ihm vorüberging, dass sie an seinen vorgewölbten Bauch stieß. »Lasst uns feststellen, wie viele Silberstücke das Gesicht der Jungfrau Maria wert ist.«
    »Es handelt sich um eine von Menschenhand aus Holz und Farbe geschaffene Ikone«, sagte er mit höhnisch verzogenem Gesicht.
    »Und aus Blattgold, Kosmas; vergesst keinesfalls das Blattgold oder die Edelsteine«, gab sie zurück.
    Er runzelte die Stirn. » Wollt Ihr nun eine kaufen oder nicht?«, blaffte er.
    » Wie viele Silberstücke, Kosmas, im Namen der Heiligen Jungfrau? Dreißig scheint mir angemessen.« Sie nahm eine kleine Börse aus der Tasche ihres Gewandes und zählte das Geld auf den Tisch.
    Wut verzerrte sein Gesicht. »Es ist eine Ikone, dummes Weib! Das Werk eines Künstlers, nichts weiter. Ich verkaufe doch nicht Christus!«
    » Lästerung! «, kreischte sie. Ihre Wut war nur zum Teil gespielt. Sie griff nach einem der Gläser und hob es hoch, um zu zeigen, dass sie es zerschmettern und als Waffe benutzen würde.

    Er stürzte sich darauf und griff danach, wobei sich der herrliche goldene Rand löste und das Glas splitterte, so dass nur noch gezackte Enden aus dem Stiel ragten. Er hielt es mit geöffnetem Mund wie einen Dolch. In seinen weit aufgerissenen Augen lag Angst.
    Sie zögerte. Sie kannte Schmerzen aus Erfahrung, und der Gedanke daran war für sie schwer erträglich. Aber hier ging es um Rache, um etwas, wofür sie all die langen, trostlosen Jahre gelebt hatte. Erneut ging sie gegen ihn vor, benutzte das Ende ihres Umhangs, um die scharfen Zacken zumindest teilweise unschädlich zu machen, wenn er zustieß, damit sie ihr nicht ins Fleisch drangen.
    Von Furcht getrieben, griff er sie an. Sie spürte, wie das Glas ihre Haut ritzte, zuckte zurück, ergriff dann seine Hand und schrie dabei, so laut sie konnte, weil sie wollte, dass die Diener sie hörten. Sie würde deren Aussage brauchen. Er musste der Angreifer sein, nur ein Glas durfte zerbrechen. Auf keinen Fall durfte sie die Angreiferin sein – sie musste sich verteidigen.
    Er fühlte sich überrumpelt. Statt blutüberströmt zu Boden zu sinken, wie er erwartet hatte, ging sie gegen ihn vor, drehte seine Hand, die den Stiel des Glases hielt, und drückte mit ihrem Körpergewicht dagegen. Die gezackte Kante traf seine Haut und riss sie auf.
    Dann ließ sie von ihm ab und zeigte sich überrascht, als die Diener hereinstürzten.
    »Es ist nichts weiter«, sagte Kosmas wütend und schrie seine Diener an, ohne den Blick von Zoe zu wenden. Sein Gesicht war rot, seine Augen blitzten.
    Sie wandte sich den beiden Männern und der Frau zu und zwang sich zu einem entschuldigenden Ton. Das war ganz besonders wichtig. »Mir ist ein Glas hingefallen und
dabei zerbrochen«, sagte sie mit einem bezaubernden und bedauernden Lächeln, als schäme sie sich deswegen ein wenig. » Wir haben im selben Augenblick danach gegriffen und … sind aneinandergestoßen. Dabei haben wir uns offenbar beide geschnitten. Es wäre gut, wenn Ihr Wasser und etwas zum Verbinden bringen könntet.«
    Sie zögerten.
    »Macht schon!«, brüllte Kosmas sie an und hielt die Hand auf die Wunde, deren Blut sein Gewand zu färben begann.
    »Ich habe hier ein Mittel, das Schmerzen lindert«, sagte Zoe hilfreich und griff in die Tasche ihrer Tunika, in der sie das Päckchen aus Ölhaut mit dem Gegengift aufbewahrte.
    »Nein«, gab er sogleich zurück. »Ich benutze mein eigenes. « In seiner Stimme lag Triumph. Er schien überzeugt zu sein, dass er einer Falle ausgewichen war, die sie ihm gestellt hatte.
    » Wie Ihr wollt.« Sie schüttete sich ein wenig von dem Pulver in den Mund und nahm einen Schluck Wein aus dem Glas, das auf dem Tisch stand.
    »Was ist das?«, wollte er wissen.
    »Wie ich gesagt habe – ein Pulver, das den Schmerz lindert«, gab sie zurück und hielt ihren blutenden Arm hoch. » Wollt Ihr auch etwas davon?«
    »Nein!« In seinen Augen lag Spott.
    Die Diener kehrten zurück und säuberten sorgfältig die Wunden beider.
    »Ich habe eine Salbe …« Mit der freien Hand nahm Zoe den kleinen Porzellantiegel mit den aufgemalten

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