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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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seine Ankunft und wurde eine volle Viertelstunde vor der festgesetzten Zeit in die Privatgemächer des Papstes geführt.
    Dort musste er warten, doch damit hatte er gerechnet. Am liebsten wäre er auf dem glatten Marmorboden auf und ab geschritten, wagte es aber nicht.

    Dann endlich wurde er vor den Papst geführt. Das Licht der Sonne fiel in den Raum, der dadurch größer und heller wirkte, als er war. Palombara blieb keine Zeit, die Wandgemälde zu betrachten, und so nahm er lediglich gedämpfte Farben und Goldtöne wahr.
    Er kniete nieder, um Tebaldo Visconti, jetzt Gregor X., den Fischerring zu küssen. »Eure Heiligkeit«, murmelte er.
    »Wie geht es Euch, Enrico? Lasst uns in den Hof hinausgehen. Es gibt viel zu besprechen.«
    »Wie Eure Heiligkeit wünschen«, sagte Palombara gehorsam und erhob sich. Er war deutlich größer und schlanker als der ziemlich rundliche Papst, und so sah er auf dessen Gesicht mit den großen dunklen Augen und der kräftigen Adlernase hinab.
    Obwohl Gregor schon seit zweieinhalb Jahren auf dem Stuhl Petri saß, war dies ihr erstes Gespräch unter vier Augen. Der Papst ging durch die breiten Türen voraus und trat in den Innenhof, wo man sie sehen, aber nicht hören konnte, worüber sie sprachen.
    » Vor uns liegt viel Arbeit, Enrico«, sagte der Papst. »Wir leben zwar in gefährlichen Zeiten, doch bieten sie auch vielversprechende Gelegenheiten. Wir sind von Feinden umringt und können uns keinen Zwist im Inneren leisten.« Er sah scharf zu Palombara hin.
    Dieser murmelte etwas, um zu zeigen, dass er zuhörte.
    »Die deutschen Kurfürsten haben mit Rudolf von Habsburg einen neuen König gewählt, den ich zu gegebener Zeit zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches krönen werde. Er hat allen Ansprüchen auf unsere Länder wie auch auf Sizilien entsagt«, fuhr Papst Gregor fort.
    Jetzt begriff Palombara. Der Bischof von Rom räumte die der Kirche drohenden Gefahren eine nach der anderen
aus dem Weg. Offensichtlich plante er ein großes Vorhaben.
    Sie überquerten eine kleine freie Fläche, und Palombara schützte mit der Hand die Augen vor dem grellen Sonnenlicht, um den Gesichtsausdruck des Papstes erkennen zu können.
    »Die Macht des Islam nimmt zu«, fuhr Gregor fort. Seine Stimme wurde dabei schärfer. »Außer einem großen Teil des Heiligen Landes halten die Mohammedaner den ganzen Süden und Osten Arabiens besetzt, überdies Ägypten, Nordafrika und große Gebiete im Süden Spaniens. Nicht nur ihr Handel dehnt sich immer mehr aus, bei ihnen blühen Wissenschaft und Künste, und sie sind führend auf Gebieten wie Mathematik und Medizin. Ihre Schiffe durchpflügen das östliche Mittelmeer, und nichts hält sie auf.«
    Trotz des warmen Sonnenlichts fühlte Palombara, wie ihn ein kalter Schauer überlief.
    Der Papst hielt inne. »Sollten sie auf den Gedanken kommen, nordwärts nach Nikaia zu ziehen, was ihnen ohne weiteres möglich wäre, wäre es ihnen ein Leichtes, Konstantinopel und danach Stück für Stück das gesamte einstige byzantinische Reich einzunehmen. Damit stünden sie unmittelbar vor den Toren Europas. Solange dessen Länder uneins sind, wird es sich nicht halten können.«
    »Das dürfen wir auf keinen Fall zulassen«, sagte Palombara schlicht, obwohl es alles andere als einfach sein würde, das zu bewirken. Alle Bemühungen, das seit zwei Jahrhunderten bestehende Schisma zwischen der römischen und der byzantinischen Kirche zu beseitigen, waren gescheitert. Jetzt ging es nicht nur um die Differenzen in der theologischen Lehrmeinung, die sich hauptsächlich um die Frage drehten, ob der Heilige Geist aus Vater und Sohn hervorgehe
oder allein aus Gottvater, inzwischen gab es auch Hunderte von Unterschieden auf kultureller Ebene, die die Menschen voneinander trennten.
    »Kaiser Michael Palaiologos hat sich bereiterklärt, Abgesandte zum Konzil zu schicken, das ich für Juni nach Lyon einberufen habe«, fuhr der Papst fort. »Ich möchte, dass auch Ihr mitkommt. Achtet aufmerksam auf alles, was Ihr dort hört. Ich muss wissen, wer meine Freunde und wer meine Feinde sind.«
    Erregung erfasste Palombara. Eine Aufhebung der Kirchenspaltung wäre die bedeutendste Leistung der Christenheit in den letzten zwei Jahrhunderten. Damit bekäme Rom erneut die Macht über alle Länder zwischen dem Atlantik und dem Schwarzen Meer, wie einst zur Zeit der Cäsaren.
    » Womit vermag ich unserer Sache zu dienen?« Palombara war selbst überrascht, als er merkte, wie aufrichtig er das

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