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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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Kräutern, die das Fieber und die Schmerzen lindern, Majestät, und mit einer Salbe, die den Ausschlag abheilen lässt. Außerdem habe ich dafür gesorgt, dass Euch keine verdorbenen Nahrungsmittel, verunreinigtes Öl oder unsaubere Kleidung schaden konnten. Eure Diener haben darauf geachtet, dass Euch niemand vergiftet. Euren Vorkostern habe ich geraten, besonders auf Messer und Löffel zu achten, aber auch auf die für sie selbst zubereiteten Speisen.«
    »Und was ist mit Gebeten?«

    »Sie haben gebetet, Majestät, ohne dass ich es ihnen zu sagen brauchte.«
    »Zweifellos um meine Gesundheit und um Euer Leben.« Diesmal war die Belustigung auf seinem Gesicht unübersehbar.
    Noch auf dem Heimweg fragte sie sich, ob man ihn mit Gift hatte aus dem Weg räumen wollen und ob Zoe daran beteiligt war. Wenn sich Byzanz mit der römischen Kirche verband, würde sich Zoe wie vergewaltigt vorkommen. Hatte sie sich eingeredet, der blinde, inbrünstige Glaube werde die Byzantiner bewahren?
    Mit einem Mal merkte sie, wie tief ihr Zweifel doch war, und sie begriff, dass er Folge einer Sünde sein konnte. Maß Gott den Unterschieden zwischen den beiden Kirchen irgendeine Bedeutung bei, oder ging es dabei lediglich um Lehrmeinungen, Rituale von Menschen, die unterschiedlichen Kulturen auf unterschiedliche Weise angepasst waren?
    Gern hätte sie Ioustinianos gefragt, was er glaubte, vor allem aber, was er in Konstantinopel erfahren hatte, was ihn dazu gebracht hatte, für die Verhinderung der Union zu kämpfen, obwohl damit die Gefahr eines neuen Kreuzzugs heraufbeschworen wurde.
    Ohne ihn fühlte sie sich verloren, einsam und wie gelähmt.

KAPİTEL 18
    Inzwischen lebte Anna seit mehr als zwei Jahren in der Stadt und kannte die Anklagepunkte gegen Ioustinianos ebenso genau wie die dafür angeführten Beweismittel. Der Prozess gegen ihn hatte vor dem Kaiser selbst und unter Ausschluss jeglicher Öffentlichkeit stattgefunden. Da der Kaiser die oberste richterliche Gewalt hatte, war das nicht ungewöhnlich, zumal, wenn man bedachte, dass sowohl das Opfer als auch einer der Angeklagten aus Familien stammten, die einst den Kaiser gestellt hatten.
    Auch über Antonios hatte sie sehr viel mehr in Erfahrung gebracht, doch nichts wies auf einen Hang zur Gewalttätigkeit hin, ganz im Gegenteil ließ ihn alles, was sie gehört hatte, als äußerst liebenswerten Menschen erscheinen. Als Feldhauptmann war er tapfer und gerecht gewesen und wurde überdies als Musikliebhaber bezeichnet. Überall hörte sie, er und Ioustinianos seien gute Freunde gewesen, und es fiel ihr nicht schwer, das zu glauben.
    Von Bessarion hieß es, er sei bewundernswert gewesen und vor Menschenmassen ein mitreißender Redner. Unter seinesgleichen aber habe er sich unbehaglich gefühlt, was wohl die Ursache seiner Einsamkeit gewesen sei. Außerdem sei er einer von denen gewesen, die sich leicht in ihre Vorstellungen hineinsteigerten.
    Doch so viel sie auch erfuhr, sie erkannte keinerlei Zusammenhang. Welcher Art mochte die Beziehung zwischen all diesen Menschen gewesen sein: dem religiösen Führer Bessarion, dem umgänglichen Feldhauptmann Antonios, dem tiefgläubigen Kaufmann Ioustinianos, der in ihrer Seele verletzten leidenschaftlichen Byzantinerin Zoe, ihrer oberflächlichen Tochter Helena, der klugen, aber angeblich
hässlichen Irene Vatatzes, dem mächtigen, doch zugleich verletzlichen Bischof Konstantinos und dem schwachen Esaias Glabas, dessen Name immer wieder genannt wurde?
    Hinter dieser Geschichte musste mehr stecken als die Religion, die mehr oder weniger alle Angehörigen des byzantinischen Volkes verband.
    Außer Leo und Simonis gab es niemanden, mit dem sie über diese Fragen zu sprechen wagte.
    Simonis hatte schon im Hause ihres Vaters gedient, als dieser begonnen hatte, Anna und Ioustinianos in der Heilkunst zu unterweisen. Ohne eigene Kinder, hatte sie sich um die Zwillinge gekümmert, wenn deren Mutter krank war, was häufig der Fall gewesen war.
    Dann hatte Anna zum ersten Mal Patienten behandeln dürfen, stets unter der Aufsicht des Vaters, der auf jede ihrer Bewegungen geachtet, jede Berechnung kontrolliert, sie ermutigt und ihr gesagt hatte, was sie besser machen konnte.
    Und dann war es geschehen. In ihrem Eifer hatte sie ein Etikett nicht richtig gelesen, einem Patienten eine zu starke Dosis Opium gegen den Schmerz verabreicht und dessen Haus zu einer Besorgung verlassen, die mehrere Stunden in Anspruch nahm. Da der Vater zu einem schweren

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