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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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der Medizin vertraut gemacht, die mir zugänglich waren.« Beinahe hätte sie hinzugefügt, dass ihr Vater sie unterwiesen hatte, erkannte aber im letzten Augenblick, dass sich das als verhängnisvoller Fehler erweisen konnte, und biss sich auf die Zunge, dass es schmerzte.
    »Seid Ihr in Nikaia geboren?«, fragte er.
    »Nein, Majestät, in Thessaloniki.«
    Seine Augen weiteten sich kaum wahrnehmbar. »Ich auch. Wenn ich einen Priester haben wollte, würde ich einen kommen lassen. Es gibt Hunderte, die nur darauf warten, mir meine Sünden vorzuhalten.« Ein betrübtes Lächeln verzog sein Gesicht. »Und mir eine kräftige Buße aufzuerlegen. « Dann öffnete er seine Tunika am Hals, so dass mit Bläschen besetzte rote Striemen auf seiner Brust zu sehen waren. »Was fehlt mir?«

    Sie erkannte Besorgnis in seinen Augen.
    Aufmerksam betrachtete sie den Ausschlag und prägte sich das Muster, die Abstände der Bläschen und deren Größe ein. »Bitte bedeckt Euch wieder, damit Ihr Euch nicht erkältet«, sagte sie dann. »Darf ich Eure Stirn berühren, um zu sehen, ob Ihr fiebert?«
    »Nur zu.«
    Die von Schweißtropfen bedeckte Stirn fühlte sich heiß an. »Juckt der Ausschlag?«
    »Tut er das nicht immer?«, fragte er kurz angebunden.
    »Nein, Majestät. Manchmal spürt man nur ein leichtes Brennen oder Ziehen, manchmal aber ist es sehr schmerzhaft und fühlt sich an wie tausend Nadelstiche. Habt Ihr Kopfschmerzen, fällt Euch das Atmen schwer? Schmerzt Eure Kehle?« Sie wollte ihn auch fragen, ob er Schmerzen im Unterleib hatte, sich übergeben musste, an Durchfall oder Verstopfung litt – aber durfte man einem Kaiser solche Fragen stellen? Vielleicht konnte Nikephoros ihr später Auskunft darüber erteilen.
    »Was ist es?«, fragte dieser jetzt tief besorgt. »Hat man ihn vergiftet?«
    Schlagartig ging ihr auf, wie naheliegend ein solcher Verdacht war. Sie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie es sein musste, wenn jemand beständig von Hass und Neid umgeben lebte und nie wusste, ob einer der Diener oder gar ein Angehöriger seinen Tod so sehr wünschte, dass er Schritte unternahm, um ihn zu beseitigen.
    »Das weiß ich noch nicht«, sagte sie. »Wascht Seiner Majestät sorgfältig alle vom Ausschlag befallenen Stellen mit sauberem Wasser. Währenddessen bereite ich Medikamente und Salben vor, um den Schmerz zu lindern.«
    Sie entschied sich zu einer kühnen Maßnahme, denn
Zurückhaltung würde zu noch mehr Angst und Sorge führen. »Dann werde ich sehen, was es ist, und ein Gegenmittel zubereiten.« Unvermittelt durchfuhr sie der grauenhafte Gedanke, Zoe selbst hätte ihn vergiftet. Ihr angesichts ihres Alters blendendes Aussehen zeigte, dass sie bestens mit der Herstellung von Schönheitsmitteln vertraut war – es wäre kein Wunder, wenn sie sich mit Gift ebenso gut auskannte.
    »Nikephoros!«, rief sie dem Eunuchen nach, der im Begriff stand zu gehen, um ihre Anweisung auszuführen.
    Er wandte sich mit besorgtem Blick zu ihr um.
    »Nehmt frische Öle, solche, die Ihr selbst gekauft habt. Auf keinen Fall Geschenke, ganz gleich, von wem. Reinigt das Wasser. Gebt dem Kaiser nur Dinge zu essen, die Ihr selbst zubereitet und vorgekostet habt.«
    »Gewiss«, sagte er und fügte hinzu: »Zu meiner eigenen Sicherheit werde ich einen zweiten Diener bitten, auf jede meiner Bewegungen zu achten, und wir werden beide alles vorkosten.« Das klägliche Lächeln, mit dem er das sagte, erhellte sein ganzes Gesicht.
    Ein Schauer lief Anna über den Rücken, als ihr zu dämmern begann, worauf sie sich eingelassen hatte.
    Als sie am folgenden Tag erneut in den Palast kam, suchte sie als Erstes Nikephoros auf. Er wirkte besorgt und kam gleich zur Sache, kaum, dass sie allein waren.
    »Es geht ihm nicht schlechter, aber das Essen bereitet ihm nach wie vor Schmerzen, und der Ausschlag ist nicht zurückgegangen. Handelt es sich um eine Vergiftung?«
    »Es gibt nicht nur absichtliche Vergiftungen, sondern auch unabsichtliche«, wich sie aus. »Nahrungsmittel können verderben oder wirken giftig, wenn sie unreif sind oder
mit unsauberen Dingen in Berührung gekommen sind. Wenn man beispielsweise eine Aprikose mit einem Messer schneidet, dessen eine Seite mit Gift in Berührung gekommen ist, kommt es darauf an, welche Hälfte man isst – «
    »Ich verstehe«, fiel er ihr ins Wort. »Ich muss achtsamer sein – im eigenen Interesse«, fügte er mit spöttisch gekräuselter Lippe hinzu.
    »Habt Ihr einen bestimmten Verdacht?«,

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