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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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fragte sie.
    »In der Stadt gibt es die unterschiedlichsten Interessengruppen«, erklärte er. »Viele bekämpfen voll Leidenschaft die Union mit Rom, und andere machen sich deren Widerstand gegen den Kaiser zunutze. Ihr habt die Aufstände ja selbst miterlebt.«
    Sie spürte, wie ihr der Schweiß über den Nacken lief, während ihr durch den Kopf ging, welchen Anteil der Kaiser daran hatte. »Ja.«
    »Und dann sind da natürlich noch jene, die ihrerseits gern auf dem Thron sitzen würden«, fügte er mit gesenkter Stimme hinzu. »In der Geschichte unseres Reiches finden sich zahlreiche Beispiele für Thronraub und Umsturz. Außerdem gibt es Menschen, die auf Rache für erlittenes Unrecht sinnen.«
    »Unrecht?« Sie schluckte schwer. Damit war die Unterhaltung in schmerzliche Nähe zu Ioustinianos und genau genommen zu ihr selbst gerückt. »Meint Ihr damit persönliche Feindschaft?«, fragte sie leise.
    »Manche sind der Ansicht, man hätte Ioannis Laskaris ungeachtet seiner Jugend, Unerfahrenheit und kontemplativen Veranlagung auf dem Kaiserthron lassen sollen.« Sein Gesicht verzog sich schmerzlich bei der Erinnerung daran, welch entsetzliche Verletzungen man dem jungen Kaiser zugefügt hatte. »Bis vor kurzem lebte hier in der Stadt ein
Mann namens Ioustinianos Laskaris«, fuhr er dann fort. »Vermutlich ein Verwandter. Er war mehrfach hier im Palast. Der Kaiser hat sich mit ihm unterhalten, ohne dass wir hören konnten, was gesagt wurde oder worum es ging. Jedenfalls war er in den Mord an Bessarion Komnenos verwickelt und lebt jetzt in Judäa in der Verbannung.«
    »Wäre es möglich, dass er zurückgekehrt ist und dem Kaiser das angetan hat?« Ihre Stimme bebte, und da sie außerstande war, ihre Hände ruhig zu halten, schob sie sie halb unter ihre Gewänder und krallte dort ihre Finger in den Stoff.
    »Auf keinen Fall.« Der bloße Gedanke ließ seine Augen spöttisch aufblitzen. »Er befindet sich als Gefangener in einem Kloster auf dem Sinai, das er nie wieder verlassen wird.«
    »Warum hat er an der Ermordung des Bessarion Komnenos mitgewirkt?« Sie musste die Frage stellen, trotz der Gefahr, die das für sie bedeuten konnte und trotz ihrer Angst vor der Antwort.
    »Das weiß ich nicht«, gab er zu. »Bessarion war einer der vielen, die sich schärfstens gegen die Union mit Rom ausgesprochen haben, und er verfügte über eine beträchtliche Anhängerschaft.«
    »Und war dieser Ioustinianos Laskaris ein Befürworter der Union?« Sie konnte es sich nicht vorstellen.
    »Nein.« Nikephoros lächelte erneut. »Er war ganz entschieden dagegen. Er hatte schlagende Argumente, die allerdings weniger theologisch begründet waren als die Bessarions. «
    »Dann könnte es sich um ein Zerwürfnis in religiösen Fragen gehandelt haben«, sagte sie probehalber.
    »Nein. Die Feindschaft, sofern es eine war, hatte eher
mit seiner freundschaftlichen Beziehung zu Antonios zu tun, der allem Anschein nach die Tat begangen hat.«
    »Warum? War er nicht als Feldhauptmann ein Mann des praktischen Lebens?« Erklärend fügte sie hinzu: »Ich habe Söldner behandelt, die ihn kannten.«
    Er sah sie aufmerksam an. »Es hieß, Antonios habe eine unstatthafte Beziehung zu Bessarions Gattin gehabt.«
    »Helena Komnena? Sie ist sehr schön …«
    »Findet Ihr?«, fragte er verwundert. »Mir erscheint sie hohl, wie ein Gemälde mit verblassten Farben. Sie ermangelt jeder Leidenschaft und scheint nichts von dem Schmerz zu wissen, den Menschen leiden, wenn sie ihre Träume nicht verwirklichen können.«
    »Warum hätte Antonios Bessarion dann töten sollen?«
    »Das weiß ich nicht«, gab Nikephoros zu. »Ich denke, dass da ein Zusammenhang mit Bessarions entschiedener Ablehnung der Union mit Rom und seinem Versuch bestand, das Volk zum Widerstand dagegen aufzurufen. Allerdings führt das in die Sackgasse, da sowohl Ioustinianos als auch Antonios ebenfalls dagegen waren.«
    Sie merkte, dass ihn widerstreitende Gefühle erfüllten, und fragte sich, wie er selbst zu dieser Frage stehen mochte.
    »Gibt es noch Anhänger Bessarions?«, brachte sie das Gespräch wieder auf seinen Ausgangspunkt zurück. »Ich meine, nicht einfach Bewunderer, sondern Menschen, die gewillt sein könnten, die Sache in seinem Sinne fortzuführen?«
    »Nachdem Ioustinianos und Antonios nicht mehr hier sind«, gab er mit einer Spur Trauer in der Stimme zurück, »haben sich die anderen Verschwörer wohl wieder ihren eigenen Angelegenheiten zugewandt. Bessarion war ein

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