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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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aber eher besorgt als glücklich aus.
    »Zoe Chrysaphes hat mich ihm empfohlen«, erklärte sie.
    »Ah … Zoe Chrysaphes.« Er beugte sich vor. »Sagt ihr nur das Allernötigste. Ich kenne sie zwar nur vom Hörensagen, kann es mir aber als Jude in einer Christenstadt nicht leisten, in Unwissenheit über ihre Macht zu leben. Ihr würdet gut daran tun, vorsichtig zu sein, mein Freund. Glaubt nur nicht, dass alles so ist, wie es aussieht.«
    Warum warnte er sie? Sie war überzeugt, ihre Nachforschungen mit der gebotenen Zurückhaltung betrieben zu haben. »Ich bin Byzantiner und orthodoxer Christ«, sagte sie mit Nachdruck.
    »Und Eunuch?«, fragte er leise. »Ihr verwendet jüdische Kräuter, behandelt Männer und Frauen und stellt viele Fragen. « Er berührte ihren Ärmel ganz leicht, kaum dass sie es spürte, so, als wäre sie eine Frau. Dann zog er die Hand zurück.
    Sie spürte, wie Entsetzen sie erfasste und ihr ganzer Körper sich mit Schweiß bedeckte. Sie musste Fehler begangen
haben, vielleicht eine ganze Reihe. Wer außer ihm wusste noch, dass sie eine Frau war?
    Er sah ihre Furcht und verstand. Lächelnd schüttelte er kaum wahrnehmbar den Kopf. »Niemand«, sagte er freundlich. »Aber Ihr könnt nicht alles verbergen, schon gar nicht vor einem Kräuterkundigen.« Seine Nüstern weiteten sich leicht. »Mein Geruchssinn ist ziemlich gut ausgeprägt. Ich hatte Schwestern, und ich bin verheiratet.«
    Sie begriff sogleich. Es war ihre Zeit des Monats, die trotz der Verletzungen noch kam, und damit natürlich der leichte Blutgeruch. Sie hatte geglaubt, ihn überdeckt zu haben.
    »Ich werde Euch Kräuter geben, die dafür sorgen, dass Euch niemand verdächtigt – und vielleicht lindern sie auch die Schmerzen ein wenig«, bot er ihr an.
    Sie konnte nur nicken. Trotz seiner Güte fühlte sie sich beschämt, verlegen und verängstigt.

KAPİTEL 20
    Bei Annas nächstem Besuch führte Konstantinos’ Diener sie in den Raum mit den Ikonen, allem Anschein nach ohne zu wissen oder daran zu denken, dass der Bischof gleich nebenan im Hof mit einem Besucher sprach.
    Sie trat ans andere Ende des Raumes in der Annahme, dort nichts von der Unterhaltung oder der Beichte des Besuchers zu hören, denn das gebot ihr Glaube.
    Doch als der Bischof und sein Besucher näher kamen und in den Eingang traten, sah sie, um wen es sich handelte. Sie kannte den knapp dreißigjährigen, selbstsicheren Mann von
ziemlich gewöhnlichem Aussehen, der bei passender Gelegenheit durchaus bezaubernd sein konnte, denn sie hatte seine Mutter behandelt. Es war Manuel Synopoulos, Angehöriger einer äußerst begüterten Familie. Er nahm einen prall mit Münzen gefüllten Lederbeutel aus seiner Dalmatika und gab ihn dem Bischof.
    »Kauft damit Brot für die Armen«, sagte er dazu.
    Konstantinos dankte ihm mit warmen Worten, zu denen eine gewisse Schärfe in seiner Stimme nicht so recht passte.
    »Ihr seid ein guter Mensch und werdet die Schar derer vergrößern, die um Christi willen auf der Seite unserer Kirche kämpfen.«
    »Und zwar in gehobener Stellung«, gab Synopoulos mit selbstzufriedenem Lächeln zurück.
    Anna mochte nicht glauben, dass sie soeben Zeugin eines Ämterkaufs geworden war. Unmöglich konnte der Bischof jemandem ein Kirchenamt gegen Geld zuschanzen. Auch nicht, wenn dieses Geld für die Armen bestimmt war, wie Synopoulos gesagt hatte.
    Manuel Synopoulos war ebenso wenig ein Gottesmann, ein würdiger Priester, wie irgendein anderer junger Mann aus gutem Hause, einer von denen, die nichts gelernt hatten, sich nach Gesetzesübertretungen mit Geld von der Schuld freikauften und es für ihr angestammtes Recht hielten, sich hemmungslos den Freuden des Daseins hinzugeben.
    Zweifellos würde sich seine Familie erkenntlich zeigen, zumal ein hohes Amt in der griechisch-orthodoxen Kirche deren Vermögen noch vergrößern würde, solange diese ihre Unabhängigkeit von der römischen bewahrte. Aber noch weit wichtiger als das Geld waren die mit diesem Amt einhergehende Würde und die Achtung der anderen.

    Mit einem Ausdruck von Hochstimmung auf seinem leicht geröteten Gesicht trat der Bischof jetzt auf Anna zu. »Soeben habe ich eine weitere beträchtliche Spende für die Armen bekommen. Unsere Stärke nimmt zu, Anastasios. Die Menschen in der Stadt bereuen ihre Sünden, beichten und lassen das Vergangene hinter sich. Sie sind nicht bereit, sich auf die Seite Roms zu schlagen; stattdessen werden sie gemeinsam mit uns für die Wahrheit

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