Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
Vom Netzwerk:
von ihnen zu erwarten hat. Und seht mich nicht so an! Ich bin nicht Eure Feindin – aber auch nicht Eure Freundin. Bei mir werdet Ihr nie wissen, was Ihr von mir zu erwarten habt, denn ich tue ausschließlich das, was ich tun muss, um mein jeweiliges Ziel zu erreichen. Ob es Gott oder dem Teufel dient, ist mir dabei gleich.«
    Anna glaubte ihr aufs Wort, ohne das zu sagen.
    Zoe erkannte das auf ihrem Gesicht und lachte.

KAPİTEL 21
    Anna räumte ihre Kräuter ein, gab ihrem Patienten noch einige Ratschläge und verabschiedete sich dann.
    »Danke«, sagte Nikephoros aufrichtig, als sie in den Vorraum trat. Offensichtlich hatte er auf sie gewartet. »Wird Meletios wieder gesunden?« Die Sorge war seiner Stimme anzuhören. Er hatte in jüngster Zeit immer häufiger nach ihr geschickt.
    »Auf jeden Fall«, sagte sie zuversichtlich und hoffte im Stillen, dass es sich so verhielt. »Sein Fieber geht allmählich zurück. Sorgt dafür, dass er zu trinken bekommt und bald auch wieder isst – vielleicht morgen.«
    Nikephoros war unübersehbar erleichtert. Sie hatte im Lauf der Zeit gemerkt, dass er ein mitfühlender und äußerst kluger Mensch war, der sich einsam fühlte. Er sammelte Kunstwerke, vor allem solche aus der griechischen Antike. Noch mehr als diese aber liebte er die Schätze des Geistes und sehnte sich danach, die erregenden Momente, die sie ihm bescherten, mit anderen zu teilen.
    Aus dem Vorraum gingen sie gemeinsam in eine der großen Galerien. Dort nahm er sie ein wenig beiseite. »Habt Ihr den neuen Patriarchen, Ioannis Beccus, schon kennengelernt? «
    »Nein.« Ihrer Stimme war anzuhören, dass sie begierig darauf war, mehr zu erfahren. Dieses Amt hatte Konstantinos angestrebt, durfte das aber nicht offen zeigen.
    »Er ist gerade beim Kaiser. Wenn Ihr ein wenig wartet, werde ich Euch mit ihm bekanntmachen«, erbot sich Nikephoros.
    »Danke«, nahm sie sogleich an. Sie unterhielten sich über Geschichte, Kunstwerke sowie die Ereignisse, die zur
Entwicklung bestimmter Stilmerkmale geführt hatten. Nach einer Weile wandte sich das Gespräch der Philosophie und der Religion zu. Sie entdeckte, dass er freisinnigere Ansichten vertrat, als sie angenommen hatte, und manche der Gedanken, die er vortrug, waren ihr nicht nur neu, sie erschienen ihr auch bemerkenswert.
    Schließlich öffnete sich die Tür, und der neue Patriarch Ioannis Beccus trat ein. Dieser hagere Mann mit scharf geschnittenen Zügen war zweifellos eine eindrucksvolle Erscheinung. Seine prächtigen Gewänder, eine seidene Tunika unter der schweren Dalmatika, wirkten elegant. Weit mehr aber als seine herrschaftliche Statur beeindruckte seine Ausstrahlung.
    Nachdem er Anna begrüßt hatte, sah er zu Nikephoros hin. »Es gibt viel zu tun«, sagte er. Es klang fast wie ein Befehl. »Es darf keine weiteren Zwischenfälle wie jene elende Angelegenheit mehr geben. Konstantinos scheint seine Anhänger nicht bändigen zu können, und ehrlich gesagt zweifle ich an seiner Ergebenheit unserer Sache gegenüber.« Er machte ein finsteres Gesicht. »Wir müssen ihn entweder überzeugen oder zum Schweigen bringen. Auf keinen Fall darf die Union mit Rom scheitern. Versteht Ihr? Da wir uns den Luxus der Unabhängigkeit nicht länger leisten können, bleibt uns nichts anderes übrig, als einen gewissen Preis zu zahlen, um nicht alles aufgeben zu müssen. Liegt das nicht auf der Hand? Das Überleben unserer Kirche wie unseres Reiches ist eng damit verknüpft.«
    Seine kräftige Hand fuhr mit einer schneidenden Bewegung durch die Luft, wobei seine Ringe blitzten. »Wenn Charles von Anjou uns angreift – und das wird er auf jeden Fall tun, es sei denn, wir wären mit Rom vereint –, ist das Ende von Byzanz besiegelt. Unser Volk wird dezimiert und
vertrieben, wer weiß, wohin. Und wie soll unser Glaube ohne unsere Kirche, unsere Stadt und unsere Kultur überleben? «
    »Das ist mir bekannt, Eminenz«, gab Nikephoros mit bleichem und ernstem Gesicht zur Antwort. »Entweder geben wir jetzt einen Teil auf, oder wir verlieren später alles. Ich habe mit Bischof Konstantinos gesprochen, vermag ihn aber nicht von seiner Überzeugung abzubringen, dass der Glaube unser bester Schutzschild sei.«
    Ein Schatten und der Ausdruck von Hochmut traten auf die Züge des Patriarchen. »Zum Glück steht dem Kaiser noch deutlicher als mir vor Augen, was auf dem Spiel steht«, gab er zur Antwort. »Er wird versuchen zu retten, was er kann, ohne sich darum zu kümmern, ob einige unserer

Weitere Kostenlose Bücher