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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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kämpfen.«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Das ist gut.«
    Offenbar hörte er ihrer Stimme das Gezwungene an, denn er erkundigte sich, ob etwas nicht in Ordnung sei.
    »Es ist nichts«, log sie im Bewusstsein, dass er ihr nicht glauben würde. »Nur ist es ein so entsetzlich langer Weg bis dorthin.«
    »Fortwährend stoßen neue Verbündete zu uns. Die Familie Skleros hat stets getreulich zu uns gehalten, und jetzt haben wir auch die Familie Synopoulos auf unserer Seite.«
    Sie wollte fragen, um welchen Preis, war aber noch nicht so weit, ihn herausfordern zu können. »Ich bin wegen einer Patientin gekommen, um die ich mir Sorgen mache …«, erklärte sie den Anlass ihres Besuchs.
    Er hörte ihr zwar geduldig zu, doch sie merkte, dass er innerlich nach wie vor über die mit Manuel Synopoulos getroffene Vereinbarung frohlockte.
    Als Anna eintrat, lag Zoe bequem auf der straff mit Schafwolle gefüllten Matratze ihres Bettes. Die dicke, mit Gänsedaunen gefüllte Decke umhüllte ein sauberer bestickter Bezug. Zoe, die erschöpft und schlecht gelaunt zu sein schien, klagte, dass sie kaum Luft bekomme, weshalb sie nicht schlafen könne. Sie behauptete, Helena habe ihr das Leiden ins Haus gebracht.

    »In dem Fall muss auch Eure Tochter krank sein«, sagte Anna. »Das tut mir leid. Soll ich sie ebenfalls mit Kräutern behandeln, oder wäre ihr ein Heilkundiger lieber, der … mit herkömmlicheren Mitteln arbeitet?« Auf diese Weise erkundigte sie sich gleichsam durch die Hintertür, ob der Patientin eine medizinische Behandlung oder die Beichte, verbunden mit den Gebeten eines Priesters, lieber sei.
    Mit kratzig klingendem Lachen fuhr Zoe sie an: »Redet nicht um den heißen Brei herum, Anastasios!« Dabei setzte sie sich ein wenig auf. »Helena ist feige. Sie beichtet jede Kleinigkeit und nimmt die Kräuter, wenn sie ihr behagen. Das ist Euch auch durchaus bekannt. Behandelt Ihr nicht die meisten Menschen, indem Ihr deren schlechtes Gewissen mit den Worten beschwichtigt, die sie von Euch erwarten, und ihnen dann das Medikament gebt, das die Krankheit heilt?«
    Es durchfuhr Anna, als sie merkte, dass Zoe sie so genau durchschaut hatte. Sie suchte nach einer Antwort. »Manche Menschen sind ehrlicher als andere«, sagte sie ausweichend.
    »Nun, zu denen gehört Helena nicht«, sagte Zoe kalt. »Was redet Ihr überhaupt von ihr? Ich habe Euch gerufen, nicht sie. Hat es damit zu tun, dass sie Bessarions Witwe ist? Ihr habt Euch von Anfang an auf, wie ich finde, ungewöhnlich neugierige Weise nach ihm erkundigt.«
    Zoe gegenüber war Leugnen sinnlos. »Das stimmt«, sagte Anna kühl. »Nach allem, was ich gehört hatte, wurde er ermordet, weil er ein glühender Gegner der Union mit Rom war. Es ist mein innigster Wunsch, dass wir uns und alles, woran wir glauben, nicht durch etwas verlieren, was letztlich eine Eroberung durch Irreführung wäre. In dem Fall könnten wir uns gleich freiwillig ergeben. Dem gegenüber
würde ich es vorziehen, dass wir im Kampf unterliegen. «
    Zoe stützte sich auf die Ellbogen. »Angesichts einer solch bemerkenswerten Tapferkeit wäret Ihr von Bessarion sicherlich enttäuscht gewesen.« In ihrer Stimme lag tiefer Abscheu. »Er war weniger mannhaft als Ihr, Gott steh Euch bei.«
    »Und warum hat man sich dann die Mühe gemacht, ihn aus dem Weg zu räumen?«, erkundigte sich Anna. »Oder geschah das, um einen Besseren an seine Stelle zu setzen?«
    Reglos blieb Zoe auf einen Ellbogen gestützt, so unbequem diese Stellung für sie auch sein mochte. »Wer hätte das sein können?«, fragte sie.
    Anna fasste sich ein Herz und sagte: »Antonios? Oder Ioustinianos Laskaris? Ich habe manche sagen hören, er wäre dafür Manns genug gewesen. Was ist Eure Meinung – hat er den nötigen Mut besessen oder nicht?« Sie bemühte sich, ihre Worte beiläufig klingen zu lassen, doch war ihr ganzer Körper erwartungsvoll angespannt, und ihre Hände waren so verkrampft, dass sie zu zittern begannen. Anfangs hatte sie lediglich gesprochen, weil sie hören wollte, ob Zoe bestritt, was sie sagte, und vielleicht weitere Einzelheiten von sich gab. Inzwischen war ihr diese Situation als durchaus möglich vor das innere Auge getreten.
    »Meint Ihr, ich weiß das?«, kam Zoes Antwort mit messerscharfer Stimme.
    Anna hielt ihrem Blick stand. »Alles andere würde mich sehr überraschen.«
    Zoe lehnte sich erneut in die Kissen zurück, wobei sich ihre schimmernde Haarpracht zu beiden Seiten des Kopfes ausbreitete.

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