Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
Rat des Aberdeener Polizeihelden DS Logan »Lazarus« McRae.
    Logan stöhnte. Dieser verfluchte Colin Miller! Glaubte wahrscheinlich, ihm einen Gefallen zu tun, indem er ihn als Stimme der Vernunft hinstellte, aber Insch würde mal wieder an die Decke gehen. Es würde so aussehen, als wäre Logan mit der Geschichte zur Press and Journal gegangen. Als hätte er dem Inspector den Dolch in den Rücken gestoßen.
    Peter Lumleys Stiefvater wartete schon auf ihn, als er die Eingangstür zum Präsidium aufstieß. Der Mann sah aus, als hätte er seit einem Monat nicht mehr geschlafen, und mit seinem nach Bier und Whisky stinkenden Atem hätte er die Tapeten von den Wänden lösen können. Er hatte die Zeitungen gelesen. Er wusste, dass sie jemanden festgenommen hatten.
    Logan ging mit ihm in einen der Vernehmungsräume und hörte sich geduldig an, wie er tobte und schimpfte. Dieser Roadkill wusste, wo sein Sohn war. Die Polizei musste ihn nur zum Reden bringen! Wenn sie es nicht fertig brächten, würde er es tun! Sie mussten Peter finden!
    Allmählich gelang es Logan, ihn zu beruhigen. Er erklärte ihm, dass der Mann, den sie in Gewahrsam hatten, möglicherweise gar nichts mit Peters Verschwinden zu tun habe. Dass die Polizei ihr Möglichstes tue, um Peter zu finden. Dass er nach Hause gehen und sich ein bisschen ausruhen solle. Die schiere Erschöpfung bewog den Mann schließlich, einzulenken und sich von einem Streifenwagen nach Hause fahren zu lassen.
    Als Logan dann seinen eigentlichen Dienst antrat, war ihm hundeelend zumute. Sein Magen schien sich verknoten zu wollen, und das lag nicht an den Narben. Schon halb neun, und immer noch nichts von Insch zu sehen. Ein gewaltiger Anschiss braute sich zusammen, und Logan konnte nur den Kopf einziehen und beten.
    Die Einsatzbesprechung war schnell vorbei. Logan verteilte die Aufgaben und stellte die Teams zusammen. Eine Gruppe für die Befragung sämtlicher Anwohner im Umkreis von einer Meile um die letzten bekannten Aufenthaltsorte der Kinder sowie die Fundorte der Leichen herum. Hatte irgendjemand diesen Mann – Roadkill – in der Nähe beobachtet? Eine zweite Gruppe sollte sämtliche Akten und Unterlagen durchforsten, die auch nur entfernt mit Bernard Duncan Philips zu tun hatten. Und schließlich die letzte, bei weitem größte Gruppe, die den widerlichsten Job von allen zugeteilt bekam: eine Tonne verwesender Tierkadaver nach einem abgetrennten Penis zu durchwühlen. Das war nicht mehr die Aufgabe der Stadtreinigung – hier ging es um eine Mordermittlung.
    Niemand fragte nach DI Insch oder verlor auch nur ein Wort über die Titelseite der P & J von heute Morgen. Aber Logan wusste, dass sie alle den Bericht gelesen hatten. Eine Atmosphäre unterschwelliger Feindseligkeit hing im Raum. Logan hatte geahnt, dass sie genau diesen vorschnellen Schluss ziehen würden: Er musste zur Presse gegangen sein und Insch in die Geschichte reingeritten haben.
    Constable Watson vermied jeden Blickkontakt mit ihm.
    Als die Besprechung zu Ende war und alle hinausgeschlurft waren, machte Logan sich auf den Weg zu DI Steel. Sie saß rauchend und Kaffee trinkend in ihrem Büro, die Füße auf den Schreibtisch gelegt, die Morgenzeitung über das Chaos von Papieren ausgebreitet. Als Logan anklopfte und eintrat, blickte sie auf und hob ihre Kaffeetasse zum Gruß.
    »Morgen, Lazarus«, sagte sie. »Auf der Suche nach Ihrem nächsten Opfer?«
    »Ich war es nicht! Ich weiß, wie es nach außen aussehen muss, aber ich war’s wirklich nicht!«
    »Ja, ja. Machen Sie die Tür zu und pflanzen Sie Ihren Hintern da rein.« Sie deutete auf den klapprigen Stuhl auf der anderen Seite ihres Schreibtisches.
    Logan folgte ihrer Aufforderung, lehnte die angebotene Zigarette aber höflich ab.
    »Wenn Sie wirklich damit zur Presse gegangen sind« – sie tippte mit dem Finger auf die Zeitung –, »dann sind Sie entweder so saublöd, dass Sie nicht ohne Aufsicht atmen können, oder Sie haben ernsthafte politische Ambitionen. Sind Sie ehrgeizig, Mr. Polizeiheld?«
    »Was?«
    »Ich weiß, dass Sie nicht dumm sind, Lazarus«, fuhr sie fort und wedelte mit ihrer Zigarette. »Mit so was zur Presse zu gehen, ist ein Schuss, der jederzeit nach hinten losgehen kann. Aber das hier könnte Inschs Karriere den Todesstoß versetzen. Wenn er erst mal aus dem Weg geräumt ist und Sie die Presse auf Ihrer Seite haben, sind Sie der absolute Favorit für seine Nachfolge. Das gemeine Volk wird Sie hassen, aber wenn Sie damit

Weitere Kostenlose Bücher