Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
als Schulpolizist.
Endlich rief ihn der hakennasige, rothaarige Inspector von der Dienstaufsicht ins Zimmer zurück. Logan trat vor den Schreibtisch des Superintendent, nahm erneut Haltung an und wartete darauf, dass das Beil fiel.
»Sergeant«, sagte der Superintendent. Er nahm die Zeitung, die auf seinem Schreibtisch lag, faltete sie einmal und beförderte sie mit einem gezielten Wurf in den Papierkorb. »Es wird Sie freuen zu hören, dass wir Ihnen glauben.«
Logan konnte nicht umhin, Inspector Napiers angesäuerte Miene zu bemerken. Nicht jeder im Raum schien mit dem Urteil einverstanden zu sein.
Der Superintendent lehnte sich in seinem Sessel zurück und musterte Logan eingehend. »DI Insch sagt mir, Sie seien ein guter Kriminalbeamter. Und DI Steel sagt das Gleiche. Nicht der Typ, der mit einer solchen Geschichte zu den Medien läuft. Ich respektiere die Ansichten meiner leitenden Beamten. Wenn sie mir sagen, dass Sie kein …« Er hielt inne und setzte ein einstudiertes Lächeln auf. »Wenn sie mir sagen, dass Sie sich niemals ohne Genehmigung an die Presse wenden würden, dann bin ich bereit, ihnen zu glauben. Allerdings …«
Logan straffte den Rücken und machte sich auf seine Versetzung in die Provinz gefasst.
»Allerdings können wir angesichts solcher Vorgänge nicht einfach die Hände in den Schoß legen. Ich kann der Welt verkünden, dass wir hundertprozentig hinter DI Insch stehen. Was wir auch tun. Aber das macht all diese Dinge nicht einfach ungeschehen. Diese Skandalgeschichten: das Märchenspiel, Philips’ Entlassung knapp einen Tag, bevor auf seinem Anwesen die Leiche eines Mädchens entdeckt wird …« Er hob eine Hand, kaum dass DI Insch den Mund aufgemacht hatte. »Ich persönlich bin nicht der Meinung, dass der Inspector irgendetwas falsch gemacht hat. Aber diese Geschichten schädigen den Ruf der Truppe ganz erheblich. In jeder zweiten Tageszeitung in diesem Land finden Sie irgendeine wiederaufbereitete Version von Millers Story. In der Sun , in der Daily Mail , im Mirror , im Independent , im Guardian , im Scotsman – sogar in der Times , ob Sie’s glauben oder nicht! Alle Welt bekommt zu hören, dass bei der Grampian Police nur inkompetente Idioten arbeiten.« Er rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her und strich seine Uniform glatt. »Die Kollegen von Lothian and Borders haben wieder bei unserem Polizeipräsidenten angerufen. Sie sagen, sie haben Kräfte, die Erfahrung mit dieser Art von Ermittlungen besitzen. Und dass sie die Gelegenheit begrüßen würden, uns ›behilflich‹ zu sein.« Seine Miene wurde finster. »Wir müssen demonstrieren, dass wir etwas tun. Die Öffentlichkeit will Köpfe rollen sehen, aber ich bin nicht bereit, DI Insch zu opfern.« Er atmete tief durch. »Es gibt noch eine andere Möglichkeit, wie wir vorgehen können. Und die sieht so aus, dass wir diesen Colin Miller einbinden. Er scheint ein spezielles Verhältnis zu Ihnen entwickelt zu haben, Sergeant. Ich möchte, dass Sie mit ihm reden. Holen Sie ihn wieder mit ins Boot.«
Logan riskierte einen Seitenblick auf DI Insch. Sein Gesicht war eine einzige Gewitterfront. Napier sah aus, als würde ihm jeden Moment der Kopf platzen.
»Sir?«
»Wenn dieser Ärger mit der Presse sich fortsetzt, wenn sich die negative Publicity weiter so häuft, dann wird uns allerdings nichts anderes übrig bleiben: DI Insch wird bis zum Abschluss einer Untersuchung seines Verhaltens bei vollen Bezügen vom Dienst suspendiert werden. Wir werden gezwungen sein, die Ermittlungen in den Kindermordfällen an die Lothian and Borders Police abzugeben.«
»Aber … aber Sir, das ist nicht in Ordnung!« Logans Blick zuckte zwischen dem Superindendent und dem Inspector hin und her. »DI Insch ist der beste Mann für diesen Job! Das ist doch nicht seine Schuld!«
Der Mann hinter dem Schreibtisch nickte und lächelte DI Insch zu. »Sie hatten Recht. Sehr loyal. Lassen Sie uns also dafür sorgen, dass es nicht so weit kommt, Sergeant. Ich will, dass diese undichte Stelle gefunden wird. Wer auch immer es ist, der Miller Informationen zugespielt hat, ich will, dass damit Schluss ist.«
»Oh, da machen Sie sich mal keine Sorgen, Sir«, grollte Insch. »Wenn ich den Schuldigen erwische, werde ich dafür sorgen, dass er nie mehr mit irgendjemandem redet.«
Napier richtete sich steif in seinem Sessel auf. »Achten Sie aber bitte darauf, dass Sie die Vorschriften nicht verletzen, Inspector«, sagte er, offensichtlich verärgert
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