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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Zucker drückte.
    »Wir werden heute nichts mehr aus Roadkill herausbekommen, Sir. Er ist schizophren. Er muss seine Medikamente nehmen. Selbst wenn wir ein Geständnis von ihm kriegen, wird die Verteidigung es vor Gericht in der Luft zerreißen. Geisteskranker Tatverdächtiger, dem seine Medikamente verweigert wurden, gesteht nach dreistündigem Verhör? Was würden Sie daraus machen?«
    Insch blies auf den Kaffee in seinem Plastikbecher und nippte vorsichtig daran. Als er schließlich antwortete, war seine Stimme die eines sehr erschöpften Mannes. »Sie haben natürlich Recht.« Er stellte den Kaffee auf einem Tisch in der Nähe ab und begann seine Taschen nach etwas Süßem zu durchwühlen. Vergeblich – am Ende musste Logan ihm eines seiner extrastarken Pfefferminzbonbons anbieten.
    »Danke. Mir geht schon seit einer Stunde derselbe Gedanke durch den Kopf. Ich wollte einfach nicht lockerlassen. Hätte ja sein können.« Er seufzte. »Hätte ja sein können, dass Peter Lumley noch irgendwo am Leben ist.«
    Es war ein frommer Wunsch, und das wussten sie beide. Peter Lumley war tot. Sie hatten nur seine Leiche noch nicht gefunden.
    »Was ist mit dem Tatort?«, fragte Logan.
    »Was soll damit sein?«
    »Das tote Mädchen, das wir gefunden haben, ist vielleicht nicht die einzige Leiche in dem Haufen.« Was nun kam, bereitete ihm schon Kopfzerbrechen, seit sie Roadkill abgeholt hatten. »Und dann die Sache mit David Reid. Der Modus operandi passt einfach nicht. Roadkill ist ein Sammler. Er würde die Leiche nicht einfach so im Freien liegen lassen.«
    »Vielleicht lässt er sie gerne verwesen, bevor er sie einsammelt.«
    »Wenn er der Täter ist, hat er David Reid auch die Genitalien abgeschnitten. Dann müssten sie noch irgendwo auf dem Bauernhof sein.«
    Insch verzog das Gesicht. »Scheiße. Dann müssen wir ja jeden Kadaver, den er da draußen gehortet hat, einzeln umdrehen. Die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen ist nichts dagegen.« Er rieb sich mit beiden Händen über das müde Gesicht. »Na schön.« Er holte tief Luft und straffte den Rücken. Seine Stimme hatte wieder ihre gewohnte Autorität. »Dann müssen wir eben den komplizierten Weg gehen. Wenn wir von Philips kein Geständnis kriegen, müssen wir ihn irgendwie mit den Leichen in Verbindung bringen. Das kleine Mädchen, das wir bei ihm auf dem Hof gefunden haben – kein Problem. Und irgendwelche Spuren müssen auch von David Reid und Peter Lumley zu ihm führen. Schnappen Sie sich ein Dutzend Uniformierte und lassen Sie sie sämtliche Anwohner in der Nähe der Orte befragen, wo die Kinder zuletzt gesehen wurden. Beschaffen Sie mir einen Zeugen. Ein zweites Mal lassen wir den Dreckskerl nicht davonkommen.«
    In dieser Nacht wimmelte es in Logans Träumen nur so von verwesenden Kinderleichen. Sie tobten durch die Wohnung und wollten spielen. Eins hockte im Wohnzimmer auf dem Boden; kleine Hautfetzen rieselten auf das gebohnerte Parkett, während es auf ein Xylophon einhämmerte, das Logan zu seinem vierten Geburtstag bekommen hatte. Kling-klang-boing – eine wilde Kakophonie, die mehr an ein läutendes Telefon als an Musik erinnerte.
    Und in diesem Moment wachte er auf.
    Er wankte durchs Wohnzimmer und riss den Hörer von dem lärmenden Apparat. »Ja?«, blaffte er.
    »Ihnen auch fröhliche Weihnachten.« Colin Miller.
    »O Gott …« Logan versuchte, sich ein bisschen Leben ins Gesicht zu reiben. »Es ist halb sieben! Können Sie denn nicht ein Mal ausschlafen?«
    »Sie haben wieder eine Leiche gefunden.«
    Logan schlurfte zum Fenster und suchte die dunkle Straße nach Millers edlem fahrbaren Untersatz ab. Weit und breit nichts zu sehen. Das hieß, dass ihm heute Morgen wenigstens ein Besuch des chronisch fröhlichen Plagegeists erspart bleiben würde.
    »Und?«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause. »Und Sie haben Bernard Philips verhaftet. Roadkill.«
    Wie vom Donner gerührt ließ Logan den Vorhang zurückfallen. »Verdammt, woher wissen Sie das, Mann?« In der Pressemitteilung stand nichts, was auf die Identität des Verhafteten schließen ließ; nur das Übliche: »Eine verdächtige Person wurde festgenommen; der Staatsanwaltschaft wurde ein Bericht zugestellt.«
    »Das wissen Sie doch: Es ist eben mein Job. Armes kleines Ding, gammelt da vor sich hin in einem ekligen Aashaufen … Ich will die Insider-Info, Laz. Ich hab noch mehr über Geordie Stephenson in petto, was Sie nicht wissen. Die klassische Win-win-Situation.«
    Logan

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