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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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er es nie für notwendig gehalten.
    Sie kam zu ihnen an den Empfang, erbettelte sich von Gary ein Kit-Kat und aß es mit sichtlichem Vergnügen.
    Logan wartete, bis sie den Mund richtig voll hatte, und fragte dann: »Wie ist es Ihrem Gefangenen heute früh ergangen?«
    Sie kaute geräuschvoll und nuschelte dann, dass er wie üblich zu zweiundvierzig Stunden gemeinnütziger Tätigkeit beim städtischen Gartenbauamt verdonnert worden sei und einen Eintrag in der Sexualstraftäter-Kartei bekommen habe.
    »Wie üblich?«
    Watson hob die Achseln. »Irgendwie landet er immer beim Gartenbauamt«, sagte sie, wobei ihr ein kleiner Schwall Schokoladenkrümel aus dem Mund sprühte. »Bäume pflanzen, Unkraut jäten, Sachen reparieren und so weiter.« Sie schluckte und zuckte erneut mit den Achseln. »Der Richter hatte wohl Mitleid mit ihm, nachdem er ja schließlich im Prozess gegen Gerald Cleaver ausgesagt hatte. Musste seine ganze Geschichte noch mal von vorn erzählen, nur dass diesmal Sandy die Schlange nicht alles als wirre, perverse Fantasie hinstellen konnte. Ich muss zugeben, der Junge tut mir irgendwie Leid. Können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn alle so mit einem umspringen? Prügelnder Vater, saufende Mutter, und wenn man dann ins Krankenhaus kommt, wartet da so ein Gerald Cleaver nur darauf, dass er einen unter der Bettdecke begrabschen kann.«
    Es wurde still, als sie alle an den aufgedunsenen Pfleger mit der Vorliebe für kleine Jungs dachten.
    »Wissen Sie«, sagte der dicke Gary, »wenn Roadkill nicht wäre, dann hätte ich alles drauf gewettet, dass dieser Cleaver die kleinen Kinder auf dem Gewissen hat.«
    »Wie soll das gehen? Er saß doch in U-Haft, als Peter Lumley verschwand.«
    »Er hatte vielleicht einen Komplizen«, rief Gary erregt.
    »Und er ist ein Fummler, kein Killer«, warf Jackie ein. »Er mochte sie lieber lebend.«
    Logan zuckte innerlich zusammen. Es war kein sehr appetitliches Bild, aber sie hatte Recht.
    Doch Gary ließ sich nicht so leicht von seiner Theorie abbringen. »Vielleicht kriegt er ja keinen mehr hoch? Vielleicht bringt er sie deswegen um!«
    »Das ändert nichts an der Tatsache, dass er die letzten sechs Monate hinter Gittern verbracht hat. Er war es nicht.«
    »Ich sag ja gar nicht, dass er es war. Ich sag ja nur, er hätte es sein können.« Gary starrte sie böse an. »Und ich lass mir von euch auch noch meine Kit-Kats wegfuttern! Undankbares Pack!«

24
    Aus einem Bier wurden zwei. Aus zweien wurden drei. Aus dreien wurden ein Curry plus vier weitere. Als Logan dann irgendwann DI Insch und Constable Watson gute Nacht sagte, war die Welt wieder in Ordnung. Gut, mit dem Inspector als Anstandswauwau hatten er und Jackie nichts Ernsthaftes anstellen können, aber Logan hatte das Gefühl, dass da etwas gegangen wäre. Wenn Insch nicht dabei gewesen wäre.
    All das spielte keine Rolle mehr, als er um halb fünf Uhr morgens aus dem Bett wankte, um sein eigenes Körpergewicht in Form von Wasser zu trinken und dann mit gluckerndem Magen wieder in einen unruhigen Schlaf zu sinken.
    Lorna Hendersons Obduktionsbericht lag auf Inschs Schreibtisch, als Logan zum Dienst erschien. Punkt sieben Uhr, und das, obwohl Samstag war. Der Inspector war schon da; er saß hinter seinem Schreibtisch und sah noch ein wenig rosiger aus als sonst.
    Lorna Henderson war durch ein stumpfes Trauma zu Tode gekommen. Die gebrochenen Rippen mussten ihren linken Lungenflügel zerquetscht haben; der Schlag gegen die linke Schläfe hatte ihren Schädel zertrümmert, und der auf den Hinterkopf hatte ihr den Rest gegeben. Dazu ein offener Bruch direkt oberhalb des Knies. Ein vierjähriges Mädchen, brutal erschlagen. Roadkill hatte ganze Arbeit geleistet.
    »Glauben Sie, dass wir irgendetwas aus ihm rauskriegen werden?«, fragte Logan und drehte die Autopsiefotos um, damit er sie nicht die ganze Zeit anschauen musste.
    Insch schnaubte verächtlich. »Wohl kaum. Ist aber auch egal. Wir haben so viele Indizien, dass er uns unmöglich noch mal durch die Lappen gehen kann. Nicht mal der gerissene Sandy kann ihn da raushauen. Mr. Philips wird den Rest seiner Tage in Peterhead verbringen, zusammen mit den ganzen anderen kranken Arschlöchern.« Er zog eine Packung Brausebonbons aus der Tasche und reichte sie in der Soko-Zentrale herum. Anschließend machte er sich daran, den Rest zu verputzen. »Fahren Sie heute mit Miller raus zum Bauernhof?« Wenn Insch den Namen des Reporters in den Mund nahm, klang es, als

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