Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
Sie warf den Kopf in den Nacken und blies eine neue Lunge voll Rauch in die Wolke, die über ihr schwebte. Als sie ihn wieder senkte, fiel ihr Blick auf Logan, und sie schenkte ihm ein schiefes Lächeln.
    Logan stöhnte. Sie hatte ihn gesehen; jetzt musste er auch hingehen.
    Ein DC rutschte ein Stück zur Seite, um an dem kleinen Tisch Platz für Logan und sein Glas zu machen. Über ihren Köpfen plapperte ein Fernseher leise vor sich hin – Werbung für Autowerkstätten, Imbisslokale und Glasergeschäfte in der Umgebung.
    »Lazarus«, drang DI Steels Stimme durch den dichten Qualm an sein Ohr. »Wie geht’s, Lazarus?«, fragte sie mit etwas schwerer Zunge. »Schon zum Chief Inspector befördert?«
    Er hätte sich nicht dazusetzen sollen. Er hätte gar nicht herkommen sollen, sondern sich einfach unterwegs eine Pizza holen und nach Hause gehen. »Noch nicht«, antwortete er und zwang sich, möglichst ungezwungen zu klingen. »Vielleicht am Montag.«
    »Am Montag?« Steel lachte gurgelnd und schüttelte sich so heftig, dass die Asche von ihrer Zigarette über das Hemd des DC rieselte, der für ihn rübergerückt war. »›Vielleicht am Montag.‹ Köstlich …« Ihr Blick fiel auf den Wald von Gläsern auf dem Tisch, und sie runzelte die Stirn. »Getränke!«, sagte sie, kramte eine alte lederne Geldbörse aus einer Innentasche und drückte sie dem angeaschten DC in die Hand. »Constable, bringen Sie uns noch eine Runde. Wir sind hier alle am Verdursten!«
    »Ja, Ma’am.«
    »Whisky für alle!« DI Steel schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Und zwar doppelte!«
    Der Detective Constable machte sich mit DI Steels Geldbeutel auf den Weg zum Tresen.
    Steel beugte sich zu Logan herüber und senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Unter uns gesagt, ich glaube, er ist ein bisschen beschwipst.« Sie lehnte sich zurück und grinste ihn an. »Ich sag’s Ihnen, nach Inschys Ärger mit Roadkill und dem Märchenspiel und dem Freispruch für Cleaver können Sie davon ausgehen, dass demnächst mindestens eine Inspektorenstelle frei wird.«
    Logan verzichtete auf eine Erwiderung, doch DI Steel machte plötzlich ein langes Gesicht.
    »Tut mir Leid, Lazarus.« Sie ließ ihre Kippe fallen und trat sie auf den Holzdielen aus. »War ’n beschissener Tag.«
    »Es ist nicht Ihre Schuld, dass sie Cleaver haben laufen lassen. Wenn man irgendwem einen Vorwurf machen kann, dann Sandy, der verdammten Schlange.«
    »Darauf trinke ich!«, verkündete sie und ließ auch gleich Taten folgen, indem sie einen großen Whisky in einem Zug hinunterkippte.
    Ein DC, der auf dem Platz gegenüber saß und Logan irgendwie bekannt vorkam, starrte auf den Fernsehschirm über ihren Köpfen. Plötzlich packte er DI Steel am Ärmel. »Jetzt kommt’s!«
    Logan und Steel verrenkten sich auf ihren Stühlen, um zu sehen, wie der Vorspann der Lokalnachrichten über den Fernsehschirm flackerte, während der Geräuschpegel im Pub merklich absackte. Jeder Polizist und jede Polizistin im Lokal starrte gebannt auf den nächsten Fernsehschirm.
    Eine Nachrichtenmoderatorin, die eigentlich ganz attraktiv gewesen wäre, wenn sie etwas aus sich gemacht hätte, begann mit ernster Miene in die Kamera zu sprechen. Der Ton war nicht laut genug, als dass man ihr hätte folgen können, doch über ihrer linken Schulter erschien ein Foto von Gerald Cleaver. Dann eine Einspielsequenz; man sah den Platz vor dem Aberdeener Bezirksgericht. Die Menge schwenkte ihre Plakate, und plötzlich füllte eine Großaufnahme einer Frau von Mitte vierzig den Bildschirm aus, die stolz ihr Plakat mit der Aufschrift » Tod dem pediphilen Abschaum! « hochhielt. Gut fünfzehn Sekunden lang mahlten ihre Kiefer in heiligem Zorn, wobei in dem belebten Pub natürlich kein Wort zu verstehen war. Wieder ein Schnitt, und man sah den Eingang des Gerichtsgebäudes, gefilmt aus der Menschenmenge heraus. Die großen Glastüren öffneten sich.
    »Jetzt kommt’s!«, rief DI Steel begeistert.
    Sandy Moir-Farquharson trat aus dem Gebäude und begann die Stellungnahme seines Mandanten zu verlesen. Die Kamera zoomte ihn heran, und in diesem Moment löste eine hünenhafte Gestalt sich aus der Menge und versetzte Sandy der Schlange einen Faustschlag mitten ins Gesicht.
    Im Pub brach lauter Jubel aus.
    Das besorgte, ernste Gesicht der Sprecherin erschien wieder auf dem Bildschirm. Sie sagte etwas, und dann wurde der Schlag erneut gezeigt.
    Wieder lautes Triumphgeheul.
    Und dann kam

Weitere Kostenlose Bücher