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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Hälfte geleert, als es an der Haustür klingelte. Fluchend hievte er sich aus dem Sessel, ging ans Fenster und spähte hinaus. Tatsächlich, da stand der wohlbekannte Luxusschlitten, eingezwängt in eine enge Parklücke auf der anderen Straßenseite.
    Colin Miller.
    Der Reporter stand mit zerknirschtem Gesichtsausdruck vor der Tür, in den Händen zwei große Tragetüten.
    »Was wollen Sie?«, fragte Logan.
    »Also, passen Sie auf, ich weiß ja, dass Sie stinksauer sind, okay? Aber ich hab’s nicht mit Absicht getan. Ich hätte den Mund gehalten, wenn ich das gewusst hätte. Es tut mir wirklich sehr, sehr Leid …« Mit einem bedauernden Lächeln hielt er die Plastiktüten hoch. »Friedensangebot?«
    Sie machten es sich in der Küche gemütlich. Logans Shiraz bekam Gesellschaft von Millers gekühltem Chardonnay und einer kleinen Armee von Plastikschüsseln, die den betörenden, würzigen Duft von thailändischem Essen verströmten. »Ich kenne den Besitzer«, erklärte Miller, während er sich Tigerkrabben mit grünem Curry auf den Teller lud. »Hab ihm mal ’nen Gefallen getan, als er noch in Glasgow wohnte. Und er hat auch ganz spät noch geöffnet.«
    Logan musste zugeben, dass das Essen gut war. Viel besser als Schokokekse mit Rotwein. »Und Sie sind also extra den weiten Weg durch den Schnee gekommen, nur um mir Thai-Essen zu bringen?«
    »Tja, wo Sie’s gerade ansprechen …« Miller häufte sich gebratene Nudeln auf den Teller. »Sehen Sie, ich stehe da vor einem moralischen Dilemma, wenn Sie so wollen.«
    Logan erstarrte, die Gabel, auf der ein fettglänzender Streifen Hühnerfleisch seiner Aufmerksamkeit harrte, halb zum Mund erhoben. »Ich hab’s ja gewusst!«
    »Ganz ruhig, Tiger.« Miller lächelte. »Das moralische Dilemma sieht so aus: Ich hab da diese Wahnsinnsstory, nur leider wird sie todsicher einer bestimmten Person die Karriere vermasseln.«
    Logan hob eine Augenbraue. »Wenn ich an das denke, was Sie DI Insch angetan haben, wundert’s mich, dass Sie da auch nur eine Sekunde zögern.«
    »Ja, Sie haben ja Recht. Das Problem ist nur – irgendwie mag ich den Kerl, den diese Story ruinieren wird.«
    Logan stopfte sich den Mund mit scharf gewürztem Hühnerfleisch voll und nuschelte kauend: »Und? Was ist das für ’ne Story?«
    »Aberdeener Polizeiheld prügelt Rentner zu Tode.«

30
    Logan versuchte jeden Blickkontakt zu vermeiden, als er am Dienstagmorgen zum Dienst antrat. Niemand sprach ihn an, doch er konnte ihre Blicke im Rücken spüren, konnte das Geflüster ahnen, das ihm auf seinem Weg durch das Gebäude bis in DI Inschs morgendliche Einsatzbesprechung begleitete. Er hatte schlecht geschlafen, hatte immer wieder von Hochhäusern geträumt, von Flammen am Himmel und blitzenden Messern. Von Angus Robertsons Gesicht, seinem dämonischen Grinsen, als er Logan den Bauch aufschlitzte.
    Der Inspector war an seinem gewohnten Platz. Er hatte eine rundliche Pobacke auf der Tischkante platziert, und seine Glatze glänzte im Schein der Neonröhren. Ohne Logan eines Blickes zu würdigen, konzentrierte er sich weiter auf seine Brausestäbchen mit Kirsch- und Orangengeschmack. Er aß vorsichtig, um sich seinen schönen schwarzen Anzug nicht mit rotem und orangefarbenem Pulver zu bekleckern.
    Mit hochrotem Kopf schlich Logan sich auf seinen Stammplatz an einem der vorderen Tische.
    DI Insch erwähnte den Artikel in der P & J vom heutigen Morgen mit keinem Wort. Den Artikel, der die ganze Titelseite einnahm, ergänzt durch einen ausführlichen Kommentar auf Seite zwölf. Stattdessen erzählte er der Truppe von dem Überfall auf Roadkill. Und dass die Suchtrupps mit nichts als einem kräftigen Schnupfen zurückgekommen seien. Dann verteilte er die Aufgaben für den Tag und erklärte die Besprechung für beendet.
    Logan war als Erster wieder auf den Beinen und wollte schon das Weite suchen, doch Insch ließ ihn nicht so leicht davonkommen. »Sergeant«, sagte er mit honigsüßer Stimme. »Wenn Sie vielleicht einen Moment Zeit hätten.«
    Und so musste Logan dastehen wie ein Idiot, während alle anderen an ihm vorbei zur Tür eilten und dabei in alle Richtungen schauten, nur nicht in seine. Selbst Constable Watson wich seinem Blick aus. Das war wohl auch gut so – er fühlte sich so schon elend genug.
    Als der letzte Constable den Besprechungsraum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog Insch ein Exemplar der Morgenzeitung aus der Tasche und knallte es auf den Tisch. »Lazarus wurde

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