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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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und da hab ich ihn geschlagen. Ich wollte nur, dass er still ist. Dass er aufhört. Aber ich konnte es nicht. Aufhören, meine ich. Ich hab immer weiter auf ihn eingeschlagen, immer weiter, immer weiter …«
    Mein Gott, dachte Logan. Und wir sind davon ausgegangen, er sei von einem Lynchmob überfallen worden – dabei war es nur ein einziger Mann!
    »Und dann … dann fing es wieder an zu schneien. Es war kalt. Ich hab mir das Blut mit Schnee von den Händen gewaschen und bin heimgegangen.« Er starrte weiter vor sich hin. »Ich hab Sheila erzählt, was passiert ist, und sie hat ihre Koffer gepackt und ist gegangen.« Eine Träne rann ihm über die Wange und hinterließ einen dünnen Streifen sauberer Haut. Er schniefte und versuchte vergeblich, aus seiner leeren Bierdose zu trinken. »Ich bin ein Monster … genau wie er …« Lumley spähte in die leere Dose und sah nur Dunkelheit. »Er ist also tot, wie?« Er zerdrückte die Dose in der Hand.
    Insch und Logan sahen sich stirnrunzelnd an. »Natürlich ist er tot, was sonst?«, antwortete Insch. »Irgendjemand hat ihn durchlöchert wie ein Sieb.«
    Ein bitteres Lächeln verzerrte Lumleys tränennasses Gesicht. »Na, um den ist es ja weiß Gott nicht schade.«
    Draußen wirbelten zarte weiße Flöckchen aus den grauen Wolken herab, denen die Straßenbeleuchtung einen orangefarbenen Schimmer verlieh. Logan und Insch sahen zu, wie Jim Lumley auf den Rücksitz eines Streifenwagens verfrachtet und abtransportiert wurde.
    »Tja«, meinte der Inspector, dessen Atem in dicken weißen Wolken aufstieg. »Der falsche Mann, das richtige Motiv. Fünfzig Prozent sind auch nicht schlecht.« Er hielt Logan eine Tüte saure Colafläschchen hin und deutete auf die offene Ecke. »Nein? Na schön.« Insch fischte eine Hand voll heraus und steckte sie sich nacheinander in den Mund, während sie zu seinem schlammbespritzten Range Rover zurückgingen.
    »Glauben Sie, dass er verknackt wird?«, fragte Logan, während Insch den Motor anließ und die Heizung voll aufdrehte.
    »Doch, doch. Ist anzunehmen. Nur schade, dass er ihn nicht auch erstochen hat. Wäre ’ne blitzsaubere Lösung gewesen.«
    »Zurück ins Krankenhaus?«, fragte Logan.
    »Ins Krankenhaus?« Insch warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. »Es ist fast ein Uhr früh! Sie wird mir den Kopf abreißen!« Die Frau des Inspectors war nicht gerade dafür bekannt, dass sie es gleichmütig hinnahm, wenn ihr Gatte spät nach Hause kam. »Ich habe unsere uniformierten Kollegen damit beauftragt, Zeugenaussagen zu sammeln. Die können wir morgen früh durchgehen. Die Hälfte von den Leuten dort schläft doch jetzt sowieso.«
    Insch brachte ihn nach Hause, und Logan sah dem Inspector noch nach, wie er vorsichtig durch den knirschenden Schnee davonfuhr, ehe er die Haustür aufschloss und hinaufging. Das kleine rote Licht an seinem Anrufbeantworter blinkte. Einen Augenblick lang bildete er sich ein, es könnte vielleicht Constable Jackie Watson sein, doch als er den Knopf drückte, tönte Millers Stimme aus dem Lautsprecher. Er hatte gehört, dass Roadkill erstochen worden war, und wollte einen Exklusivbericht.
    Grummelnd drückte Logan auf »Löschen« und schleppte sich ins Bett.
    Der Mittwoch fing genau so an, wie er weiterzugehen gedachte. Logan kam gerade aus der Dusche, als er das Telefon läuten hörte. Er schaffte es nicht mehr rechtzeitig, bevor der Anrufbeantworter ansprang. Wieder ein Anruf von Miller, der darauf drängte, dass Logan endlich auspackte. Logan hob gar nicht erst ab und ließ den Reporter vor sich hin brabbeln, während er in die Küche ging, um sich Tee und Toast zum Frühstück zu machen.
    Später, auf dem Weg zur Wohnungstür, blieb er nur kurz stehen, um Millers Nachricht zu löschen, ohne sie vorher angehört zu haben. Das war sicher nicht der letzte Anruf, den er heute von dem Reporter bekommen würde.
    Die morgendliche Einsatzbesprechung verlief in gedämpfter Atmosphäre. DI Insch musste öfters gähnen, während er der Truppe über die gestrigen Ereignisse im Krankenhaus sowie im Vernehmungsraum 3 Bericht erstattete. Für heute stand eine ausgedehnte Zeugenbefragung an. Wieder einmal.
    Nach der Besprechung blieb Logan noch einen Moment sitzen und lächelte Constable Watson zu, als sie mit den anderen ausschwärmte, um Ärzte, Krankenschwestern und Patienten zu befragen. Er schuldete ihr immer noch ein Bier.
    Insch hockte wie gewohnt mit einer Pobacke auf der Tischkante und durchwühlte seine

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