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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Taschen nach etwas Süßem. »Ich hätte schwören können, dass ich noch irgendwo Fruchtpastillen habe …«, murmelte er, als Logan auf ihn zukam und ihn nach seinen Plänen für den Vormittag fragte. Nachdem Insch seine Süßigkeitensuche erfolglos hatte abbrechen müssen, bat er Logan, Cameron Anderson in einen Vernehmungsraum zu bringen und ihn dort warten zu lassen. »Sie kennen ja das Prozedere«, sagte er. »Vergessen Sie nicht, einen kräftigen Constable in die Ecke zu stellen, der ihn eine Weile nur böse anglotzt – das wird seinen Schließmuskel schön in Übung halten.«
    Um neun Uhr war Cameron Anderson schon seit fast einer Stunde mit einem grimmig dreinschauenden Constable in dem überheizten Vernehmungsraum eingesperrt, und wie Insch vorausgesagt hatte, schwitzte er Blut und Wasser.
    »Mr. Anderson«, sagte Insch mit frostiger Stimme, als er endlich am Tisch Platz nahm, um die Vernehmung zu beginnen. »Wie freundlich von Ihnen, dass Sie sich trotz Ihres übervollen Terminkalenders für uns Zeit genommen haben!« Cameron sah aus, als hätte er die ganze Nacht durchgeheult.
    »Ich nehme an«, fuhr Insch fort, während er sich ein Brausestäbchen aus der Tüte nahm, »dass Sie sich inzwischen eine neue wundersame Erklärung für die Ereignisse des besagten Abends aus den Fingern gesogen haben. Vielleicht waren es ja Außerirdische, hm?«
    Cameron hatte die Hände vor sich auf den Tisch gelegt. Seine Stimme war dünn und leise und zitterte ebenso wie seine Hände. »Geordie und ich sind uns zum ersten Mal begegnet, als er zehn Jahre alt war. Da ist seine Mutter an Brustkrebs erkrankt, und er kam dann zu uns. Er war größer als ich …« Camerons Stimme wurde so leise, dass Logan ihn auffordern musste, für die Aufnahme lauter zu sprechen. »Er hat immer solche Sachen gemacht … Er …« Eine einzelne Träne lief ihm über die Wange. Cameron biss sich auf die Lippe und erzählte ihnen von seinem Bruder.
    Geordie war vor drei Wochen aus Edinburgh in die Stadt gekommen. Er musste irgendwelche Geschäfte für seinen Boss erledigen. Es hatte etwas mit einer Baugenehmigung zu tun. Geordie warf das Geld mit vollen Händen zum Fenster hinaus. Das meiste beim Glücksspiel. Aber er hatte eine Pechsträhne. Und dann lief auch noch die Sache mit dem Typen vom Bauamt schief. Das Schmiergeld hatte er sowieso schon fast komplett ausgegeben. Also verlegte er sich aufs Drohen. Und dann musste er plötzlich überstürzt die Stadt verlassen.
    »Er hat den Baumenschen vor einen Bus gestoßen«, sagte Insch. »Der Mann liegt mit gebrochenem Schädel und zerschmettertem Becken in der Aberdeen Royal Infirmary. Er wird sterben.«
    Cameron blickte nicht auf, sondern fuhr einfach mit seiner Erzählung fort. »Eine Woche später war Geordie wieder da. Er sagte, sein Boss wollte wissen, wo das ganze Geld geblieben war. Er hatte es einfach nicht mehr, und dann standen eines Tages diese Typen vom Wettbüro bei mir vor der Tür. Sie haben Geordie mitgenommen, und als er am nächsten Tag wiederkam, hat er Blut gepinkelt.« Cameron schüttelte sich, und seine Augen glänzten feucht. »Aber Geordie hatte einen Plan. Er sagte, es gäbe da jemanden, der hinter etwas ganz Besonderem her sei. Etwas, was Geordie beschaffen konnte.«
    Logan rutschte auf seinem Stuhl vor. Das war es, wovon Miller gesprochen hatte. Dass jemand hinter »Frischfleisch« her war.
    »Ich hab ihn dann ein paar Tage lang nicht mehr gesehen. Und dann kam er plötzlich mit so einem großen Koffer an, und da war das Mädchen drin. Sie stand unter Drogen. Er … er sagte, das Mädchen wäre die Lösung für all unsere Probleme. Er würde sie diesem Typen verkaufen und so viel Geld dafür kriegen, dass er die Buchmacher bezahlen und seinem Boss das Schmiergeld zurückzahlen könnte. Niemand würde die Kleine vermissen.«
    »Wie war ihr Name?«, fragte Logan. Seine Stimme klang kalt in der drückenden Hitze des Vernehmungsraums.
    Cameron zuckte die Achseln. Die Tränen begannen über seine Augenlider zu quellen, und ein glitzernder Tropfen hing schon an seiner Nasenspitze. »Ich … ich weiß es nicht. Sie war aus dem Ausland. Aus dem russischen Raum, glaube ich. Ihre Mutter hat in Edinburgh angeschafft; ist eigens dafür ins Land gebracht worden. Aber sie ist an einer Überdosis gestorben. Und das Kind war dann quasi, na ja, übrig …« Er schniefte. »Geordie hat sie sich geschnappt, ehe irgendjemand anders kommen und sie mitnehmen konnte.«
    »Sie und Ihr Bruder

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