Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
Hund.
Als die Tür ins Schloss fiel, winkte Insch Logan zu sich. »Ich habe einen lockeren Job für Sie heute Morgen«, sagte er, während er eine Maxitüte Rosinen mit Schokoladenüberzug aus der Tasche zog. Er mühte sich eine Weile vergeblich, sie zu öffnen, und beschloss dann, die Zähne zu Hilfe zu nehmen. »Warum müssen sie diese Dinger auch so fest einschweißen …« Insch spuckte einen Plastikfetzen aus und steckte einen Finger in das Loch, das er gerissen hatte. »Wir sind gebeten worden, den Mitarbeitern des städtischen Gesundheitsamts Polizeischutz zu gewähren.«
Logan versuchte, nicht aufzustöhnen. »Sie machen wohl Witze?«
»Keineswegs. Sie müssen eine Verwarnung zustellen, und der Typ, der das übernehmen soll, ist ein nervöser Schisser. Er ist davon überzeugt, dass man ihn ermorden wird, wenn wir nicht dabei sind und ihm das Händchen halten. Der Chef will, dass wir uns bürgernah zeigen. Und das heißt, wir müssen demonstrieren, dass wir der Stadt jegliche Unterstützung zukommen lassen.« Er hielt Logan die Tüte mit den Schokorosinen hin.
»Aber, Sir«, erwiderte Logan, nachdem er dankend abgelehnt hatte – mit seinem verkaterten Magen erinnerten ihn die Dinger allzu sehr an Rattenköttel –, »könnten das denn nicht die Kollegen von der Streife übernehmen?«
Insch nickte, und Logan hätte schwören können, dass er ein boshaftes Funkeln in den Augen des Älteren registriert hatte. »Ja, allerdings. Und in der Tat wird ein Kollege von der Streife den Job übernehmen. Sie gehen nur mit, um ihn zu beaufsichtigen.« Er schüttelte sich einen Haufen Köttel in die Hand und warf sie sich in den Mund. »Das gehört zu den Vorzügen des Vorgesetzten-Daseins: Sie dürfen die Kollegen weiter unten auf der Leiter beaufsichtigen.«
Es folgte eine bedeutungsschwere Pause, deren genaue Bedeutung Logan allerdings schleierhaft blieb.
»Also«, fuhr Insch fort und schob ihn in Richtung Tür. »Dann mal ab mit Ihnen.«
Logan verließ den Besprechungsraum und rätselte, was das nun wieder sollte. DI Insch blieb auf seinem Tisch sitzen, ein irres Grinsen auf den Lippen. Es würde nicht lange dauern, bis der Groschen fiel.
Constable Steve erwartete Logan mit besorgter Miene auf dem Flur. Zwar hatte sein Gesicht wieder ein wenig Farbe bekommen – es war nicht mehr aschgrau, sondern hatte jetzt einen ungesunden rötlich grünen Ton –, doch er sah immer noch furchtbar aus. Seine Augen waren rosa, von einem Netz roter Äderchen durchzogen, und sein Atem roch nach extrastarken Pfefferminzbonbons, was jedoch nicht ausreichte, um den intensiven Alkoholdunst zu überlagern, der seinen Poren entströmte.
»Sir«, sagte er und setzte ein gequältes, nervöses Lächeln auf. »Ich glaube, ich sollte besser nicht fahren, Sir.« Er ließ den Kopf hängen. »Tut mir Leid, Sir.«
Logan zog eine Augenbraue hoch und wollte etwas erwidern, ließ es dann aber sein. Das musste der Uniformierte sein, den er beaufsichtigen sollte.
Sie fuhren mit dem Aufzug hinunter ins Erdgeschoss, als Constable Steves mühsam aufrechterhaltene Fassade schlagartig zusammenbrach. »Scheiße, woher weiß er das alles?«, fragte er und sackte in einer Ecke der Kabine zusammen, den Kopf in den Händen vergraben. »Er weiß alles. Die ganze verdammte Scheiße!«
Logan spürte die kalte Hand der Panik im Nacken. »Alles?« Wusste der Inspector vielleicht auch, dass er sich sinnlos betrunken und mit Constable Watson geschlafen hatte?
Constable Steve stöhnte.
»Er weiß, dass wir aus dem Pub rausgeflogen sind, er weiß das mit dem Strip …« Mit einem jammervollen Blick seiner rosa Äuglein sah er zu Logan auf – wie ein todkrankes Versuchskaninchen. »Er sagt, ich kann froh sein, dass er mich nicht einfach gefeuert hat! O Gott …«
Einen Moment lang sah es aus, als würde er in Tränen ausbrechen. Dann machte der Aufzug ping! , und die Tür öffnete sich zum Parkplatz hin, wo zwei Uniformierte gerade einen langhaarigen Typen in Jeans und T-Shirt vom Rücksitz eines Streifenwagens zerrten. Das T-Shirt war mit einem prächtigen umgedrehten Tannenbaum aus Blut verziert. Seine Nase war platt gedrückt und blutig.
»Diese dreckigen Schweine!« Er wollte sich auf Logan stürzen, doch der Constable hatte ihn fest im Griff. »Diese dreckigen Dreckschweine, die haben’s doch nicht anders verdient!« Einige Zähne fehlten ihm auch.
»Tut mir Leid, Sir«, sagte der Constable, der den Mann zurückhielt.
Logan meinte, das sei schon in
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