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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Ordnung, und führte PC Steve über den Parkplatz. Sie hätten auch am Empfang vorbeigehen können, aber er wollte nicht, dass noch mehr Kollegen den rotäugigen Constable in seinem derzeitigen Zustand zu Gesicht bekamen. Und außerdem war es nicht besonders weit bis zur Stadtverwaltung; ein Spaziergang an der frischen Luft würde Steve nur gut tun.
    Der Nieselregen war erfrischend nach der drückenden Hitze im Präsidium. Sie standen auf der geschwungenen Rampe, die von der Rückseite des Gebäudes zur Straße hinunterführte, und hielten die Gesichter in den Regen, bis eine Autohupe sie plötzlich zusammenfahren ließ.
    Die Scheinwerfer des Streifenwagens blitzten auf, als er vorbeifuhr. Logan und der verkaterte Constable machten eine entschuldigende Geste und gingen um die Ecke des Polizeigebäudes herum. Vor dem Bezirksgericht versammelten sich schon die Demonstranten und schleppten ihre Transparente und Plakate heran. Jeder wollte unbedingt einen Blick auf Gerald Cleaver erhaschen. Und ihn bei der ersten sich bietenden Gelegenheit an der nächsten Straßenlaterne aufknüpfen.
    Der nervöse Schisser erwartete sie am Haupteingang der Stadtverwaltung. Er trat ständig von einem Fuß auf den anderen und sah alle paar Sekunden auf seine Uhr, als fürchtete er, sie könne sich aus dem Staub machen, wenn er sie länger als eine halbe Minute aus den Augen ließ. Als sie auf ihn zugingen, warf er Constable Steve einen besorgten Blick zu und streckte dann Logan die Hand zur Begrüßung hin. »Tut mir Leid, dass ich Sie habe warten lassen«, sagte er, obwohl er schon lange vor ihrem Eintreffen dort gestanden hatte.
    Sie stellten sich vor, aber Logan hatte den Namen des Mannes nach dreißig Sekunden schon wieder vergessen.
    »Dann machen wir uns mal auf den Weg, oder?« Der vergessliche Mann hielt kurz inne, hantierte mit einer dicken ledernen Aktenmappe herum, sah noch einmal auf die Uhr und ging voran zu einem Ford Fiesta, der aussah, als sei er reif für den letzten Ölwechsel.
    Logan stieg vorne neben Mr. Nervös ein und ließ PC Steve auf der Rückbank hinter dem Fahrer Platz nehmen. Erstens wollte er verhindern, dass der »Sonderbeauftragte« des städtischen Gesundheitsamts allzu viel vom erbarmungswürdigen Zustand des Constables bemerkte, und zweitens: Falls Constable Steve auf die Idee kommen sollte, sich noch einmal zu übergeben, wäre es jedenfalls nicht Logan, der die volle Ladung abbekam.
    Während der ganzen Fahrt quer durch die Stadt hielt ihr Fahrer ihnen einen Vortrag darüber, wie furchtbar es doch sei, bei der Stadt zu arbeiten, und beklagte sich zugleich, dass es für ihn leider nicht in Frage käme, den Job zu wechseln, weil er dann doch die ganzen Zuwendungen einbüßen würde. Logan ging einfach mental auf Tauchstation und kam nur dann und wann einmal kurz hoch, um ein mitfühlendes »Klingt ja furchtbar« oder »Kann ich absolut nachvollziehen« einzuwerfen, um den Mann bei Laune zu halten. Ansonsten starrte er aus dem Fenster und sah zu, wie die grauen Straßen vorüberzogen.
    Die Rushhour hatte jetzt den Punkt erreicht, an dem all denjenigen, die schon vor einer halben Stunde hätten zur Arbeit aufbrechen müssen, schlagartig klar wurde, dass sie zu spät kommen würden. Hier und da sah man irgendeinen dieser armen Idioten hinter dem Steuer sitzen, die Kippe zwischen die Zähne geklemmt, das Fenster heruntergedreht. Der Rauch konnte raus, der Regen rein. Logan sah ihnen neiderfüllt zu.
    Allmählich beschlich ihn die leise Ahnung, dass DI Insch ihm mit seiner Rede von den »Vorzügen des Vorgesetzten-Daseins« etwas hatte sagen wollen. Etwas Unangenehmes. Langsam strich er sich mit der Hand über die Stirn und glaubte den angeschwollenen Klumpen seines Hirns unter der Haut fühlen zu können.
    Es war nicht weiter verwunderlich, dass Insch Steve die Leviten gelesen hatte. Der betrunkene Constable hätte die gesamte Truppe in arge Verlegenheit bringen können. Logan sah die Schlagzeilen schon vor sich: » Nackter Bulle zeigte mir seinen Schlagstock !« Wäre er Steves Vorgesetzter, er hätte dem Mann auch die Hammelbeine lang gezogen.
    Und in diesem Moment fiel endlich der Groschen. Insch hatte es ihm ins Gesicht gesagt: »Das ist einer der Vorzüge des Vorgesetzten-Daseins: Sie dürfen die Kollegen weiter unten auf der Leiter beaufsichtigen.« Er war Detective Sergeant, Steve war Constable. Sie waren alle zusammen in die Kneipe gegangen und hatten sich die Hucke voll gesoffen, und Logan hatte

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