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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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an.
    Doch der Mann, den Logan immer noch nicht einordnen konnte, war keiner, der so schnell aufgab. Er pflanzte sich auf den letzten freien Stuhl und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Mann, Steve«, sagte er im Tonfall tiefer Besorgnis, »du siehst echt fertig aus. Bist du sicher, dass du das da essen kannst?« Er zeigte auf das Specksandwich, das zwischen ihnen auf dem Tisch lag. »Das sieht ja wirklich tierisch fett aus.«
    Watson hatte den Mund voll, doch es gelang ihr irgendwie, die Worte um das Hindernis herumzumanövrieren. »Hör nicht auf ihn, Steve. Das wird dir sicher gut tun.«
    »Ja«, meinte der namenlose Constable. »Iss nur schön auf, Steve. Leckere Scheiben vom toten Schwein. Gebraten in seinem eigenen Saft. Triefend vor Fett. Genau das Richtige für einen gereizten, revoltierenden Magen.«
    Steve wurde immer grauer im Gesicht.
    »Geht doch nichts über eine ordentliche Portion Schweineschmalz, wenn man wieder mal so richtig …«
    Der Neue musste gar nicht weiterreden. Steve stand ruckartig auf, hielt sich die Hand vor den Mund und rannte zur Toilette. Während Würge- und Speigeräusche durch die Wohnung hallten, grinste der Neue breit, schnappte sich das von Steve im Stich gelassene Sandwich und biss herzhaft hinein. »Ah, lecker!«, verkündete er, während ihm das Fett über das Kinn lief.
    »Du bist ein richtiges Arschloch, Simon Rennie, weißt du das?«
    Simon »das Arschloch« Rennie zwinkerte Constable Watson zu. »Das nennt man natürliche Auslese.«
    Logan lehnte sich zurück, kaute an seinem Specksandwich und versuchte sich die Ereignisse des Abends ins Gedächtnis zu rufen. An eine Party konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern. Nach dem Pub musste er einen ziemlichen Filmriss gehabt haben. Und auch davor war nicht alles so hundertprozentig klar. Aber augenscheinlich hatten sie eine Party gefeiert, und einige Mitglieder des Suchtrupps hatten bei ihm übernachtet. Das schien auch irgendwie logisch. Er wohnte in der Marischal Street, zwei Minuten zu Fuß von der Queen Street und dem Präsidium der Grampian Police. Trotzdem konnte er sich an nichts mehr erinnern, nachdem sie aus dem Pub rausgeworfen worden waren. Der Constable, der in diesem Moment auf Logans Klo Bröckchen hustete – Steve –, hatte auf der Jukebox »It’s a Kinda Magic« von Queen aufgelegt und sich spontan seiner sämtlichen Kleider entledigt.
    Woraufhin sie höflich gebeten worden waren, das Lokal zu verlassen.
    Und das erklärte wohl, wieso jetzt die Hälfte der Aberdeener Polizei sich in seiner Wohnung breit machte und entweder Specksandwiches hinunterschlang oder sich auf dem Klo die Seele aus dem Leib kotzte. Aber es warf noch kein erhellendes Licht auf Constable Jackie Watson mit den entzückenden Beinen.
    »Sagen Sie mal«, begann er, während er zusah, wie Watson wieder einen mächtigen Happen von ihrem Sandwich abbiss, »wie kommt’s eigentlich, dass Sie hier Küchendienst schieben müssen?« Es war ein neutrales Thema; kein Außenstehender würde die Frage zwischen den Zeilen lesen können: Haben wir letzte Nacht miteinander geschlafen?
    Sie wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und zuckte die Achseln. »Ich war halt dran. Wer das erste Mal bei einer Party mit Übernachten dabei ist, muss Frühstück machen. Aber es ist ja Ihre Wohnung, also bleibt der Job am Nächsten hängen.«
    Logan nickte, als sei ihm alles sonnenklar. Es war noch zu früh am Morgen; sein Denkapparat war noch nicht auf Touren gekommen. So setzte er nur ein Lächeln auf, von dem er hoffte, dass es nichts Negatives über die Ereignisse der vergangenen Nacht aussagte, was immer da geschehen sein mochte.
    »Na denn.« Er stand auf und warf die Speckschwarten in den Müll. »Ich muss jetzt los. Die Dienstbesprechung ist um Punkt halb acht, und ich muss noch was vorbereiten.« Immer schön geschäftsmäßig. Niemand sagte irgendetwas oder blickte auch nur auf. »Okay, also, wenn ihr dann bitte nachher die Tür hinter euch zumacht; wir sehen uns später drüben …« Er hielt inne, wartete auf irgendein Signal von Constable Watson. Jackie! Nicht Constable Watson: Jackie. Doch er bekam keines. Sie war zu sehr mit ihrem Essen beschäftigt. »Tja, dann«, sagte er und begann rückwärts in Richtung Tür zu gehen. »Bis später!«
    Draußen war es noch dunkel. Um diese Tageszeit würde noch die nächsten fünf Monate nichts von der Sonne zu sehen sein – mindestens. Während er die Marischal Street Richtung Castlegate

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