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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Stripper. »Ich glaube, er wird diesen Morgen so schnell nicht vergessen.«
    Insch nickte. »Gut.«
    Logan dachte, der dicke Mann an seiner Seite würde noch etwas sagen, doch DI Insch stopfte sich nur ein weiteres saures Stäbchen in den Mund und lächelte boshaft in sich hinein.
    Hazlehead lag am äußersten Stadtrand, hart an der Grenze zum platten Land. Hinter der Hazlehead Academy stand nur noch das Krematorium zwischen der Zivilisation und den sanft gewellten Feldern. Die Academy war eine Privatschule, die in dem Ruf stand, Probleme mit Drogen und gewalttätigen Schülern zu haben, aber solchen Ecken wie Powis und Sandilands konnte dieses Viertel längst nicht das Wasser reichen – es hätte also durchaus schlimmer kommen können.
    Logan parkte vor einem der Hochhäuser nahe der Hauptstraße. Mit lediglich sieben Stockwerken war es nicht ganz so hoch wie die im Zentrum, und es war umstanden von alten, kränklich wirkenden Bäumen. Das Laub war in diesem Jahr spät abgefallen; in nass glänzenden, schwärzlichen Klumpen bedeckte es den Boden, verstopfte die Gullys und ließ sie überlaufen.
    »Haben Sie einen Schirm?«, fragte der Inspector mit einem skeptischen Blick auf das fürchterliche Wetter.
    Logan gab zu, dass er einen im Kofferraum hatte, worauf Insch ihn aufforderte, auszusteigen und ihn zu holen. Erst als Logan den Schirm aufgespannt hatte und damit vor seiner Tür stand, bequemte der Inspector sich aus dem Wagen.
    »Das nenne ich Service«, meinte er grinsend. »Also, dann lassen Sie uns mal bei den Eltern vorbeischauen.«
    Mr. und Mrs. Lumley hatten eine Eckwohnung in einer der oberen Etagen des Hochhauses. Zu Logans Überraschung stank es im Aufzug nicht nach Pisse, und er war auch nicht mit vor Rechtschreibfehlern strotzenden Graffiti voll geschmiert. Als die Lifttür sich öffnete, standen sie vor einem hell erleuchteten Flur. Sie gingen los und stießen auf halbem Weg auf einen uniformierten Kollegen, der eifrig damit beschäftigt war, in der Nase zu bohren.
    »Sir!«, rief er, als er den Inspector erblickte. Sofort nahm er Haltung an und stellte die Ausgrabungsarbeiten in seinem Nasenloch ein.
    »Wie lange sind Sie schon hier?«, fragte Insch, während er einen neugierigen Blick über die Schulter des Constables auf die Tür der Lumley’schen Wohnung warf.
    »Zwanzig Minuten, Sir.« Keine zweihundert Meter von dem Hochhaus entfernt gab es eine kleine Polizeiwache. Nur ein Zweizimmer-Kabuff, aber es erfüllte seinen Zweck.
    »Haben Sie schon die Hausermittlung eingeleitet?«
    Der Constable nickte. »Zwei Kollegen und eine Kollegin sind unterwegs, Sir. Und der Streifenwagen ruft gerade die Beschreibung des Jungen aus.«
    »Seit wann wird er vermisst?«
    Der Constable zog ein Notizbuch aus der Tasche und blätterte darin, bis er die richtige Seite gefunden hatte. »Die Mutter hat um zehn Uhr dreizehn angerufen. Das Kind hatte draußen gespielt …«
    Logan war entsetzt. »Bei dem Wetter?«
    »Die Mutter sagt, er mag den Regen. Verkleidet sich gerne als Paddington-Bär.«
    »Ah ja …«, meinte Insch und vergrub die Hände tief in den Hosentaschen. »Was es nicht alles gibt. Was ist mit seinen Freunden?«
    »Sind alle in der Schule.«
    »Bin ja froh, dass da überhaupt noch jemand hingeht. Haben Sie in der Schule nachgefragt, für den Fall, dass unser kleiner Freund beschlossen hat, etwas zu lernen?«
    Der Constable nickte. »Da haben wir gleich angerufen, nachdem wir die Eltern seiner Freunde durchhatten. Er ist da seit anderthalb Wochen nicht mehr gesehen worden.«
    »Wunderbar«, meinte Insch seufzend. »Na, dann machen Sie mal Platz. Wir sollten uns besser mit den Eltern unterhalten.«
    Die Wohnung war ganz in lebhaften Farben gehalten, ähnlich wie die in Kingswell, in der David Reid gewohnt hatte, ehe er entführt, erwürgt, geschändet und verstümmelt worden war. An den Wänden hingen Bilder, wie im Haus der Erskines in Torry, doch dieses Kind war ein rotznäsig aussehender Junge von fünf Jahren mit rotem Haarschopf und jeder Menge Sommersprossen.
    »Das ist vor zwei Monaten gewesen, bei seiner Geburtstagsparty.«
    Logan wandte sich von den Fotos ab und der Frau zu, die in der Wohnzimmertür aufgetaucht war. Sie war schlicht umwerfend: langes, lockiges rotes Haar, das ihr offen über die Schultern fiel, kleine Nase mit leichter Himmelfahrtstendenz, große grüne Augen. Sie hatte geweint. Logan gab sich redlich Mühe, nicht auf ihren beträchtlichen Busen zu starren, als sie ihn und Insch

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