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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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ab, um die Neuankömmlinge in Augenschein zu nehmen.
    Tätowierungen zierten seinen faltigen Hals: Flammen und Totenschädel. Sein rechtes Auge war milchig und hing schief herab.
    Logan spürte ein Zupfen am Ärmel, und Constable Watson zischte ihm ins Ohr: »Ist das nicht …«
    Doch der alte Mann kam ihr zuvor und rief: »Mr. McLeod! Da sind zwei verdammte Bullenschweine, die wollen was von Ihnen!«
    »Na, na, Dougie, das ist aber gar nicht nett«, sagte Logan und trat einen Schritt auf den Alten zu. Im nächsten Augenblick war der Schäferhund auf den Beinen, bleckte die Zähne und gab ein tiefes Grollen von sich, bei dem sich Logan die Nackenhaare aufstellten. Zwischen den kaputten Zähnen des Tieres baumelte ein verdrehter Speichelfaden. Es war ein alter Hund, aber er war bösartig genug, um Logan eine Heidenangst einzujagen.
    Niemand rührte sich von der Stelle. Der Hund knurrte Logan weiter zähnefletschend an, der alte Mann starrte weiter finster vor sich hin, und Logan hoffte weiter inständig, nicht im nächsten Moment um sein Leben rennen zu müssen. Endlich tauchte in der Tür zum Hinterzimmer ein rundes Gesicht auf.
    »Dougie, was hab ich dir denn über den Köter gesagt?«
    Der alte Mann verzog den Mund zu einem Lächeln, das ein grünlich braunes Gebiss sehen ließ. »Du hast gesagt, wenn irgendwelche Bullenschweine zur Tür reinkommen, soll er ihnen die Kehle zerfetzen.«
    Der mit dem runden Gesicht runzelte die Stirn, doch dann spaltete ein breites Grinsen sein Gesicht. »Stimmt, du hast Recht. Das hab ich tatsächlich gesagt.« Er war gut dreißig Jahre jünger als Dougie, aber der alte Mann nannte ihn dennoch »Mr.« McLeod.
    Simon McLeod hatte die derben Züge seines Vaters geerbt. Ein Stück von seinem linken Ohr fehlte, was er einem Rottweiler namens Killer zu verdanken hatte, dessen Kopf jetzt das Hinterzimmer des Wettbüros zierte.
    »Also, was wollt ihr Arschlöcher?«, fragte er und pflanzte seine massigen Arme auf den Tresen.
    Logan zog ein Farbfoto von Geordie aus der Tasche und hielt es ihm hin. »Erkennen Sie diesen Mann?«
    »Leck mich.« Er hatte sich das Bild nicht einmal angeschaut.
    »Netter Vorschlag, aber diesmal verzichte ich lieber.« Logan knallte das Foto auf die dreckige Theke. »Also: Erkennen Sie ihn oder nicht?«
    »Hab den Mann noch nie gesehen.«
    »Das war so ein großmäuliger Idiot aus Edinburgh. Ist hier raufgekommen, um für Malk the Knife einen Job zu erledigen. Hat ein paar fette Summen gesetzt und seine Schulden nicht bezahlt.«
    Simon McLeods Miene wurde verschlossen. »Wir haben nicht viele Kunden, die nicht zahlen. Verstößt gegen unsere Geschäftsgrundsätze.«
    »Werfen Sie doch noch mal einen Blick drauf, Mr. McLeod. Sind Sie sicher, dass Sie ihn nicht wiedererkennen? Am Schluss ist er mit dem Gesicht nach unten im Hafenbecken rumgeschwommen, und zwar ohne seine Kniescheiben.«
    Simon riss die Augen weit auf und schlug eine Hand vor den Mund. »Ach, der! Mensch, jetzt, wo Sie’s sagen, kann ich mich wieder dunkel dran erinnern, wie ich ihm die Kniescheiben abgehackt und ihn in den Hafen geschmissen hab! Herrgott, warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Stimmt, ich hab ihn abgemurkst, und ich bin verdammt noch mal nicht helle genug, um die Polizei anzulügen, wenn sie hier reingeschneit kommt und saudumme Fragen stellt.«
    Logan biss sich auf die Zunge und zählte bis fünf. »Erkennen Sie ihn wieder?«
    »Verpissen Sie sich und nehmen Sie Ihre Schlampe da mit. Der Geruch macht Winchester ganz kirre.« Er deutete auf den geifernden Schäferhund. »Und selbst wenn ich ihn kennen würde, würd ich eher Scheiße fressen, als es Ihnen zu verraten.«
    »Wo ist Ihr Bruder Colin?«
    »Das geht Sie ’nen Scheißdreck an, dass Sie’s wissen. Also, verpissen Sie sich jetzt endlich, oder was?«
    Logan musste sich eingestehen, dass sie hier nicht mehr allzu viel ausrichten konnten. Er war schon fast an der Tür, als ihm plötzlich ein Gedanke kam und er herumfuhr. »Abgehackt«, sagte er und runzelte die Stirn. »Woher wussten Sie, dass dem Mann die Kniescheiben abgehackt wurden? Das habe ich mit keinem Wort erwähnt. Ich habe nur gesagt, dass er keine mehr hatte!«
    McLeod lachte nur. »Ah ja, gratuliere, Miss Marple! Wenn jemand so wie der Typ da ohne Kniescheiben im Hafenbecken landet, ist das ’ne Botschaft. Und es wäre keine sehr gute Botschaft, wenn nicht alle sie kapieren würden. Auch der letzte Arsch hier in der Stadt weiß jetzt, dass man nicht tut, was

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