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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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der da getan hat. Und jetzt verpisst euch!«
    Sie standen draußen auf der obersten Treppenstufe des Turf ’n Track und sahen zu, wie die Wolken über den Himmel jagten. Es kam gerade eben genug von der untergehenden Sonne durch, um der winterlich kalten Luft die Schärfe zu nehmen. Logan beobachtete zwei Plastiktüten, die auf dem Betonboden vor den verrammelten Geschäften Fangen spielten.
    Constable Watson lehnte sich an das Eisengeländer, das sich an der Front der festungsartig gesicherten Gebäude entlangzog. »Und jetzt?«
    Logan zuckte die Achseln. »Aus den McLeods hätten wir sowieso nichts rausgekriegt. Wir hätten vielleicht ein paar von ihren Kunden einkassieren können, aber können Sie sich vorstellen, dass einer wie Dougie zusammenbricht und die Hosen runterlässt?«
    »Nein, und ich will’s mir auch lieber nicht bildlich vorstellen.«
    »Also, jetzt halten wir das Foto den anderen Ladeninhabern hier in der Straße unter die Nase. Man weiß ja nie. Wenn wir die McLeods nicht erwähnen, erzählen sie uns vielleicht doch ein bisschen was.«
    Der Besitzer des China-Imbisses, ein gebürtiger Liverpooler, erkannte Geordies Gesicht nicht wieder, ebenso wenig wie seine Aberdeener Angestellten. Die Videothek hatte schon vor Jahren dichtgemacht, obwohl in den Schaufenstern noch die Plakate für vergessene Blockbuster und direkt für den Videoverleih produzierte Filme hingen, kaum noch auszumachen unter den Spraydosen-Schmierereien. Der letzte Laden in der Zeile war eine Kombination aus Zeitungskiosk, Lebensmittelgeschäft und Spirituosenhandlung. Der Inhaber warf einen Blick auf Constable Watsons Uniform und bekam sofort einen Anfall von Kehlkopfentzündung. Aber er war so nett, Logan eine Packung extrastarker Pfefferminzbonbons zu verkaufen.
    Als sie wieder auf die Straße traten, hatten die Wolken den Himmel verdunkelt, und das schwindende Tageslicht gab endgültig den Geist auf, als die ersten dicken Regentropfen fielen. Sie trafen mit einem monotonen Klatschen auf dem Beton auf, einer nach dem anderen, und formten dunkelgraue Kreise, die rasch ineinander übergingen, als der Himmel beschloss, so richtig loszulegen. Logan zog sich das Jackett über den Kopf und sprintete zu ihrem rostigen Vauxhall, doch Watson kam vor ihm an und drehte sofort das Gebläse voll auf. Dann saßen sie da und dampften friedlich vor sich hin, während die heiße Luft sich alle Mühe gab, die Scheiben freizumachen. Sie teilten sich die Pfefferminzbonbons und sahen den verschwommenen Gestalten zu, die auf die Ladeneingänge zuliefen, um sich vor dem Wolkenbruch in Sicherheit zu bringen und bei der Gelegenheit eine Portion Huhn Chow-Mein oder die neueste Ausgabe von Leder und Ketten zu erwerben.
    Simon McLeod führte etwas im Schilde. Andererseits führten die McLeods immer irgendwas im Schilde. Das Problem war, wie man es ihnen nachweisen konnte. Sie waren von der alten Schule – einer Schule, in der einem die Lektionen mit dem Vorschlaghammer eingebläut wurden. Niemand hatte je irgendetwas gesehen. Gesungen wurde nicht.
    »Und, wohin jetzt?«
    »Zum nächsten Buchmacher auf der Liste, würde ich sagen«, erwiderte Logan.
    Constable Watson legte den Rückwärtsgang ein und fuhr aus der Parklücke heraus. Ein Klicken, und die Scheinwerfer flammten auf. In ihrem Licht wurden die senkrechten Regenfäden zu silbernen Dolchen. Sie hatten schon fast die Straße erreicht, als plötzlich aus dem Nichts ein rostiggrüner Kombi vor ihnen auftauchte. Watson stieg auf die Bremse, brüllte »Scheiße!« und würgte den Motor ab.
    Während der Kombifahrer den Wagen ziemlich achtlos vor dem Turf ’n Track abstellte, kurbelte sie die Scheibe herunter und schleuderte eine Flut von Beschimpfungen in den Regen hinaus. Das meiste davon hatte mit dem Hinterteil des rücksichtslosen Fahrers und Constable Watsons Stiefel zu tun. Mitten im Satz brach sie plötzlich ab. »O mein Gott. Tut mir Leid, Sir!«
    Logan zog eine Augenbraue hoch.
    Sie wurde rot. »Ich hatte ganz vergessen, dass Sie da sind. Ich meine, er hat überhaupt nicht geblinkt oder so. Tut mir echt Leid.«
    Logan holte tief Luft und dachte an das, was DI Insch ihm über die Vorzüge des Vorgesetzten-Daseins erzählt hatte. Er konnte nicht einfach nur dasitzen und nichts sagen. Herrgott noch mal, sie trug schließlich eine Uniform! Was, wenn die Presse davon Wind bekäme? »Finden Sie, dass es dem Ruf der Polizei dienlich ist, wenn eine Beamtin in voller Uniform sich aus einem

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