Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
Autofenster lehnt und sich die Seele aus dem Leib flucht?«
    »Ich habe nicht nachgedacht, Sir.«
    »Jackie, wenn Sie so etwas tun, lassen Sie uns alle wie einen Haufen Arschlöcher aussehen. So was kotzt wirklich jeden an, der es mitkriegt oder davon hört. Und Sie riskieren Ihren Job.«
    Ihre Gesichtsfarbe wechselte von Erdbeer zu Rote Bete. »Ich … sorry.«
    Er ließ sie schmoren, während er stumm ganz langsam bis zehn zählte und sich dabei innerlich verfluchte. Er hatte gehofft, sie mit seinen witzigen Bemerkungen oder seinen messerscharfen Schlussfolgerungen zu beeindrucken. Ihr zu demonstrieren, was für ein toller Kerl er war. Ein Kerl, mit dem man gern auch ein zweites Mal ins Bett ging. Dass er gezwungen war, ihr aufs Dach zu steigen, war nicht Teil seines Plans gewesen. Mit ihr ins Bett steigen, das schon eher …
    Acht. Neun. Zehn.
    »Na, kommen Sie«, sagte er und versuchte es mit einem freundlichen Lächeln. »Ich sag’s auch nicht weiter, wenn Sie’s nicht weitersagen.«
    Ohne ihm in die Augen zu sehen, murmelte sie: »Danke, Sir«, und ließ den Wagen an.

18
    Die Atmosphäre im Wagen blieb mehr oder weniger im Bereich distanzierter Höflichkeit, während sie gemeinsam die restlichen Wettbüros auf Logans Liste abarbeiteten. Constable Watson nannte ihn »Sir« und beantwortete seine Fragen, doch von sich aus sagte sie nur dann etwas, wenn es unmittelbar mit dem Fall zusammenhing.
    Es war ein beschissener Nachmittag.
    Sie fuhren durch die Gegend und schlappten von einem Buchmacher zum nächsten.
    »Haben Sie diesen Mann gesehen?«
    »Nein.«
    Manchmal gab es zum »Nein« ein »Verpisst euch« als Gratisbeigabe, manchmal blieb das »Verpisst euch« auch unausgesprochen, schwang aber immer mit. Die einzige Ausnahme bildeten die Inhaberin und das Personal von J. Stewart & Son, Buchmacher, gegr. 1974, in Mastrick. Hier waren alle erstaunlich nett zu ihnen. Beunruhigend, ja verdächtig nett.
    »Meine Güte, das war ja bizarr«, sagte Logan, als sie wieder in den Wagen stiegen. »Sehen Sie mal, die lächeln uns immer noch zu.« Er deutete durch die Windschutzscheibe auf eine füllige Frau, die ihr struppiges graues Haar zu einem Knoten hochgebunden hatte. Sie winkte zurück.
    »Ich fand sie eigentlich ganz nett«, meinte Watson, während sie den Wagen vom Parkplatz auf die Straße lenkte. Das war mehr, als sie in der letzten Stunde zusammengenommen gesagt hatte.
    »Sie sind Ma Stewart noch nie vorher begegnet?«, fragte Logan, während sie zum Revier zurückfuhren. Als Constable Watson keine Antwort gab, wertete er das als ein Nein. »Ich hab sie einmal verhaftet«, fuhr er fort, als sie sich in den Verkehr auf der Lang Stracht einordneten, einer breiten Straße, die aber durch Busspuren, verwirrende gelb schraffierte Kreuzungsbereiche und großzügig verteilte Poller und Fußgängerüberwege zerstückelt war. »Pornos. Sie hat sie aus einem alten Ford Anglia heraus an Schüler verhökert. Nichts allzu Heftiges – keine Tiere oder so was in der Art. Einfach nur gute alte Hardcore-Ware aus Deutschland.« Er schnaubte verächtlich. »Die Hälfte der Schulkinder wusste mehr über Sex als ihre Biologielehrerin. Uns haben sie eingeschaltet, als eine Achtjährige im Unterricht fragte, ob man vom Fisting schwanger werden kann.«
    Ein kleines Lächeln huschte um Constable Watsons Mundwinkel.
    Auf der linken Seite zog das Press-and-Journal -Gebäude an ihnen vorbei, und Logan zuckte unwillkürlich zusammen. In seiner Aufregung und Panik über die Übertragung des Müllsack-Falles an ihn hatte er Colin Millers frühmorgendlichen Besuch völlig vergessen. Er hatte immer noch nicht mit DI Insch über die Bitte des Reporters um einen Exklusivbericht gesprochen. Und Miller hatte auch gesagt, er habe noch weitere Informationen über »Geordie«. Logan zog sein Handy aus der Tasche, um Insch anzurufen, aber er kam nicht dazu, mehr als die ersten zwei Ziffern einzutippen.
    Knisternd und knackend tönte eine Stimme aus dem Funkgerät. Roadkill war zusammengeschlagen worden.
    Sie hatten nicht so weit gehen wollen. Das erklärten die Rädelsführer auf die Fragen der Polizei und der Presse. Sie hatten nur die Sicherheit ihrer Kinder im Sinn gehabt. Das war doch nicht in Ordnung, oder? Ein erwachsener Mann, der sich am Schultor herumdrückte. Und es war ja nicht das erste Mal gewesen. Fast jeden Nachmittag war er dort, wenn die Kinder aus der Schule kamen. Und er war nicht ganz richtig im Kopf. Jeder wusste, dass er nicht

Weitere Kostenlose Bücher