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Die Durchschnittsfalle (German Edition)

Die Durchschnittsfalle (German Edition)

Titel: Die Durchschnittsfalle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Hengstschläger
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Kategorisierung ist die sogenannte „Marland-Definition“. Sie wurde von einer Regierungskommission 1971 in den USA unter der Leitung von Sidney P. Marland erstellt. Das damalige Ziel des amerikanischen Erziehungsministeriums bestand darin, entsprechende bundesstaatliche Erziehungsprogramme für Hochbegabte zu entwickeln. Talentiert, so die Marland-Definition, kann man sein in:

1. general intellectual ability (allgemeine intellektuelle Fähigkeiten)
2. specific academic aptitude (spezifische akademische, schulische Eignung)
3. creative or productive thinking (Kreativität und produktives Denken)
4. leadership ability (Führungsqualitäten)
5. visual and performing arts (bildnerische und darstellende Künste)
6. psychomotor ability (psychomotorische Fähigkeiten)

    Wobei es hierbei wichtig ist zu sagen, dass die Wissenschaft zusätzlich noch zwei grundlegend verschiedene Ansätze bei der personalen Zuordnung von Talenten kennt. Einerseits vertreten Wissenschaftler das Konzept der allgemeinen Intelligenz. Dieses Konzept hat auch immer wieder Aufwind aus dem Bereich der Neurowissenschaften bekommen. Sehr vereinfacht würde das bedeuten, dass ein Mensch meist entweder in all den oben (und auch unten) angeführten Kategorien eher talentiert oder eben in allen weniger talentiert ist. Viele halten diese Theorie aber für zu wenig detailliert und vertreten die Ansicht, dass es neben allseits talentierten Menschen auch solche gibt, die entweder in wenigen oder sogar vielleicht nur in einem einzigen Bereich talentiert sind und in anderen hingegen keine besonderen Begabungen zeigen.
    Zugegeben, es fällt nicht sehr schwer, sich Spitzensportler vorzustellen, die nicht musikalisch sind, oder auch Topwissenschaftler, die keinerlei körperliche, sportliche Begabungen haben. Egal nun, wie hoch man den Einfluss genetischer Anlagen dabei ansetzt, wenn man genetische Komponenten zumindest mit ins Kalkül zieht, so erscheint dann aus dieser Sichtweise auch die Möglichkeit von isolierten Talenten als wahrscheinlicher. Da es sich bei den verschiedenen Talentkategorien (egal welche man betrachtet) stets um sehr unterschiedliche und komplexe Bereiche handelt, fällt es schwerer, Erklärungsmodelle zu finden, wie man gleichzeitig in seinen 22.500 Genen gute oder eben weniger gute biologische Voraussetzungen für alle Kategorien haben könnte. Es erscheint einfacher vorstellbar, dass man beispielsweise biologische Voraussetzungen, die sportliche Begabungen ausmachen, haben kann, unabhängig etwa von biologischen Voraussetzungen, die beispielsweise für ein Gesangstalent mitbestimmend sein könnten (und natürlich umgekehrt). Die Wissenschaft muss gerade in diesem Bereich noch sehr viel Forschung betreiben, um mehr Antworten geben zu können.
    Der amerikanische Psychologe Howard Gardner hat eine etwas andere Kategorisierung erarbeitet. Diese sehr populäre (aber auch immer wieder hitzig diskutierte) Theorie der multiplen Intelligenzen (im Sinne von Begabungen) sieht eben auch vor, dass man eine Intelligenz haben kann und die andere nicht. Es ist möglich, nur eine Intelligenz sehr stark zu besitzen, oder auch eben mehrere. Dieser Ansatz schließt aber zumindest theoretisch auch nicht aus, dass man alle oder gar keine sehr stark ausgeprägt haben kann. Gardner unterteilte ursprünglich in sieben Kategorien:

1. die sprachliche Intelligenz
2. die musikalische Intelligenz
3. die logisch-mathematische Intelligenz
4. die visuell-räumliche Intelligenz
5. die körperlich-kinästhetische Intelligenz
6. die intrapersonale Intelligenz (Selbstreflexion und Selbstmotivation)
7. die sozial-interpersonale Intelligenz

    Die sprachliche Intelligenz (Schriftsteller, Journalisten, Schauspieler, Rechtsanwälte, Politiker etc.) beinhaltet leicht Sprachen zu lernen, eine hohe Sensibilität für gesprochene und geschriebene Sprache und die Fähigkeit, Sprache zu bestimmten Zwecken zu verwenden. Die musikalische (Musiker, Dirigenten, Komponisten etc.) und die logisch-mathematische Intelligenz (Naturwissenschaftler, Mathematiker etc.) sind vollkommen selbsterklärend. Die visuell-räumliche Intelligenz (bildnerische Künstler, Architekten, Schachspieler etc.) dient zur Erfassung von Räumen, ob nun im Großen oder im eng begrenzten Sinn. Die körperlich-kinästhetische Intelligenz (Sportler, Tänzer, Handwerker etc.) beschreibt die Begabung, den Körper zur Problemlösung oder zur Gestaltung einzusetzen. Die intrapersonale Intelligenz (laut Gardner in allen

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