Die Durchschnittsfalle (German Edition)
Funktion als Universitätslehrer (heute sogar Universitätsprofessor), die ich bereits seit über 20 Jahren ausübe. Für mein Konzept „Die individuellen (auch genetischen) Leistungsvoraussetzungen müssen durch harte Arbeit entdeckt und in eine besondere Leistung (= Erfolg) umgesetzt werden“ bedarf es aber noch einiger Klärungen:
1.) Gibt es so etwas wie besondere biologische Leistungsvoraussetzungen wirklich, und wenn ja, wie sehen sie aus? (= individuelle biologische Leistungsvoraussetzungen jedes Einzelnen)
2.) Wenn es sie gibt, wie finde ich sie bei meinen Kindern, bei mir selbst? (= harte Arbeit, sie zu finden)
3.) Wie kann ich mich, meine Kinder, die nächste Generation allgemein dazu bringen, so intensiv, konstant, konsequent fleißig zu arbeiten, damit die individuellen Leistungsvoraussetzungen in Erfolg umgesetzt werden können? (= harte Arbeit, sie in eine besondere Leistung, in Erfolg umzusetzen)
4.) Woher nehme ich, nehmen meine Kinder, nimmt die nächste Generation und wer auch immer den Mut und die Motivation, wirklich aus der Reihe zu tanzen? (Wer einen neuen Weg gehen will, muss den alten verlassen.)
Ich sage es gleich vorweg, der letzte Punkt ist mir der wichtigste und war der eigentliche Grund für das Schreiben dieses Buches. Was ich so sehr vermisse, ist die Bereitschaft, Neues, sich vom Bisherigen Unterscheidendes zu tun. Anders ist besser, weil Individualität die einzige Chance darstellt, sich heute auf Fragen der Zukunft vorzubereiten, von denen wir nicht wissen, wann sie kommen und wie sie aussehen werden. Bisher habe ich in diesem Buch die Bedeutung dieses Konzepts argumentiert, vor dem Durchschnitt gewarnt und diskutiert, was eventuell Talent sein und welche Arten von Begabungen der Mensch haben könnte. In Folge möchte ich mich nun mit den oben genannten vier Fragen beschäftigen. Zur Frage 1, ob es wirklich individuelle Leistungsvoraussetzungen eventuell mit genetischen Komponenten gibt, komme ich in den folgenden fünf Kapiteln „Sport und Handwerk“, „Kunst“, „Wissenschaft“, „Management und Politik“ sowie „Glück und soziale Begabungen“ zu sprechen. Zu den Fragen 2 und 3, wie finde ich Talente und wie setzt man sie um, folgt dann das Kapitel „Talente entdecken und fördern“. Die Diskussion der wichtigsten Frage 4 betreffend den Mut, neue Wege zu gehen, habe ich mir für den Schluss unter dem Titel „Die Motivation, aus der Reihe zu tanzen“ aufgehoben.
Für eine Sportart geboren?
Sport ist das sehr häufig genannte Beispiel, wenn es in Diskussionen um Talent und Talentförderung geht. Allerdings wird Sport stets als Beispiel für beides genannt: nature and nurture. Nun, ich glaube, zu den Umweltaspekten brauche ich nicht allzu viel zu sagen. Wer nicht trainiert, wird nicht der Schnellste, nicht der Stärkste, nicht der Erste sein. So einfach und so sicher ist das. Ich werde später allerdings noch etwas dazu sagen, wie die Motivation geregelt ist oder wo sie vielleicht herkommt. Motivation stellt im Sport generell ein unglaublich wichtiges Thema dar. Dies gilt für den Hobbysportler, der seinen inneren Schweinehund überwindet und trotz Regen, Kälte und Dunkelheit am Abend nach der Arbeit noch eine Runde durch den Park dreht. Dies gilt aber natürlich noch viel mehr im Spitzensport, wo die Trainingseinheiten ständig an die physischen und psychischen Grenzen des Sportlers gehen (müssen). Nur so kann man zu den Besten gehören. Was die extrinsische Motivation betrifft, so viel sei jetzt schon einmal gesagt, bin ich eigentlich sehr überrascht und irgendwie in manchen Fällen sogar erbost darüber, wie unterschiedlich sie von Sportart zu Sportart ist. Dass ein Fußballer, der Millionenbeträge verdient, regelmäßig zum Training kommt, ist ja sicher noch eher verständlich. Jedoch ein Tischtennisspieler muss sich andere Arten von Motivationen holen und ständig bereithalten. Und schon sind wir bei dem für dieses Buch auch so spannenden Thema der intrinsischen Motivation und der vielleicht biologischen Komponenten derselben. Aber dazu später.
Doch Sport ist auch das sehr häufig genannte Beispiel, wenn es darum geht zu argumentieren, dass die Biologie, die Genetik bestimmte fördernde beziehungsweise auch nachteilige Anlagen bereithalten kann. Hans Pum ist seit mehreren Jahrzehnten als Trainer für den österreichischen Skiverband tätig. Er hatte in dieser Zeit auch sehr lange das Amt des Alpindirektors und somit des hauptverantwortlichen
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