Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
Erkenntnis, dass, zumindest für den Augenblick, nichts getan werden konnte, um auf das, was ihnen bekannt geworden war, Einfluss zu nehmen. Geduld war das Gebot der Stunde. Und vielleicht bereinigte sich die beunruhigende Situation ja für die, deren Kenntnis davon unmittelbarer war, auch ohne ihr Zutun. Ihre Wahrnehmung des physikalischen Existenzzustands, den die Menschen als Zeit definierten, war eine gänzlich andere.
Es schien so, als ließe sich, bis die Lage auf der Planetenoberfläche unter ihnen sich von selber klärte, nichts weiter unternehmen. Es sei denn – die Flora einer gewissen einzigartigen grünen Welt hatte einen Evolutionsstand erreicht, der weit über die Existenzstufe hinausging, auf die ihre Wurzeln treibenden Verwandten auf anderen Welten nach wie vor beschränkt waren. Ihr Äquivalent von Denken war imstande, Folgeerscheinungen hervorzurufen. Normalerweise benötigten diese ein ungeheuerliches Quantum an Zeit, um sich zu manifestieren. Doch seit vor Jahrhunderten die Menschen gekommen waren, hatten die neuen Bedingungen aus dem wechselseitigen Zusammenspiel die Abläufe beschleunigt. Ereignisse fanden von nun an in gerafften Zeiträumen statt, die Millionen Jahre zuvor, als das Planetenbewusstsein erstmals angefangen hatte, sich selbst als disparate Entität zu begreifen, nicht einmal vorstellbar gewesen waren.
Tastend und allein von den arglosen elektronischen Augen der Teacher bemerkt, schoben sich aus dem Innern einiger Gewächse Ranken hervor.
Langsam, doch beharrlich krochen sie über die Ränder der Pflanzkübel.
8
Aus dem Orbit, durch die hohen, wirbelnden Wolken betrachtet, war Pyrassis ein von Erdtönen dominierter Planet, von auffälligen und unvermuteten Streifen hellerer Färbung durchzogen. Die zahlreichen Blau- und Grünschattierungen waren ebenso wenig auf einen Ozean zurückzuführen wie die gelben, orangenen, roten und purpurfarbenen auf Sand – obwohl es von Letzterem mehr als genug gab. Ihre Ursachen waren weitaus massiverer, unnachgiebigerer Natur und boten zudem für die geringe Präsenz von AAnn eine schlüssige Erklärung.
Auf Pyrassis hatte der Ablagerungsprozess von Kupfer angefangen verrückt zu spielen.
Überall zwischen dem geäderten und gefleckten Felsgestein, durch das Flinx wanderte, blitzten und funkelten Quarzlager im diffusen Licht der fremden Sonne. Aus den Tiefen aufgeplatzter Hohlräume glitzerten ihm nadelartige Konzentrationen fragiler Silikate entgegen und lockten ihn mit der Verheißung völlig unbekannter Verbindungen von Elementen.
Staunend ging er an ihnen vorüber, einzig darauf bedacht, das Lager der Besucher von der Crotase zu finden. Doch ungeachtet aller Vorsätze war es schlichtweg unmöglich, die unglaubliche Vielfalt an Formen und Farben komplett zu ignorieren.
Schließlich blieb er vor einer der offenen Drusen stehen, richtete den Datenauswerter seines Anzugs auf das schillernde Innere und ließ ihn eine chemische Analyse vornehmen. »Gebhardit, Leiteit, Ludiockit, Reinerit, Schneiderhöhnit und wenigstens drei naturwissenschaftlich nicht bekannte Verbindungen. Alles Arsenite oder arsenhaltige Oxide.«
Flinx versuchte nicht einmal, sich einen Reim darauf zu machen. »Noch nie was auch nur von einem gehört.«
»Es ist strittig, welches von ihnen seltener vorkommt«, merkte der Datenauswerter an. »Sie alle an einem Ort vorzufinden ist äußerst ungewöhnlich.«
Flinx hielt es für müßig, hierzu einen Kommentar abzugeben, da sich die Möglichkeiten des Datenauswerters zu fachlichem Austausch allein auf die schlichten Informationen in dessen Wissenskernel beschränkten. Stattdessen beugte er sich nach vorn und begann, eine Reihe stufenähnlicher Felssimse hochzuklettern. Der Untergrund bestand aus gelblich-orangenen Silikaten und war von tiefen Rissen und Spalten mit abgelagertem Quarz und Kalkspat durchsetzt. Pyrassis war ein Paradies für Mineralogen, doch Flinx hatte kein Interesse an Gesteinsproben – ihm war an Informationen gelegen. Wenigstens, dachte er bei sich, mangelte es seiner unvorhergesehenen Pilgertour nicht an optischen Reizen.
Als er auf dem Felskamm angelangt war, blieb er einen Augenblick stehen und nahm erneut einen Schluck aus seinem Destillator. Gedankenverloren kraulte er Pips Hinterkopf. Vor ihm erstreckte sich ein leuchtendes Panorama aus spektakulären Farben und bizarren Gebilden, das sich vor einem dunstigen Himmel in Grauweiß und Türkis abhob. Absolut nichts in seiner Blickrichtung sah zu
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