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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ohne Anstrengung, ohne körperlichen Einsatz. Nur Abdrücken … einmal, zweimal, vielleicht aus Sicherheit dreimal … Nicht einmal zu zielen brauchte man auf diese geringe Distanz, man traf immer.
    So einfach hörte sich das an, ein Menschenleben auszulöschen. Und doch würde das Fingerkrümmen eine fast unmenschliche Überwindung kosten und noch mehr das Zusehen, wie die Kugeln in den Körper schlugen und vielleicht sogar Blut aus den Einschußlöchern quoll. Würde sich dieses Bild nicht unauslöschbar in das Gehirn brennen und die Nächte zur Qual werden lassen? Gab es danach überhaupt noch ein normales Leben? Konnte man noch einem Menschen gegenübertreten, ohne zu denken: Ja, sieh mich nur an. Du blickst jemandem ins Auge, der einen anderen Menschen getötet hat. Nicht aus Habgier, nicht aus Mordlust, nicht aus niedrigen Motiven, nein. Ich habe es einfach tun müssen, ich habe nur ein Versprechen eingelöst, eine Verpflichtung, die einen Abschnitt meines Lebens beendet. Was dann folgt, ist die Lethargie, das Warten auf deinen eigenen Tod.
    Reue? Kann, darf es Reue geben? Sie haben Robert mit einem Genickschuß hingerichtet, regelrecht hingerichtet, und sie haben Gerda das Herz gebrochen, ihren Lebenswillen getötet. Und Schuld muß gesühnt werden. Das hat man uns schon in der Schule gelehrt. Wie kann eine Hand zittern, wenn sie Gerechtigkeit ausübt?
    Habicht holte sein Gepäck aus dem Hotel. Der Hausdiener, der ihm den Tip mit dem Zimmer bei Bertha Hellenkamp gegeben hatte, lud die vier Koffer auf einen Kofferwagen.
    »Hat es mit dem Zimmer geklappt, Herr Doktor?« fragte er.
    »Es war eine gute Empfehlung. Wie heißen Sie?«
    »Fritz Poller, Herr Doktor.«
    Habicht griff in die Tasche, holte einen Hundertmarkschein heraus und hielt ihn Poller hin. »Ich brauch' noch einen Tip, Fritz.«
    »Wenn ich helfen kann, sehr gern, Herr Doktor.« Poller griff schnell zu und steckte den Geldschein ein.
    »Ich brauche eine Pistole …«
    »Was brauchen Sie, Herr Doktor?« Pollers Miene verschloß sich.
    »Eine Pistole.«
    »Mit so etwas habe ich nichts zu tun, Herr Doktor.«
    »Ich weiß, daß man illegal Waffen aller Art kaufen kann. Vom Klappmesser bis zum Raketenwerfer. Ich brauche nur eine Pistole.«
    »Da kann ich Ihnen nicht helfen, Herr Doktor.« Poller igelte sich ein. »Ich weiß wirklich nicht …«
    »Ich brauche nur eine Adresse, weiter nichts. Ich weiß, daß Sie eine Adresse kennen.« Habicht holte einen zweiten Hundertmarkschein hervor. »Erinnern Sie sich, Fritz.«
    Poller nahm auch den zweiten Schein an und überlegte, ob es strafbar war, einen Namen zu nennen, der nur in eingeweihten Kreisen einen Doppelklang besaß. Auf dem Kiez war Waffenhandel fast normal, nur sprach man nicht darüber.
    »Interessieren Sie sich für russische Kunst?« fragte der Hausdiener.
    Habicht sah ihn erstaunt an. Was soll das? Russische Kunst? Aber nach kurzem Zögern verstand er Pollers Gedankengang. Eine Kalaschnikow zum Beispiel ist eine russische Maschinenpistole.
    »Ich mag russische Kunst«, sagte Habicht gespannt. »Es kommt aber immer auf das Objekt an. Eine gute alte Ikone würde mich reizen.«
    »Da hätte ich etwas für Sie, Herr Doktor. Ich kenne einen Importeur für russisches Kunsthandwerk. Außerdem ist er Besitzer der Bar Taiga. Der Mann heißt Rutkin. Die Bar Taiga kennt jeder. Tolle Mädchen, alles Russinnen.«
    »Und dieser Rutkin verkauft Ikonen?«
    »So sagt man …«
    »Ich danke Ihnen, Fritz.« Habicht atmete auf. »Hoffentlich ist dieser Tip so gut wie der mit dem Zimmer.«
    »Bestimmt, Herr Doktor. Aber nennen Sie bitte nicht meinen Namen. Auf dem Kiez ist Schweigen wie eine Lebensversicherung.«
    Habicht war so erfreut, daß er noch einen dritten Hunderter in Pollers Hand drückte. Er nahm sich vor, Rutkin noch an diesem Abend einen Besuch zu machen. Er ließ von Poller seine Koffer zu einem Taxi bringen und fuhr in die Roosenstraße.
    Bertha Hellenkamp erwartete ihn schon mit Ungeduld. Sie hatte einen echten friesischen Tee aufgebrüht und vier Stücke Nußkuchen gekauft. Der Herr Doktor sollte sich vom ersten Tag an bei ihr richtig wohl fühlen. Warum sich ein so vornehmer Herr mit einem solch bescheidenen Zimmer zufrieden gab, diese Frage verdrängte Bertha jetzt völlig. Er würde seine Gründe haben.
    Bertha verspürte ein wahres Glücksgefühl, als Habicht an ihrem weiß gedeckten Tisch lobte: »Der Tee ist vorzüglich. Ich habe selten einen so guten Tee getrunken. Und der Nußkuchen …

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