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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hier?« Und zu Ulrike, die neben ihn trat: »Wo habt ihr den denn her? Der sauberste Unternehmerjunkie. Macht ihr jetzt auf Konzern?« Er lachte, tippte auf Roberts Karton und schnalzte dann mit den Fingern. »Zweihundert von den Barneys. Gibt's da Rabatt?«
    »Feste Preise.« Ulrike schob seine Hand weg. »Hier ist kein Basar von Istanbul. Leg das Geld hin, achttausend Mäuse, dann zählt Bob dir die zweihundert ab.«
    »Aha, du bist Bob!« Ein kleiner etwas dicklicher Dealer mit einem Pickelgesicht grinste Robert an. »Wo kommste her, Bob?«
    »Direkt aus der Schule!« sagte Robert giftig. »In Mathe 'ne Fünf, in Musik 'ne Eins. Willst du noch mehr wissen?«
    »Ist ja schon gut.« Der Dicke winkte ab. »Ich nehme dieses Mal nur fünfzig Barneys. Für meine Kunden sind die zu teuer. Aber ich kann fünfhundert Playboys gebrauchen.«
    »Nicht mehr im Angebot.« Ulrike zeigte auf ihren Karton. »Nur noch Smiley.«
    »Scheiße!« Der Picklige zog ein enttäuschtes Gesicht. »Und wann kommt Playboy wieder?«
    »Bei uns nicht mehr.«
    »Und warum?«
    »Geschäftspolitik.« Ulrike sah keinen Anlaß, den Tod des Mädchens zu erwähnen, schon gar nicht in Gegenwart von Robert. »Wir stellen um.«
    »Wenn ich das Wort Politik höre, muß ich sofort kotzen!« Der kleine Dicke ahmte täuschend echt ein Würgen nach. »Also gut, fünfhundert Smiley. Rabatt?«
    »Faß dich an den Sack!« sagte Ulrike grob.
    »Wenn du's tust, schreie ich nicht.«
    Ein kurzes lautes Gelächter ertönte, und dann begann das Abzählen. Sie hatten alle Plastiksäckchen mitgebracht, zählten mit, legten das Geld auf den Tisch und verließen das Toscana.
    »Bis morgen«, sagte der Langmähnige zum Abschied. »Ich kriege neue Kunden. Hab noch 'ne trockene Disco entdeckt … So was gibt's auch noch! Und morgen früh besuche ich das Holbein-Gymnasium. Die sind auch noch clean. Da hängt noch was drin. Ciao!«
    Robert blickte ihm nach. Seine Miene hatte sich versteinert. »Ich kenne das Holbein-Gymnasium«, sagte er, nachdem die drei das Lokal verlassen hatten. »Nette Jungs. Wir Abiturklassen haben mal gegeneinander Fußball gespielt. Sie haben drei zu null gegen uns gewonnen. Gute Sportler. Und jetzt will er denen Smiley verkaufen?«
    »Das solltest du bei deinen Freunden auch mal versuchen.« Ulrike sagte es so leichthin, als frage sie: Willst du eine Cola?
    »Bei meinen Freunden? Nie!«
    »Gönnst du ihnen kein Glück?«
    »Das ist es nicht, aber …«
    »Aber du liebst mich doch …«
    »Das weißt du doch.«
    »Dann tu es. Versuch es.« Sie gab ihm wieder einen Kuß und strich ihm liebevoll über das Haar und das Gesicht. »Mir zuliebe …«
    Robert konnte keine Antwort mehr geben, denn die nächsten Kunden kamen in die Bar. Zwei Jungen, nicht älter als sechzehn Jahre, in braven Anzügen und mit gelockten blonden Haaren. Sie gaben sich lässig und gingen durch das Lokal, als hätten sie die Bewegungen von Gary Cooper abgeguckt. Und auch sie holten aus ihren Taschen die Geldscheine; der eine tausend Mark, der andere sogar eintausendfünfhundert. Sie hatten es bei ihren Kumpels eingesammelt. An diesem Tag holten vierzehn Dealer ihre Ecstasypillen ab.
    Bis sechs Uhr hielt Ulrike die Tür offen, dann schloß sie ab. Um sieben würden Salvatore Brunelli und Bolo eintreffen.
    »Zufrieden?« fragte Ulrike und stülpte die Deckel auf die fast leeren Kartons. »Was hast du verkauft? Für 6.700 Mark? Das sind für dich 325 Mark. An einem Tag! Was sagst du nun?«
    »Nichts.«
    »Du wirst in einer Woche das Dreifache vom Gehalt deines Vaters verdienen. In einem Monat das Zehnfache! Freust du dich nicht?«
    Robert zögerte. »Ich muß mich erst daran gewöhnen, was ich da verkaufe. Ich darf nicht denken …«
    Er steckte das Geld, das Ulrike ihm hinschob, in seine Jackentasche und zog schnell die Hand zurück, als habe er etwas Ekliges angefaßt.
    »Du mußt denken, daß du reich wirst, unabhängig … und daß du mich liebst.«
    Das war das stärkste Argument. Es überzeugte.
    Ich liebe sie, alles andere ist unwichtig, dachte Robert, spielt im Leben keine Rolle mehr.
    Er war ein Sklave, der sogar die Peitsche küssen würde, die ihn schlug.
    Die Zeitungen des übernächsten Tages brachten riesige Schlagzeilen auf der ersten Seite.
    Vier Mafia-Morde in München!
    Drei polnische Geschäftsleute und ein Taxifahrer Opfer einer asiatischen Gang?
    Wird München Hauptstadt der internationalen Kriminalität?
    Drogenkrieg nun auch in München? Die machtlose

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