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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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spüre irgend etwas. Du hast dich verändert, von einem Tag zum anderen. Frauen fühlen so etwas. Sie haben dafür einen siebenten Sinn. Etwas Fremdes ist an dir …«
    »Sieh mich an!« Er stellte sich in Positur wie ein Model vor der Kamera und lachte. »Sag mir, was du an mir noch nicht kennst. Was ist fremd? Welcher Winkel, welche Falte fehlt dir noch?«
    »Du kleiner Idiot!« Sie lächelte dabei, und sie meinte es auch zärtlich. »Dein Körper ist kein Geheimnis … Es liegt in dir. Und da kann ich nicht hineinsehen. – Hast du Schwierigkeiten mit deinen Eltern?«
    »Nicht die geringsten. Sie ahnen nichts. Nur Mama meint, ich sähe jetzt immer so blaß aus.« Er lachte wieder, aber es klang nicht sehr fröhlich. »Wenn sie uns so sähe, sie würde erblinden.«
    »Sie haben dich auch nicht im Dunkeln gezeugt.«
    »Wer weiß das? Ich habe noch nie gesehen, daß mein Vater meine Mutter küßt; sie müssen das heimlich tun, wenn überhaupt.«
    Sie lachte auf, und Robert verschwand im Badezimmer.
    Am nächsten Abend – er nahm natürlich wieder angeblich Nachhilfeunterricht in Mathe – fuhr er zum ›777‹ in der Hoffnung, Christa dort zu sehen. Und wirklich, sie war da! Sie hüpfte zu dem wilden Techno-Sound im Saal herum, verzückt und glücklich. Aber als sie Robert sah, verließ sie sofort die Tanzfläche und kam auf ihn zu.
    »He!« rief sie über den Höllenlärm hinweg. »Da bist du ja!«
    »Ich soll dir einen schönen Gruß bringen«, sagte er und ergriff ihre beiden Hände.
    »Von wem?«
    »Vom Mann im Mond.«
    Sie hängte sich bei ihm ein und legte den Kopf an seine Schulter. »Wann hast du mit ihm gesprochen?« fragte sie lachend.
    »Dreimal. In jeder vergangenen Nacht. Er will dich sehen.«
    »Ach nee! Und was hast du geantwortet?«
    »Ich habe gesagt: Wenn Christa will, sehen wir uns morgen abend. Und das ist heute.«
    »Du Spinner!« Sie deutete zum Ausgang. »Du willst mich nur hier weghaben.«
    »Erraten.«
    »Du magst die Bude nicht?«
    »Es gibt Schöneres.«
    »Deine Opern, die Konzerte und so 'n Scheiß. Mensch, Robert, hau ab damit.«
    »Hast du schon mal beobachtet, wie die Erde atmet?«
    Sie blickte zu ihm hoch, als habe er in einer fremden Sprache zu ihr gesprochen.
    »Was tut die Erde?«
    »Atmen. Man kann es sogar riechen.«
    »Du hast vielleicht 'ne Macke! Und das riecht?«
    »Ja. Nach Würze, nach Heu und Moos … nach Sonne.«
    »Die Sonne riecht doch nicht.«
    »Laß dich überraschen.« Robert legte den Arm um Christas Schulter. »Gehen wir hinaus.«
    »Zum Mann im Mond?«
    »Auch.«
    Sie schob die Unterlippe vor wie ein trotziges Mädchen, aber sie gab nach und folgte ihm vor die Tür des ›777‹. Stumm gingen sie durch die helle Nacht, bis sie ein Wiesenstück erreichten, abseits der Straße. Hecken und Büsche belebten das Gelände, einige zerzauste Bäume grenzten die Straße ab, sogar ein Getreidefeld schimmerte im Mondlicht. Als Robert stehenblieb, trat Christa einen Schritt von ihm zurück.
    »Du!« sagte sie sehr ernst. »Ich bin nicht so eine, die man hinterm Busch flachlegen kann! Das schmink dir mal ab!«
    Robert schüttelte den Kopf. Er zog seine Jacke aus und breitete sie auf der Wiese aus. Steif, voller Abwehr sah Christa ihm zu. Ihre Bernsteinaugen verengten sich. »Versuch es nicht! Du bist 'n netter Kerl, aber ich keine Tussi! Wenn du mich jetzt anpackst, haste Funken vor den Augen, das schwöre ich dir. Mich hat einmal ein Kerl mit Gewalt umgelegt, aber das kommt nicht mehr vor.«
    »Setz dich«, sagte er und ließ sich zuerst auf der Jacke nieder.
    »Warum?« Auch ihre Stimme war voller Abwehr. Sie trat sogar noch einen Schritt zurück.
    »Hast du Angst vor mir?«
    »Vertrauen ist oft Dummheit.«
    »Wo hast du das denn aufgeschnappt?«
    »Hab ich mal in so 'nem Heftroman gelesen. Stimmt doch.«
    »Du hast keinen Grund, mir zu mißtrauen. Komm, setz dich. Ich will dir etwas zeigen.«
    »Kann man das nicht im Stehen?«
    »Nein.« Er klopfte auf die Jacke. »Komm schon …«
    Sie zögerte, aber dann kam sie doch näher, setzte sich neben ihn und zog die Beine an. Mit beiden Armen umschlang sie ihre Knie – eine Barriere. »Und nun?« fragte sie und blickte Robert abwartend an. In ihrem Blick lag offene Kampfbereitschaft.
    Robert zeigte nach oben in den Himmel. Eine wolkenlose Unendlichkeit war er, in der Mond und Sterne schwammen, zum Greifen nahe, als könnte man sie wie Blüten pflücken.
    »Da!« Robert streckte den Arm aus. »Der Mann im Mond. Siehst du

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