Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Lehren ist diese eine Strophe im epischen Maße übriggeblieben: das andere wurde ersetzt durch die fünf als Anhang gegebenen Strophen in dem anderen Versmaß, das für solche Klugheitssprüche das üblichere war. 15 1-4 Man hat dem Lyngwi »den Blutadler geschnitten«, d. h. die Rippen vom Rückgrat getrennt und nach vom gebogen, so daß sie mit dem Brustbein das Bild eines Adlers mit ausgebreiteten Flügeln boten: die Rache an Vatemmördem. 5-8 Geht auf Sigurd.

42. Gripis Weissagung
    H ier hat ein Isländer im ersten Drittel des dreizehnten Jahrhunderts einen Überblick über Sigurds Lebenslauf gegeben, den er aus den ihm bekannten Sigurdliedern zusammengestellt hat. Sagengeschichtlichen Wert hat dieses junge Lied für uns deshalb, weil der Verfasser Lieder benutzt hat, die in der Lücke der Eddahandschrift verloren gegangen sind. Der zukunftkundige Oheim, der Sigurd sein ganzes Leben voraussagt, wird eigene Erfindung des Dichters sein.
    Genzmer
     
    Der junge Sigurd ritt einst allein über Land und kam zur Halle eines Fürsten. Vor dem Tore redete er einen Mann an, der nannte sich Geitir. Sigurd fragte ihn:
     
    1
    »Wer gebietet
in dieser Burg?
Wie heißen die Mannen
den Herrn des Landes?«
     
    Geitir:
    »Den Herrn der Helden
heißt man Gripir,
der festes Land
und Volk beherrscht.«
     
    2 Sigurd:
    »Ist der weise Herrscher
daheim im Land?
Ist mich zu empfangen
der Fürst bereit?
Auskunft ist not
dem Unbekannten;
schnell begehr ich,
Gripir zu sehn.«
     
    3 Geitir:
    »Der frohe Fürst

wird Geitir fragen,
wer der Recke sei,
der Rat begehrt.«
     
    Sigurd:
    »Bin Sigmunds Sohn,
Sigurd heiß ich,
doch Hjördis ist
des Helden Mutter.«
     
    4
    Da ging Geitir,
Gripir zu sagen:
»Ein Mann ist außen,
ein unbekannter.
Des Helden Gestalt
gar stattlich ist;
er fordert, Fürst,
Empfang bei dir.«
     
    5
    Aus der Halle trat
der Herr der Krieger
und bot dem Helden
Heil und Willkomm:
»Tritt ein, Sigurd,
eher war besser!
Du, Geitir, gib
auf Grani acht!«
     
    6
    Froh plauderten
viel sie beide,
da die ratklugen
Recken sich sahn.
     
    Sigurd:
    »Melde, vermagst du’s,
Mutterbruder,
wie mein Leben
verlaufen wird!«
     
    7 Gripir:
    »Unterm Himmel
wirst du der hehrste,
ob allen Herrschern
hochgeboren,
ein Goldvergeuder,
geizend mit Flucht,
edel zu schaun,
gescheit in Worten.«
     
    8 Sigurd:
    »Sag, weiser Fürst, -
ich wüßte gern mehr -
Sigurd genau,
wenn du’s sehen kannst:
was begegnet mir
gutes zuerst,
wenn ich dein Land
verlassen habe?«
     
    9 Gripir:
    »Zuerst wirst du, Fürst,
den Vater rächen
und Eylimi,

das Unheil sühnen:
du wirst Hundings
harte Söhne,
die schnellen, fällen,
die Schlacht gewinnen.«
     
    10 Sigurd:
    »Sag mir, Oheim,
edler König,
ohne Umschweif,
da wir offen reden:
schaust du Sigurds
schnelle Taten
hoch sich heben
zum Himmelsdach?«
     
    11 Gripir:
    »Allein erschlägst du
den schillernden Wurm,
der gierig liegt
auf der Gnitaheide;
gar bald bringst du
beiden den Tod,
Regin und Fafnir -
ich rede Wahrheit.«
     
    12 Sigurd:
    »Reich ist die Beute,
erring ich nun,
so wie du sagst,
den Sieg über beide.
Weiter schaue!
Wissen laß mich,
wie dann mein Leben
verlaufen wird!«
     
    13 Gripir:
    »Finden wirst du
Fafnirs Lager,
heben sollst du
den Hort, den reichen,
Granis Rücken
mit Gold beladen;
zu Gjuki kommst du,
kampfstolzer Held.«
     
    14 Sigurd:
    »Weiter sollst du
in weiser Rede,
Deuter der Zukunft,
dem Degen sagen: -
als Gjukis Gast
geh ich von hinnen -
wie dann mein Leben
verlaufen wird.«
     
    15 Gripir:
    »Auf dem Hochland schläft
die Herrschertochter,
hell im Harnisch,
seit Helgis Tod;
mit scharfem Schwert
schneiden wirst du,
mit Fafnirs Töter
trennen die Brünne.«

     
    16 Sigurd:
    »Die Rüstung brach,
es redet die Maid,
erweckt hab ich
das Weib vom Schlaf;
was wird die Frau
dem Fürsten sagen,
das für den Degen
gutes bedeutet?«
     
    17 Gripir:
    »Sie wird den Recken
Runen lehren,
die alle Männer
zu eigen wünschen,
in aller Menschen
Mundart zu reden,
und gute Heilkunst;
sei glücklich, Fürst!«
     
    18 Sigurd:
    »Beendet ist’s,
Einsicht erlangt,
gerüstet bin ich
zum Ritt von dort.
Weiter schaue!
Wissen laß mich,
wie dann mein Leben
verlaufen wird!«
     
    19 Gripir:
    »Hin zu Heimirs
Hofe reitst du
und weilst als Gast
gern beim König.
Zu Ende ist
all mein Wissen,
begehr nicht weiter,
Gripir zu fragen!«
     
    20 Sigurd:
    »Lust weckt mir nicht
dein letztes Wort,
da du vorwärts, Fürst,
noch ferner siehst:
schlimmes Unheil
schaust du für mich,
weil du, Oheim,
dies eine

Weitere Kostenlose Bücher