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Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gunnar
gehn und sagen,
du habest nicht wohl
bewährt den Eid,
wo Gjukis Erbe,
der edle König,
festes Sinnes
auf Sigurd baute.«
     
    48 Sigurd:
    »Was heißt das, Gripir?
Gib mir Antwort!
Wird solche Rede
mit Recht mich treffen?
Verleumdet mich
die erlauchte Frau
und sich nicht minder?
Sag mir’s, Gripir!«

     
    49 Gripir:
    »Es wird aus Groll
in Gram und Leid
übles dir antun
die edle Frau;
keine Schande
schufest du ihr,
täuschtet ihr auch
durch Trug die Maid.«
     
    50 Sigurd:
    »Wird der weise Gunnar,
Guttorm und Högni
der Aufreizung
der Edeln folgen?
Werden Gjukis Erben
Eisen röten
an ihrem Gesippen?
Sag mir’s, Gripir!«
     
    51 Gripir:
    »Gram ergreift dann
Gudruns Seele,
wenn ihre Brüder
dein Blut vergießen:
das weise Weib
wird Wonne nie
wieder spüren -
das waltet Grimhild.«
     
    52 Sigurd:
    »Scheiden wir froh!
Das Schicksal siegt.
Den Wunsch hast du, Gripir,
mir wohl erfüllt.
Gern würdest du
gutes allein
mir verkünden,
könntest du das.«
     
    53 Gripir:
    »Das tröste dich,
tapfrer Herrscher:
dies Schicksal wird
dir beschieden sein:
kein edlerer Fürst
auf die Erde kommt,
untern Sonnensitz,
als, Sigurd, du!«

     
    Anmerkungen
     
    15 4 Helgi entspricht hier dem Helm-Gunnar in Nr. 47 und 40. 19 Hier und in Str. 27, 29 gibt der Dichter ein sehr junges Lied wieder, das uns nur in der Prosaumschrift der Wölsungasaga bewahrt ist. Das Lied erzählt, wie sich Sigurd vor seiner Ankunft bei den Gjukungen mit Brünhild verlobt. 31 5 Von hier ab umschreibt die Weissagung das »Große Sigurdlied«, das der Brünhildsage die jüngste Gestalt gegeben hatte: die »Vorverlobung« zwischen Sigurd und Brünhild wird hier zuerst vorausgesetzt und der Übergang Sigurds zu Gudrun durch den Vergessenheitstrunk erklärt: dies ist der Trug in Str. 33, 35. Auch diese Dichtung kennen wir nur in prosaischer Auflösung aus der Wölsungasaga. 45 Nach Sigurds Vermählung mit Gudrun hört die Wirkung des Vergessenheitstrankes auf, und er erinnert sich wieder seiner einstigen Verlobung mit Brünhild. 51 Die Mutter, Grimhild, ist in dieser jüngsten Fassung der Brünhildsage zur Trägerin der Hauptschuld geworden, da sie die Untreue Sigurds durch den Vergessenheitstrank bewirkt hat. 53 Sonnensitz = Himmel.

43. Gudruns Gattenklage
    M it diesem Gedicht kommen wir zu fünf Standortliedern. Unser Dichter erzählt keine Sage. Er nimmt sich aus der Brunhildfabel eine kurze Zeitspanne: zwischen Sigurds Ermordung und Brünhildens Abschiedsrede. In diesen Zwischenraum legt er ein heldisches Stilleben: Gudrun im Kreise ihrer Frauen; ohne Ortswechsel, ohne episches Geschehen. Auch die Nebenfiguren sind frei erfunden.
    Heusler
     
    1
    Einst begehrte
Gudrun zu sterben:
bei Sigurd saß sie
sorgenvoll;
sie schluchzte nicht,
schlug nicht die Hände,
sie weinte nicht
wie Weiber sonst.
     
    2
    Kluge Jarle
kamen zu ihr,
die ihr das Leid
lindern wollten;
keine Tränen
kannte Gudrun:
ihr war so weh,
sie wollte zerspringen.
     
    3
    Edle Frauen
der Fürsten kamen,
goldgeschmückte,
zu Gudrun hin;
ihren Kummer
klagten alle,
den jammervollsten,
den sie je erlebt.
     
    4
    Da sprach Gjaflaug,
Gjukis Schwester:
»Auf Erden bin ich

die elendeste:
ich mußte fünf
Männer verlieren
und acht Brüder;
noch immer leb ich.«
     
    5
    Keine Tränen
kannte Gudrun:
sie war so zergrämt
um des Gatten Tod,
so kummerschwer
ob des Königs Leiche.
     
    6
    Da sprach Herborg,
die Hunnenfürstin:
»Ich hab noch herbern
Harm zu sagen:
sieben Söhne
im Südlande,
mein Mann als achter,
mußten fallen.
     
    7
    Vater und Mutter,
vier Brüder
waren im Wasser
des Windes Raub;
wider den Bord
die Brandung schlug.
     
    8
    Selbst besorgte ich,
selbst schmückte ich,
selbst begrub ich
die Gesippen mein.
Alles litt ich
in einem Sommer;
mir konnte keiner
den Kummer lindern.
     
    9
    Vom Feind ergriffen,
gefangen im Krieg,
sollt ich im selben
Sommer werden.
Schmücken mußt ich,
die Schuh ihr binden,
des Edlings Frau
alle Tage.
     
    10
    Sie schalt mich oft
aus Eifersucht
und ließ mich harte
Hiebe spüren.
Besseren Herrn
hatt ich niemals,
doch nie so böse
Gebieterin.«
     
    11
    Keine Tränen
kannte Gudrun:

sie war so zergrämt
um des Gatten Tod,
so kummerschwer
ob des Königs Leiche.
     
    12
    Da sprach Gullrönd,
Gjukis Tochter:
»Schlecht doch kannst du,
kluge Pflegerin,
zartem Weibe
Zuspruch sagen.«
     
    13
    Enthüllen hieß sie
des Helden Leiche;
vom Degen zog sie
die Decke fort
und schob das Kissen
vors Knie ihr hin:
»Schau den König!
Küsse den Mund,
als umhalstest du
heil

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