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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Alkoholmissbrauch, Zeitarbeit und Bad Banks, die Neujahrsansprache des Bundespräsidenten und das Tattoo seiner Frau, steigende Benzin- und Rohstoffpreise, die zehn Millionen Menschen, die durch Spekulationen auf dem Getreidemarkt neu in die Armut getrieben wurden, den von Kindern un fair gepflückten und von Großkonzernen fair gehandelten Kaffee, den wir morgen früh gegen den Kater trinken, das dioxinbelastete Ei, das wir dazu essen würden, die Dummheit der Menschen allgemein und unsere eigene im Besonderen, den Druckfehler auf Seite Sowieso in Tolstois »Krieg und Frieden«, den ganzen Krimiquatsch, den ganzen Kulturquatsch, die ganze Charityindustrie, das ganze Universum und den abgerissenen Knopf an unserem besten Hemd. Wir öffneten Punkt Mitternacht die Tür zu Hermines bescheidenem Balkon, traten hinaus und in die Pracht der Detonationen hinein, ließen uns kalte Luft um die Nasen wehen und den Krach in die Ohren, prosteten uns mit Sekt, Sonderangebot zu und begrüßten das neue Jahr. Willkommen, neues Jahr, verpiss dich nur schnell wieder.

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    Bis auf Borsig übernachtete die alkoholisierte Gesellschaft der Neujahrsnacht auf allem, was Hermines Wohnung an Gelegenheiten zur horizontalen Entspannung hergab. Alarmierenderweise fand ich mich auf der Couch wieder. Die Damen bevölkerten Hermines breite Bettstatt, die Hausherrin rücklings in der Mitte, die Arme mütterlich ausgebreitet, in jedem einen zerzausten Frauenkopf. Nein, das hier war kein Pauschalurlaub auf der Insel Lesbos, die das bankrotte Griechenland an TUI hatte verkaufen müssen. Ich hoffte es wenigstens.
    Borsig hatte uns gegen drei Uhr in der Frühe verlassen, »Anja ist jetzt auch mit ihrer Familienfete durch, wir prosten uns bei mir noch ein wenig zu.« Frivoles Augenzwinkern, wir gönnten es dem kleinen Mann und wünschten frohen Korkenknall. Hermine wies mich an, den gegen zwei hinweggeschlummerten Jonas – er sah wie ein kleiner Engel aus, was beweist, dass man niemals schlafende Menschen beurteilen soll – ins Bett zu bringen, sie selbst und Oxana nahmen sich der ebenfalls schlafenden Lau ra an. Irmi war putzmunter, konsumierte ihr Lieblingsgetränk und gab Schnurren aus ihrer wilden Zeit zwischen APO und Lotterbett zum Besten, »Trau keinem unter dreißig Minuten, er bescheißt dich ums Vorspiel!« Aber mal im Ernst, erzählte sie weiter, »hier ganz in der Nähe gibt es die anarchistische Landkommune Antonio Gramsci, die experimentieren seit 1970 mit geldloser Wirtschaft. Ich hör mich da mal um.« Sprachs, kippte und sackte weg.
    Da ich als erster das Licht des frischen 2011er Sonnenscheins erblickte, machte ich Frühstück. Deckte liebevoll den Tisch, nachdem ich ihn von den Überresten unserer Party gesäubert hatte, moppte schnell aus, verstaute das schmutzige Geschirr in der Spülmaschine, wartete auf das Erwachen der Dam- und Jungschaft, überlegte mir derweil, wie ich heute nach Großmuschelbach kommen sollte, es war schon kurz nach zehn und zu erwarten, dass noch weniger Nahverkehr das verwunschene Dorf ansteuern würde als an normalen Wochentagen.
    »Supi«, brachte Oxana angesichts des gedeckten Tisches heraus. Oxana, die in unglaublicher Unterwäsche die Küche betrat. So müssen neue Jahre beginnen, freute sich meine Triebabteilung und wurde von den intellektuellen Überresten meiner zivilisatorischen Kontrollinstanzen nur halbherzig in ihre Schranken verwiesen. Wenn der Begriff »Reizwäsche« jemals zutraf, dann jetzt, in diesem Moment. Oxana bemerkte meine Blicke und grinste nur.
    Sie nippte am Kaffee und verschwand im Bad, bald hörte ich das Jauchzen des – gewiss männlichen – Duschwassers, das den nackten Körper der Kasachin in Sturzbächen erkunden durfte. Ich kaute an Knäckebrot, etwas anderes hatte die Vorratskammer meiner Geliebten nicht hergegeben. Ich hasste Knäckebrot, ich hasste Duschwasser, ich liebte Oxanas zerknittertes Kleid, in dem sie nun wieder in der Küche auftauchte, sich an den Tisch setzte, sich dick Butter und Marmelade aufs Brot schmierte.
    »Du willst heut nach Großmuschelbach? Weißt schon, wie du da hinkommst?« Ich schilderte ihr meine Befürchtungen. »Kein Problem, wir können zusammen fahren. Ich muss nur noch schnell heim zu meinem Literaturgott – er wird noch pennen, aber sei’s drum – und mich umziehen, dann können wir los.«
    Hermine und Irmi erschienen gemeinsam, vollständig bekleidet, was ich im Falle der altgedienten 68erin freudig begrüßte. Beide neigten sie zu

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