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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Madame zum Parkplatz. Sie trug bequeme Halbschuhe, den Sexappeal hatte sie daheim gelassen. Der Kofferraum eines beigen Mercedes – es gab größere und kleinere – wurde geöffnet und Gebhardt verstaute Stück für Stück des Erworbenen, während seine ausgewuchtetere Hälfte auf dem Beifahrersitz Platz nahm, eine Zigarette rauchte, sich im Rückspiegel einer kritischen Prüfung unterzog und wartete. Szenen einer Ehe.
    Langsam rollte der Wagen zur Straße. Ein anderer folgte ihm, was Zufall sein konnte. Unauffälliger Lada, ein Mann am Steuer, weder Jonny noch Bernie, es sei denn, die Burschen waren Meister der Verwandlung. Hm. Ich sah den beiden Autos nach, die sich Richtung Vororte entfernten, schleppte mich selbst mit gewaltigen Gewichten an beiden Armen zu Hermine zurück, die damit begonnen hatte, Kartoffeln zu schälen. »Stell alles auf den Tisch und schneid die Kartoffeln in kleine Würfel.« Ein vages Gefühl sagte mir, es erginge mir gerade auch nicht besser als Herrn Gebhardt im Schlepptau seines dominanten Weibes. Ein noch vageres mischte sich ein und flüsterte: Hey, das ist der Normalfall. Glaub nicht an die Unterdrückung der Frau, alles Blödsinn, die haben das Heft in der Hand und jetzt schneid Kartoffeln, sonst wird es dir schlecht ergehen.
    Es wurden gemütliche Stunden in einem trauten Heim, weit weg von den Schweinereien dieser Welt. Wir zelebrierten die Vorbereitungen auf den Abschied vom alten Jahr, es duftete bald nach Kartoffelsalat, der, wie mir Hermine verriet, »ziehen« musste und irgendwann auch die beiden Junioren aus ihrem Zimmer lockte, wo sie »gezockt« hatten. »Hier riechts nach Kartoffelsalat!« »Nein«, konterte Hermine, »hier riechts nach Arbeit. Tragt mal den Müll runter, guckt, ob ihr irgendwo Servietten findet und die dann so falten, wie euch Mutti das mal gezeigt hat.« Schneller sah man junge Menschen niemals unter dubiosen Vorwänden verschwinden und fluchtartig das Haus verlassen.
    »Die wären wir los«, seufzte Hermine, »aber Punkt 8 stehen die auf der Matte und verlangen Atzung. Apropos Matte...«

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    Im Kessel köchelte Glühwein, Alkohol verdunstete vor sich hin, es roch nach Zimt und Nelken und der exotischen Gewürzmischung von ALDI, nach deftigem Kartoffelsalat und aufgeplatzten Wiener Würstchen und Borsigs Angstschweiß, als Oxana verkündete: »Du bist jetzt ein Toppchauffeur, mein Zwerglein, mit allerbesten Referenzen von allerbesten Freunden.« »Na dann«, seufzte der Toppchauffeur und kippte der guten Nachricht einen Extraglühwein hinterher.
    Jonas und Laura würden erst gegen 22 Uhr erscheinen, wie sie uns per SMS mitgeteilt hatten. In der Spielothek war eine »Battle« im Gange, »könnte sein, dass ich Laura heimschick neuen Zaster holen, lasst uns bloß nicht hängen, außerdem krieg ich noch 20 Flocken von Moritz! Is ultrahammerwichtig!!!«
    Wie Recht doch der Knabe hatte! Hermine und ich waren in höchstem Sinnenrausch aus dem Jahr geglitten, ein GAO, größter anzunehmender Orgasmus, Kernschmelze des Brennstabs, Endlagerung mit Zigarette danach, das erotische Dosimeter am Rande des messbaren Universums und am Ende musste die kontaminierte Zone um den Reaktor evakuiert werden, um weitere GAOs zu verhindern. »Mensch«, Hermine mit bewunderndem Timbre, »du legst vielleicht einen Endspurt hin! Aber auf, wir müssen noch was arbeiten, bisschen aufräumen und so und paar Luftschlangen verteilen, unsere Gäste kommen bald.« Kommen? Naja, eher erscheinen. Ich fügte mich wie ein Atommanager den alternativen Energien und bereitete maulend den Ausstieg vor.
    Irmi erschien als erste, flott im khakifarbenen Hosenanzug, ein lauthalses Hallo und instinktiver Griff zur Eierlikörflasche auf dem Tisch. Ob man die Wirtszwillinge vielleicht hätte einladen sollen? Sie habe es ja versucht, klagte Hermine und kippte ebenfalls eine Ladung des gelben Breis, aber den Mädels war nach dem Abgang ihres Lothar und der Großmuschelbacher Verdienst möglichkeit nicht nach Feiern zumute, konnte man ja auch verstehen. Ich warf ein paar Luftschlangen um die Küchenlampe und erwähnte, mich morgen zur Mittagszeit noch einmal in das Dorf der Verdammten begeben zu wollen, nur mal gucken, den Alten aus dem Fotoladen ins Gebet nehmen, bis er ausspucken würde, wo sich Sonja Weber aufhielt. »Prima Idee«, lobten die Damen wie aus einem Munde und ki cherten, »aber pass auf, dass dir nicht wieder je mand was ins Wasser kippt und dich nackig in eine Höhle sperrt.« Ich

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