Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
Vom Netzwerk:
anheben und in den Spiegel oben gucken, einen Kontrollblick in den Einkaufswagen. Wie oft sie das während der Schicht tat, wusste sie nicht, würde man mal zählen müssen. »Guten Tag.«
    »Guten Morgen.« Der gerade seinen Kopf ins Schlafzimmer streckte, hatte ein schelmisches, gutgelauntes Gesicht. »Wir sind die Herren von der Volkszählung und machen Hausbesuch.« Hinter ihm lachte es meckernd. Irmi fröstelte. Sie riss sich zusammen und sagte »Ach ja?« Der Mann machte zwei Schritte ins Zimmer, der Mann hinter ihm auch. Mittelalte Burschen, eine Idee in Irmis Kopf. Die Kerle, die Moritz... Sie richtete sich auf. »Was kann ich für Sie tun?« Der vorne nickte und leckte mit der Zunge über die Oberlippe. »Wusste ich’s doch, Bernie, diese Frau ist einfach höflich, die hat Stil, die hat Klasse, das ist alte Schule, damals wurde noch Anstand beigebracht, Gruß an Ihre Eltern unbekannterweise.« »Die sind längst tot«, antwortete Irmi lakonisch. Der Hintere machte bedauernd »ooooch«. Und fragte: »Wenn jemand tot is, is nicht so schön, Jonny, gell?« Der Jonny Genannte stand jetzt am Fußende von Irmis Bett und stützte sich mit beiden Handflächen ab, etwas vorgebeugt. »Tja, Bernie, tot zu sein ist eine schöne Scheiße. Natürlich müssen wir alle mal sterben. Aber ebenso ist alles relativ. Wann man stirbt, wie man stirbt, warum man stirbt.« Bernie machte »aaaaaaah«. Und: »Du hast heute wieder deinen Philosophischen, aber hammerhart, Jonny.« Der nickte versonnen und betrachtete die Frau im Bett.
    Marxer nickte versonnen und betrachtete die Frau im Bett. Sonja Weber schlief, sie schnarchte sogar ein wenig. Der Dichter und seine Muse hatten die Tür ganz vorsichtig geöffnet, waren einen Schritt eingetreten, sahen auf die Schlafende. Auf Zehenspitzen gingen sie dann hinaus, Marxer schloss die Tür. »Wie ist sie überhaupt ins Haus gekommen?«, fragte Ox ana. »Weiß nicht. Ja, doch, ich hab ihr mal einen Schlüssel gegeben – oder nicht? Egal.«
    Der Dichter war nervös, neben der Kappe, Oxana merkte es sofort. Warten gehörte nicht zu seinen Stärken, er murmelte etwas wie »Muss nachdenken« und verschwand Richtung Arbeitszimmer. Oxana setzte sich an den Küchentisch, trank Kaffee und wartete.
    Warten. Nichtstun. Sagt man so. Aber genau darin bestand Vikas Arbeit, was sich nicht sehr spannend anhörte, es aber durchaus sein konnte. Jedenfalls redete sie sich das ein. Moritz Klein hatte die ummauerte Stadt hinter sich gelassen, den unansehnlichen Teil von St. Malo erreicht, ein Industriegebiet. Aha, die Firma, genau. Was würde er tun? Warten, natürlich. Er postierte sich in der Nähe des Eingangs, unbekümmert, ob man ihn entdeckte oder nicht. Ungeeignet für den Job, dachte Vika und suchte sich ein einigermaßen windgeschütztes Plätzchen zwischen zwei Müllcontainern. Warten konnte sie. Das hatte sie gelernt.

179
    Überlegenswerte Gedankengänge eines Killers

    Zu warten hatte sie nie gelernt. Wo denn auch, warum denn auch. Immer alles gleich und sofort oder gar nicht. Einer der beiden Eindringlinge – Jonny hieß er wohl – hatte sich auf den Bettrand gesetzt, sah zu, wie sie zu zittern begann. Leicht, aber sie zitterte, er merkte das und lächelte. »Würdest du bitte in die Küche gehen und Kaffee kochen, Bernie?« Der harrte noch immer in Türnähe aus und hielt jetzt eine Tüte hoch, Irmi hatte sie bisher gar nicht wahrgenommen, obwohl sie schwerlich zu übersehen war, eine Tüte aus der Bäckerei um die Ecke, prall gefüllt. »Aber natürlich, Jonny. Und schön mit Brötchen und Marmelade, Muttchen, ne? Glück für dich, dass dein Brotdealer schon offen hatte.« Er drehte sich um und verschwand.
    Überleg mal, Irmi. Das sind die Jungs, die dem armen Moritz so eingeheizt haben. Zuerst die Knarre ins Maul und dann nen Haufen Zaster, damit er selbiges Maul hält. Oder so ähnlich. Beruhigt dich das? Nö. Bei Moritz waren sie brutal und am Ende löste sich alles mehr oder weniger in Wohlgefallen auf. Bei dir starten sie auf die nette Tour und werden logischerweise... nicht drüber nachdenken jetzt, Irmi. Du bist in Gottes Hand, das heißt: Gib dir einen Ruck und vergiss für ein paar Minuten deine atheistische Lebenseinstellung. Wenn es Gott gibt, dann aber jetzt. Wann sonst?
    »Werden Sie mich umbringen?« Die Frage hatte rausgemusst, keine Ahnung, ob das nun strategisch klug war oder nicht. Jonny schien erschüttert. Er beugte sich etwas vor, überlegte, Irmis Beine beruhigend zu

Weitere Kostenlose Bücher