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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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anzubieten?« Auch das konnte ich guten Gewissens verneinen.
    Regitz nahm mich fast zärtlich am Arm. »Denn wisse: Ich arbeite nie mit schwulen und profilierungsgeilen Pseudoliberalen zusammen. Vermöbele deine Alte, riech an Damenschlüpfern oder nimm einem armen Kind den letzten Teddy weg. Is okay. Da ist Regitz tolerant. Aber wehe, wehe!«
    Ich merkte es mir gut. »Und wenn du genug an den Schlüppern gerochen hast«, quatschte mich nun Borsig von links an, »dann reich sie mir rüber. Bist auch ein guter Kerl.« Ich versprach es hoch und heilig.
    Die Lagerhalle von Gebhardt und Lonig, Im- und Export, war nicht zu übersehen. Auch hier brannte schon Licht, zwei LKW brummten vor dem geöffneten Tor, ein Mann im sicher maßgefertigten Businessanzug ging ungeduldig auf und ab.
    »Aha«, sagte Regitz, »der Stecher der Chefin. Das ist gut. Der spritzt sein Hirn dreimal die Woche ab.« Und zu mir gewandt: »Pass auf, mein Sohn. Du hältst hier das Maul. Egal, was du siehst. Ok? Sonst zeigt dir Regitz was es heißt, wenn unter dem Christbaum keine Kugeln mehr baumeln.«
    Was nun geschah, hätte als Paradigma vollendeter Schauspielkunst in die Geschichte eingehen können, wäre zufällig ein Theaterkritiker vor Ort gewesen. Der doch so stolze Regitz wurde, je näher wir dem Lagertor und dem davor wandelnden – Zitat – Stecher der Chefin kamen, zum körperlich und seelisch gebeugten Arbeitnehmer minderer Güte, er nahm sogar den Zimmermannshut ab und drehte ihn verlegen in den Händen, blieb vor dem Manne in geziemender Entfernung stehen und führte einen formvollendeten Bückling aus.
    »Guten Morgen, Herr stellvertretender Geschäftsführer Honig«, schmierte er selbigen um das Maul des Herrn, »Arbeiter Regitz mit Verstärkung pünktlich angetreten!«
    Honig nickte die Ehrbezeugung mit der gebührenden Arroganz ab, sah auf seine Uhr, sagte: »Na ja, unter Pünktlichkeit verstehen wir etwas anderes« und wies sogleich zu den Abgase hustenden LKWs: »100 schwere Kisten abladen, ins Lager bringen, auspacken und umpacken. Pro Kiste gibt es 60 Cent alles inklusive, macht 60 Euro Summa, wie ihr euch das teilt, interessiert mich nicht. Und nun ans Werk, ihr habt vier Stunden Zeit, sonst gibt es Abzüge.«
    Regitz setzte seinen Hut wieder auf, murmelte »Der liebe Gott vergelte Ihnen Ihre täglichen Wohltaten«, stieß Borsig in die Seite – »Du fährst den Gabelstapler« – und raunte mir, als sich Honig einige Meter zum Knurren der LKWs hin entfernt hatte, zu: »Ein falsches Wort und es war dein letztes.«
    Ich entschloss mich, die nächsten vier Stunden zu schweigen.

24
    Die Geschäfte von Gebhardt und Lonig, Im- und Export, schienen zu florieren. Während ich noch darüber sinnierte, ob jener stellvertretende Geschäftsführer nun Honig oder doch logischerweise Lonig hieß, führte uns dieser Herr durch ein Labyrinth bis zur Decke wachsender Regale, an Freiflächen mit leeren Kisten und Kartons vorbei, an denen sich kleine dunkelhäutige Männer stumm zu schaffen machten. Borsig hatte sich sogleich eines Gabelstaplers be mächtigt und drehte eine Aufwärmrunde zwischen den LKWs und dem Eingang zur Lagerhalle.
    Wir anderen begaben uns in den hinteren Teil des Etablissements, wo wir die Kisten in Empfang nehmen und öffnen, den Inhalt sodann ohne Umstände gemäß den Bestellscheinen umpacken sollten. Zwei der kleinen dunklen Männer, Tamilen wohl, standen schon mit Hämmern und Bauchtaschen voller Nägel bereit. »Aha«, flüsterte mir Regitz zu, »das sind die 3-Euro-Jungs aus dem Asylantenheim.«
    Honig / Lonig positionierte sich strategisch günstig am Rande des baldigen Schlachtfeldes. Wie nicht anders zu erwarten, oblag ihm die Kontrolle und Oberaufsicht, nur das Pferd fehlte, von dessen Rücken er die Movements seiner Truppen besser hätte lenken können. Als Borsig die erste der Holzkisten vorgefahren und wir diese geöffnet hatten, erfuhr ich endlich, mit welcher Ware wir gerade unseren kargen Lohn verdienten. Plüschosterhasen. Sechzig Stück pro Kiste, 6000 insgesamt. Honig – der Name gefiel mir inzwischen besser als der andere – öffnete einen Karton, entnahm das edel in Altrosa gehaltene Spielzeug, besah es sich kritisch prüfend und drehte den Schlüssel, welcher dem Tiernachbau aus dem Rücken ragte. Sogleich bewegten sich die mächtigen Ohren wie sonst nur Tanzbeine auf Dope und eine Lachgasstimme sagte »Ach du dickes Ei – Ach du dickes Ei«. Bis der Mechanismus erschöpft war und Meister Lampe

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