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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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nickte. »Scheiß Asiaten. Aber das zieh ich denen gnadenlos ab.«
    Er begann zu rechnen. 100 Kisten zu 60 Cent, macht 60 Euro, abzüglich 1,20 Euro, weil wir nur 98 Kisten bearbeitet hatten. Er holte sechs Zehneuroscheine aus seiner Brieftasche, zögerte einen Moment.
    »Na ja, es ist bald Weihnachten«, sagte er dann mit dünnem Lächeln, »stimmt so.«
    »Oh Gott«, jubilierte Regitz und zog Honig die Scheine routiniert aus der hingehaltenen Hand, »du hast mir gerade den Glauben an das Gute im Menschen wiedergegeben.«
    Ich schielte nach einer diskreten Ecke zum Abkotzen.

26
    (Achtung! Der folgende Text enthält moralisch zweifelhaftes product placement!) Wieder in Orgelpfeifenformation, ein jeder um zwei Zehneuroscheine reicher, verließen wir die Lagerhalle von Gebhardt und Lonig, Im- und Export. »Und jetzt gehen wir toll bei LIDL mittagessen!«, hatte Regitz unter dem Bei fall Borsigs ausgerufen, ich hingegen nur widerwillig genickt. Der unterwürfige Regitz, angeblicher Papst der Tagelöhner, gefiel mir gar nicht mehr, und der sensible Mann schien es zu ahnen.
    »Pass auf, mein Sohn«, wandte er sich an mich, »du fragst dich jetzt sicher, warum spielt der alte Regitz den Knalldeppen, sobald er einem Ausbeuter begegnet? Nun, höre. Einer wie der Honig hat es einfach nicht verdient, einen Blick auf Regitzens wahres Ich zu werfen! Was ist der schon? Er bumst die Chefin, mehr kann er nicht. Und, fürwahr, auch das könnte ich besser!«
    Borsig kicherte lüstern und Regitz fuhr fort: »Schon bei Karl Marx – Das Kapital Kapitel 16 – findet sich der weise Satz: Der einzige Weg zum Herzen des Kapitalisten führt durch seinen Darmausgang. Krieche hinein und werde zum Torpedo einer sich emanzipierenden Arbeiterklasse, das Zäpfchen der Aufmüpfigkeit, welches eines nicht allzu fernen Tages explodieren und die proletarische Weltrevolution ausrufen möge. So steht es wortwörtlich bei Marx, nicht wahr, Borsig?«
    »Ja, hab ich auch so gelesen«, bestätigte Borsig, ohne dass das Schalkeemblem auf seiner Mütze rot geworden wäre, »in der 3. Ausgabe mit dem Druckfehler auf Seite 34.«
    Inzwischen standen wir vor dem LIDL. Mit beinahe feierlicher Geste überreichte Regitz Borsig einen Fünfeuroschein und wies ihn an, »ein prima Mittagessen für drei« zu erstehen. Der so Beauftragte trollte sich vorfreudig. Regitz sah ihm milde lächelnd nach, packte mich zärtlich an der Schulter und zog seinen Mund sehr intim an mein rechtes Ohr. Regitz war kein Freund übertriebener Dentalhygiene.
    »Höre, mein Sohn. Willst du dir einen Fünfziger verdienen? Du scheinst mir ein aufgewecktes Bürschlein und stehst knietief in der Arbeiterklasse. Komm heute Abend Punkt 9 zu Gebhardt und Lonig. Mir ist kurzfristig ein Mitarbeiter ausgefallen. Willst du?«
    Ich nickte spontan, denn wer kann schon fünfzig guten Argumenten widerstehen oder gar wissen wollen, wie er sie verdienen soll? »Brav«, lobte Regitz und drückte mich an seine Brust.
    Borsig erschien nach endlosen 20 Minuten. »Hast du das Bier selber brauen müssen oder was?« maßregelte ihn Regitz. »Nee, aber war ne riesen Schlange an der Kasse. Heut is doch bei LIDL Erstverkaufstag von Peter J. Kraus, >Joint Adventure<.«
    Regitz tat einen überraschten Satz vorwärts und packte Borsigs Kragen. »Der neue Kraus bei LIDL? Und du Unglücksmensch bringst mir keinen mit? Marsch wieder rein mit dir! Peter J. Kraus lese ich immer mit dem allergrößten Vergnügen. Ein unverächtlicher Vertreter des literarischen Proletarismus im Subgenre des laid back hardboiled. Welcher Verlag?«
    »Conte, glaub ich«, glaubte es aus Borsigs zugeschnürter Kehle, »12,90 Euro, Broschur.«
    »Conte«, wiederholte Regitz ehrfürchtig, »ja, ein verdienstvolles Haus, prima Jungs. Also sofort kaufen!«

27
    (Achtung! Auch in dieser Folge findet sich illegales und leserverachtendes product placement!) Nach einem aus Lyoner, Baguette und Bier kennerös komponierten Mahl trennten sich unsere Wege. Ein Mercedes der gediegenen Mittelklasse fuhr vor, am Steuer saß – ich traute meinen Augen kaum – jenes studentische Fräulein, das mich heute Morgen für Hartz IV hatte begeistern wollen und von Regitz in harscher Diktion sexuell kompromittiert worden war. Ein »Heut Abend um 9, aber Punkt!« zurücklassend, stieg Regitz ein und machte sich sogleich oral an der Chauffeuse zu schaffen. Ich muss selten dämlich aus der Wäsche geschaut haben.
    »Tja«, erklärte Borsig mit Genießerzungenschlag, »die

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