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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Wange. »Gutes Jungchen. Schön, mit dir zu arbeiten. Hast du eigentlich heute Morgen irgendetwas mitgekriegt?«
    »Nein«, sagte ich die Wahrheit und schämte mich. Für einen Detektiv war ich höchst unaufmerksam gewesen, aber Regitz wusste nicht, dass ich Detektiv war und das sollte auch so bleiben. »Nun, Jungchen«, explizierte Regitz und zog die Nase hoch, »der gute alte Borsig hat die beiden Kisten gleich auf seiner Aufwärmrunde verschwinden lassen. Er mag nur eine Hirnzelle besitzen, aber mit der arbeitet er höchst effektiv, wenn es um den Job geht. Sofort erfassen, wo ein verschwiegenes Eckchen ist, die Kisten aufladen, hinfahren, abladen, dann das Ganze zudecken. Planen liegen hier ja überall rum. Derweil der Mann, der seine Chefin moppelt, damit beschäftigt ist, sich darauf zu konzentrieren, uns im Auge zu behalten. Darf er. Wir sind nämlich schon fertig.«
    Borsigs hatte inzwischen eine der Kiste zwecks Kontrolle geöffnet, einen Osterhasen entpackt und war gerade dabei, ihn aufzuziehen. Das ekstatische Wackeln der Ohren schien es ihm angetan zu haben »Lass das«, schnauzte Regitz, nahm ihm das Spielzeug aus den Händen und legte es väterlich in die meinigen. »Hier, mein Sohn, schenk den deiner Freundin, dann lässt sie dich an Heiligabend auch noch mal extra ran.« »Danke«, sagte ich und nahm mir vor, den Hasen als ein Präsent der Zuneigung Jonas zu übereignen.
    Wir quetschten uns zu dritt auf die Sitzbank und verließen den Ort unserer nächtlichen Arbeit. Ich spürte Regitzens Hand in der Jackentasche, »da hast deinen Fuffi, aber nicht gleich ins Puff gehen.« Er lachte ordinär, Borsig fiel noch ordinärer ein.
    So gondelten wir zurück in die Innenstadt, drei gutgelaunte Menschen, Stützen der Gesellschaft, Vorkämpfer für einen gerechten Mindestlohn, voller Verachtung für eine SPD, die sich mit lausigen Achtfünfzig zufriedengeben würde. In der Nähe von Sonja Webers Wohnung und »Bauernschenke« stieg ich aus, verabschiedete mich von meinen neuen Kollegen, nicht ohne Regitzens »Mit dir kann man arbeiten, Junge!« stolz abzunicken.

33
    Vor der Tür zur »Bauernschenke« standen zwei Männer und rauchten. Jeder hielt eine Leine in der Linken mit einem fetten Mops daran, der gedankenver loren in den wieder einsetzenden Schnee starrte. Ich ging grußlos an den Männern vorbei und bewunderte ihre Kleidung, viel zu weite Luxusanoraks mit der Aufschrift »St. Moritz High Society Club«.
    Es war einiges los im Lokal. Meine Alten von vorgestern hockten an ihrem gewohnten Tisch und taten es den Möpsen nach, nur starrten sie nicht in den Schnee, sondern in ihre Biere. Irmi mit dem Kaninchenpelz war nicht anwesend, dafür hockten – ich zählte automatisch – zehn Herrschaften um den Stammtisch, auf dem ein hübsch geschmückter Christbaum stand, an dem bunte Zettelchen hingen. Acht Frauen und zwei Männer, einen erkannte ich sofort, es war Bio-Jürgen aus dem Naturkostladen. Ich winkte ihm zu, steuerte meinen bewährten Platz an, Jürgen schenkte mir die Andeutung eines Blickes und versuchte mich zu ignorieren.
    Die Webersche Wohnung lag völlig im Dunkeln, was mich überraschte. Es war noch keine zehn Uhr, mithin nicht Schlafenszeit, und dass Sonja Weber unterwegs sein sollte, wollte mir nicht einleuchten.
    »Einen Glühwein«, bestellte ich bei Wirtin Helga oder Monika. Sie erkannte mich sogleich und lächelte mir zu, beugte sich etwas vor – ich plädiere für Dekolletepflicht bei weiblichen Servicekräften – und flüsterte: »Beachten Sie die Leute am Stammtisch am besten gar nicht. Das ist der VHS-Kursus ‚Weihnachtsmotive in der zeitgenössischen Kriminalliteratur’.« Ich schluckte schwer und nickte der Wirtin komplizenhaft zu.
    Am Stammtisch schwatzte es locker durcheinander und erst als einer der beiden Männer, erkennbar der Dozent, mit dem Löffel gegen sein Teeglas schlug, kehrte Ruhe ein. »Bevor wir zur Bescherung kommen, liebe Krimifreunde – hat jemand von euch ein neues Beispiel für Weihnachtsmotive in der zeitgenössischen Kriminalliteratur gefunden?« Ein Fingerchen schnellte hoch und die daran hängende Frau rief so laut »Ich, Jochen!«, dass dem benachbarten Rentnertrio die Herzschrittmacher aus dem Takt kamen.
    »Bei Claudia Pineiro, Die Donnerstagswitwen kann man nachlesen, dass in Argentinien um Mitternacht an Heiligabend ein Feuerwerk veranstaltet wird! Meistens auf dem benachbarten Golfplatz!«
    »Wow«, machte Jürgen, »muss ich unbedingt lesen,

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