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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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übergingen, irgendwelchen Kevins und Marks, denen die Colts zu locker gesessen hatten. Ich spürte den Tag in sämtlichen Knochen, harte körperliche Arbeit war nicht mein Ding, geistige allerdings noch weniger. Es müsste Berufe geben, die für das durchschnittliche mitteleuropäische Gehirn genauso locker zu verkraften sind wie für den durchschnittlichen mitteleuropäischen Körper. Und es gab sie tatsächlich. Sie hießen »Sachbearbeiter«, und es musste ein Traum sein, den ganzen Tag Sachen zu bearbeiten, die auch funktionierten, wenn man sie nicht bearbeitete. Leider verfügte ich nicht über die notwendigen Beziehungen und so konnte ich nur neidisch nicken, wenn mir jemand erzählte, er sei Sachbearbeiter, irgendwelche Sachen halt, so genau lasse sich das nun nicht erklären.
    Die Lagerhalle von Gebhardt und Lonig lag einsam und verlassen in beruhigender Dunkelheit. Ich tat so, als ginge ich vorbei, sah mich vorsichtig nach allen Seiten um, sprang dann mit zwei Sätzen (die ich leise vor mich hin murmelte) zu einem Nebeneingang, durch den man die Büros erreichen musste, zog den in Webers Wohnung gefundenen Schlüsselbund hervor und probierte den fünften, bislang noch nicht identifizierten Schlüssel. Er passte wie erwartet. Ich steckte den Bund wieder ein, dies hier konnte warten. Es war kurz vor 21 Uhr, ich lief hin und her und rauchte eine Zigarette.
    Das Auto näherte sich langsam mit abgeblendeten Scheinwerfern. Ein kleiner Transporter, so nennt man die Dinger wohl, und hinter der Scheibe grinste mir Borsigs Visage entgegen, während Regitz auf dem Beifahrersitz saß und in einem Buch las, wahrscheinlich dem neu erworbenen Marihuana-Thriller von Peter J. Kraus mit dem wunderbaren Titel »Joint Adventure«. Dann ging alles sehr schnell.
    Der Wagen wurde bis vor das Tor der Lagerhalle gefahren, Regitz und Borsig sprangen heraus. »Hallo, mein Sohn, du bist pünktlich, das lobe ich. Wir gehen jetzt da rein« – er wies auf das Tor – »und holen uns den uns zustehenden Tariflohn für unsere Arbeit heute Morgen.« »Ach«, lächelte ich unvorsichtigerweise, »und wie kommen wir rein?« Borsig gab ein gurgelndes Geräusch von sich, Regitz indes lächelte mit der arroganten Überlegenheit eines Unfehlbaren, griff in seine Jackentasche und ließ dort viele Schlüssel klimpern.
    »Keine Firma hier auf dem Gelände, die ich nicht öffnen könnte. Ich erkenne die Schlüssel schon an der Form, warte mal.« Er spielte ein wenig in seiner Ta sche und zog dann einen Schlüssel hervor, den er in das Torschloss steckte. Er ließ sich ohne Mühen drehen, das Tor öffnete sich.
    »Und nun fix, Jungchen. Mach schon mal die Autoklappe auf, Borsig, der Kollege und ich bringen gleich die Naturalien.«
    Borsig tat wie geheißen, Regitz, der eine große Taschenlampe aus dem Nichts hervorgezaubert hatte, stieß mich an und so betraten wir das Lager. »Da hinten«, sagte der große Führer, »hübsch verborgen die beiden Kisten mit den Osterhasen. Spuck in die Hände und dann los.«

32
    »Der Proletarier sticht wie eine Biene und saugt dann den süßen Nektar des Mehrwerts aus der offenen Wunde des Kapitalismus.« Regitz flüsterte es augenzwinkernd und zog mich, immer dem Strahl der Taschenlampe nach, tiefer in die Lagerhalle. »Marx?«, fragte ich, »nö«, antwortete der Alte, »original Regitz. Für so was war Marx einfach nicht clever genug.«
    In einer vergessenen Ecke des Lagers blieben wir stehen. Regitz leuchtete eine Erhebung unter einer grauen Plastikplane an, zog diese mit einem Ruck weg, als enthülle er das Denkmal des diebischen Arbeitnehmers. Zum Vorschein kamen zwei mir wohlbekannte Kisten.
    »120 Osterhasen«, schloss ich messerscharf und Regitz nickte die Rechnung zufrieden ab. »Dafür krieg ich 240 Affen von meinem äh.... Geschäftspartner. Zähl die 60 von dem Typen, der seine Chefin poppt, dazu, dann macht das 300. Wir haben heute Morgen zusammen zwölf Stunden gearbeitet und jetzt noch mal geschätzte drei. Macht 15. 300 geteilt durch 15 sind 20, was ich einen adäquaten Stundenlohn für saubere und ehrliche Arbeit nenne. Oder bist du anderer Meinung?«
    Ich war es natürlich nicht. Die Argumentationskette Regitzens überzeugte mich sofort. Wir griffen die erste Kiste und trugen sie nach draußen zum Wagen, hievten sie hinein, wiederholten es mit der zweiten Kiste und sagten nach erfolgreicher Arbeit ein synchrones »Puh«. Regitz schloss die Tür der Lager halle ab und tätschelte hernach meine

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