Die effektive Fuehrungspersoenlichkeit
wollen. Strategie, Struktur, System und Kultur eines Unternehmens sind schließlich das Produkt der Menschen, die darin arbeiten.
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|51| Kapitel 4
Der Bruch mit der Vergangenheit
Fast jeder wichtige Durchbruch erfordert einen Bruch mit traditionellen Denkweisen.
In wissenschaftlichen Kreisen werden dramatische Umwälzungen, Denkrevolutionen, große Erkenntnissprünge und die unvermittelte Überwindung alter Grenzen »Paradigmenwechsel« genannt. Ein Paradigmenwechsel ermöglicht es, alte Probleme aus neuen Blickwinkeln zu betrachten.
Das Wort Paradigma kommt aus dem Griechischen und bezeichnet ein Muster, um bestimmte Aspekte der Realität zu verstehen und zu erklären. Während Menschen durch die Entwicklung neuer Fähigkeiten kleine Verbesserungen erzielen können, fordern Quantensprünge in der Leistung und revolutionäre Fortschritte in der Technik neue Muster, neue Denkweisen und neue Sichtweisen der Welt.
So verfügte die Menschheit vor 500 Jahren über ein bestimmtes Muster, das ihr Verständnis der damaligen Welt wiedergab. Das änderte sich erst, als ein hervorragender Navigator und mutiger Seemann, Christoph Kolumbus (1451 –1506), das althergebrachte Denken in Frage stellte und westwärts segelte, in der Hoffnung, einen neuen Seeweg nach Indien zu entdecken. Er erreichte zwar nicht Indien, aber er änderte ganz gewiss das Paradigma der Weltvorstellung. Seine Suche hatte zu einem der bedeutendsten Durchbrüche in der Vorstellung von der Welt geführt.
Einmal wurde Kolumbus zu einem Bankett eingeladen, wo er den Ehrenplatz am Tisch erhielt. Ein einfältiger Höfling, der sehr eifersüchtig auf ihn war, fragte ihn plötzlich: »Wenn nicht gerade Sie Indien entdeckt hätten, wären dann nicht andere Männer in Spanien dazu ebenfalls in der Lage gewesen?«
Kolumbus antwortete nicht, sondern nahm stattdessen ein Ei und forderte die Tischgesellschaft auf, es auf der Spitze aufzustellen. Die Gäste versuchten es, aber vergeblich. Kolumbus schlug das Ei mit der Spitze auf den Tisch, drückte es ein und ließ es so stehen.
|52| »Das hätten wir auch alle gekonnt«, beschwerte sich der Höfling.
»Der Unterschied ist, dass Sie es hätten tun können, aber ich habe es getan«, gab Kolumbus zurück. »Und als ich euch den Weg in die Neue Welt erst einmal gezeigt habe, war nichts leichter, als ihm zu folgen.«
Prinzipien stehen im Zentrum
In der gesamten Geschichte haben Führungspersönlichkeiten verschiedene Modelle angewendet, um Menschen zu führen. Diese reichen vom primitiven »Zuckerbrot-und-Peitsche«-Paradigma, bei dem Belohnungen und Strafen eingesetzt werden, bis hin zu ausgefeilten Beziehungsmodellen auf der Grundlage von Einflussstrategien und Einbindungstechniken.
Meine Hoffnung lautet, eine Paradigmenverlagerung im Managementtraining herbeizuführen, indem ich mich nicht nur auf neue Managementmodelle konzentriere, sondern auf ein neues Paradigma, die »prinzipienorientierte Führung«. Mithilfe dieses neuen Paradigmas können Führungspersönlichkeiten ihre Unternehmen und Mitarbeiter transformieren, indem sie ihnen ihre Vision vermitteln, ihre Ziele erklären, das vorleben, was sie predigen, und ihre Verfahren auf Grundsätze, Rollen und Ziele abstimmen. Durch ihr Engagement für die Mission des Unternehmens werden sich die Menschen dann besser bewusst, welche Rolle ihr persönlicher Beitrag spielt.
Häufig können wir uns erst dann auf ein neues Paradigma einlassen, wenn wir das alte über Bord geworfen haben. Wir können auch nur dann dauerhafte Verbesserungen in einem Unternehmen erzielen, wenn wir ungerechtfertigte Annahmen über Menschen aufgeben: Durch manipulierende Führungstechniken lassen sich die Leistungen der Mitarbeiter eben nicht dauerhaft steigern. Dennoch werden die Zusammenhänge in unserer chaotischen Welt oft genug auf den Kopf gestellt. Wir verwechseln Effizienz mit Effektivität, Schnelligkeit mit Priorität, Nachahmung mit Innovation, Schönheit mit Charakter oder Vortäuschung mit Kompetenz.
Letztlich geht der Führungsstil eines Menschen auf seine zentralen Vorstellungen von der Natur des Menschen zurück. Das, was jemand als Mittelpunkt seines Lebens betrachtet – Arbeit oder Vergnügen, Freund oder Feind, Familie oder Besitz, Ehepartner oder die eigene Person, Grundsätze oder Leidenschaften –, beeinflusst seine Wahrnehmung. Und die Wahrnehmung wiederum wirkt sich auf die Einstellungen und Verhaltensweisen aus.
|53| »Wer Menschen
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