Die effektive Fuehrungspersoenlichkeit

man davon absieht, dass die Sprache noch etwas gestrafft und die Präsentation etwas ansprechender gestaltet werden könnte.«
    Sie bearbeiteten den Bericht also nochmals, legten ihn wieder vor und sagten: »Das ist die beste Lösung, die wir finden konnten. Wir haben sie sorgfältig durchdacht, wir haben die Alternativen ausgearbeitet, die Konsequenzen dargelegt und die Empfehlungen formuliert. Wir haben auch den Aktionsplan in allen Einzelheiten dargestellt und ihn in seine endgültige Fassung gebracht. Jetzt sind wir überzeugt, dass wir ihn mit dem besten Gewissen vorlegen können.« Kissinger sagte dann: »Gut, dann werde ich ihn jetzt lesen.«
    Diese Geschichte illustriert, dass es Mitarbeitern oft wichtiger sein kann, sich selbst Zeit und Mühe zu sparen als ihrem Vorgesetzten. Dabei ist seine Zeit viel kostbarer – umso mehr Grund für ihn, seine Mitarbeiter zu Spitzenleistungen zu motivieren.
    |169| Sonys Mini-CD-Player
    Die Markteinführung von Laser-CD-Playern durch Sony verlief zunächst schleppend. Als dann aber das erste erfolgreiche Produkt den Markt eroberte, konnte die Konkurrenz weit zurückgeschlagen werden. Der Mann, der für diesen Erfolg verantwortlich ist, heißt Kozo Ohsone. Er ist ein Manager mit starker Kundenorientierung, der schon einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung des Walkmans gehabt hat.
    Ohsone ging eines Tages in sein Labor, schnitt ein Holzstück in der Größe einer CD zu und zeigte es seinen Technikern. Weil er nicht wollte, dass sich das Management zu früh mit ungebetenen Ratschlägen einschaltete, bat Oshone seine Techniker, die Neuentwicklung im Labor geheim zu halten. Als Nächstes holte er sich einige Produktdesigner, die ihm bei der Konstruktion halfen. Die Geräte sollten nämlich sehr klein werden, sodass bei jedem Schritt überprüft werden musste, ob ihre auf engstem Raum untergebrachten Schaltkreise überhaupt zur Massenproduktion durch Roboter tauglich waren.
    Ohsone machte seinen Leuten deutlich, dass er die Frage »Warum diese Größe?« nicht beantworten wollte. Die Techniker und Designer mussten sich wohl oder übel damit abfinden, und sie führten das Projekt nach Ohsones Anweisungen durch. Dieser Mini-CD-Player hatte schließlich ein Zwanzigstel der Größe des ursprünglichen Geräts, kostete nur ein Drittel so viel und eroberte den Markt im Sturm.
    Die Verwirklichung des Autonomie-Konzeptes
    Es empfiehlt sich, das Autonomie‑Konzept in fünf Schritten durchzuführen.
Erstens: Machen Sie deutlich, welche Anforderungen Sie stellen , bevor Sie den psychologischen Vertrag schließen. Denken Sie an die Beispiele von Kissinger und Ohsone. Erst wenn die Erwartungen eindeutig feststehen, kann jemand alleine oder im Team seine ganze Kraft daransetzen, Fristen einzuhalten und Empfehlungen und Alternativen auszuarbeiten. Das Ergebnis dieser Arbeit sollte stets bis ins Detail ausformuliert werden.
|170| Zweitens: Klären Sie die Initiativmöglichkeiten Ihrer Mitarbeiter: Sollen sie auf Ihre Anweisungen warten, oder warten Sie auf ihre Fragen? Sollen sie nach Bedarf Bericht erstatten oder in regelmäßigen Abständen?
Drittens: Sprechen Sie stillschweigend getroffene Annahmen aus . Oft bitten Mitarbeiter den Vorgesetzten darum, ihnen zu einem frühen Zeitpunkt eines Projekts ein Feedback zu geben, damit ihre Arbeit keine falsche Richtung nimmt. In einem solchen Fall ist es wichtig, dass beide Seiten zum Ausdruck bringen, welche Annahmen ihrer Arbeit zugrunde liegen. Sonst könnte es geschehen, dass die abschließende Empfehlung mit dem Satz kommentiert wird: »Sie haben ja nicht einmal verstanden, von welchen Prämissen ich eigentlich ausgegangen bin.«
Viertens: Stellen Sie den Mitarbeitern, die nach dem Autonomie-Konzept arbeiten, so viel Zeit und Ressourcen wie nur möglich zur Verfügung . Nichts ist frustrierender, als ohne ausreichende Informationen und Ressourcen an einer Aufgabe arbeiten zu müssen. Wenn Sie tatsächlich einmal vorübergehend nicht in der Lage sind, Ihrem Mitarbeiter entsprechende Instruktionen zu geben, sollten Sie ihm zumindest eine Erklärung dafür geben.
Fünftens: Legen Sie Zeit und Ort für die Präsentation und die Kontrolle der Ergebnisse fest . Geben Sie Ihren Mitarbeitern die Chance, ihre Arbeit effektiv zu präsentieren.
    Auch die Beachtung dieses Gebots ist kein todsicheres Geheimrezept. Es handelt sich einfach um eine effektive Methode, um Mitarbeiter zu eigenständigem Denken und sorgfältigem Arbeiten zu motivieren.