Die Eheprobe
Rückmeldung.«
»William, du meine Güte, zehn Vorstellungsgespräche? Warum hast du mir nichts davon gesagt? Ich hätte dir helfen können. Das ist unglaublich. Da drauÃen geht es übel zu. Es liegt nicht nur an dir. Lass mich helfen. Ich kann dir helfen. Bitte .«
»Da gibt es nichts zu helfen.«
»Na gut, dann lass mich dich unterstützen. Hinter den Kulissen. Ich bin gut im Mitfühlen. SpitzenmäÃig, um genau zu sein â¦Â«
Er schneidet mir das Wort ab. »Ich brauche kein Mitgefühl, Alice. Ich brauche einen Plan. Und dafür ist es nötig, dass du mich in Ruhe lässt, während ich nachdenke. Ich werde eine Lösung finden, wie immer.«
Ich trage mein Glas zur Spüle und leere es aus. »Gut«, sage ich bedächtig. »Also gut, hier ist mein Plan. Ich habe einen Brief an den Elternverein geschickt mit der Anfrage, ob sie in Erwägung ziehen könnten, aus meinem Job im Herbst eine Vollzeitstelle zu machen. Sechs Stücke pro Semester sollten dafür reichen.«
»Du willst wirklich auf eine ganze Stelle gehen?«, fragt William.
»Ich will, dass wir in der Lage sind, unsere Kinder aufs College zu schicken.«
William verschränkt die Arme vor der Brust. »Caroline hat recht. Du solltest wieder anfangen zu joggen. Es täte dir gut.«
»Du scheinst doch gut mit Caroline klarzukommen.«
»Ich würde lieber mit dir laufen«, sagt er.
Er lügt. Ich überlege, ob Forscher 101 wohl Joggen geht.
»Was ist?«, fragt er.
»Was meinst du mit was ist ?«
»Du hattest diesen komischen Ausdruck im Gesicht.«
Ich stelle mein Glas in den Geschirrspüler und schlieÃe die Tür geräuschvoll. »Das ist eben mein Gesichtsausdruck, wenn ich dich in Ruhe lasse, damit du eine Lösung finden kannst.«
»Kalifornische Gänse, wir sind unvergesslich. Junge Gänse, Geschnatter, der Gänserich obenauf. WeiÃe Federn, so weich, dass du uns streicheln willst. Kreisch, kreisch, kreisch, kreisch. Kreisch, kreisch, kreisch, kreisch.«
Der Gänserich obenauf? Dass du uns streicheln willst? Was habe ich mir dabei gedacht? Ich stehe seitlich an der Theaterbühne der Kentwood-Grundschule und zweifle im Nachhinein an meiner Entscheidung, die Gänse als Schlussnummer von Schweinchen Wilbur und seine Freunde eine Parodie auf Katy Perrys Song California Gurls zum Besten geben zu lassen. Die lilafarbenen Perücken, die ich im Kostümladen ergattert habe, lassen die Gänse wie Schlampen aussehen (genau wie ihre Tanzerei und ihr Hüftschwingen). Und den neidischen Blicken von Wilbur und Charlotte und dem Rest der Besetzung nach zu urteilen, bin ich mir ziemlich sicher, in meinem Versuch wettzumachen, dass die Gänse keinen Text haben, übers Ziel hinausgeschossen zu sein. Um drei Uhr nachts, als ich YouTube nach Ideen abgraste, schien mir die Idee einfach brillant zu sein, und ich habe mich selbst davon überzeugt, dass Katy Perry â nackt und mit nichts bekleidet als einer Wolke, die ihren Po bedeckt â ein postfeministisches Statement sei.
Ich beginne damit, mir Ausreden auszudenken, warum ich gehen müsste, bevor die Vorstellung zu Ende wäre. Aus irgendeinem Grund haben sie alle etwas mit Zähnen zu tun. Ich habe Karamellbonbons gegessen und mir dabei eine Krone ausgebissen. Ich habe einen Bagel gegessen, und dabei ist mir ein Brösel im Hals stecken geblieben.
Ich kann das Geschnatter und Geflüster der Eltern hören, als sich die Gänse gegen Ende ihres Auftritts wie die Revuetänzerinnen von den Rockettes unterhaken und Arm in Arm verführerisch Luftküsschen ans Publikum verteilen. Die Gänse singen die letzte Zeile und hängen noch einen frechen Po-Wackler hintendran. Schlapper Applaus, dann tänzeln die Gänse von der Bühne. O Gott. Hubschraubermama hatte recht, ich mache das hier schon zu lange. Dann sehe ich den Jungen, der Wilbur gespielt hat, mit einem Nelkenstrauà in der Hand. Als Nächstes werde ich auf die Bühne geschubst, wo man mir den Strauà in den Arm schiebt. Ich wende mich um an ein Publikum aus überwiegend missbilligenden Gesichtern â abgesehen von dreien: den Müttern der Gänse, von denen eine die strahlende Mrs Norman ist, die mir offenbar verziehen hat, dass ich sie als Kifferin bezichtigt habe.
»Schön«, sage ich. » Schweinchen Wilbur und seine Freunde . Immer wieder der
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