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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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fest.
    Â»Obdachlose können nichts dafür, wie sie riechen«, sagt Peter. »Es ist ja nicht so, dass sie irgendwo klingeln und fragen könnten, ob sie mal duschen dürfen.«
    Â»Das ist sehr mitfühlend von euch«, sagt Nedra.
    Â»Hat Spaß gemacht, Pedro.« Zoe und Peter klatschen sich gegenseitig ab.
    Ich wusste, dass der Tag irgendwann kommen würde, an dem ich Peter an Zoe verliere, nämlich dann, wenn sie damit anfangen, sich gegenseitig ins Vertrauen zu ziehen und die Geheimnisse des anderen zu bewahren. Aber ich hatte ja keine Ahnung, dass das so schnell der Fall sein würde, und dann auch noch so.
    Â»Können wir jetzt bitte nach Hause fahren?«, frage ich.
    Nedra fährt weiter die San Pablo Avenue hinauf.
    Â»Hört mir irgendjemand hier zu?«, beschwere ich mich weinend.
    Nedra biegt links in die Hearst Avenue ein und parkt ein paar Minuten später auf der Vierten Straße. Sie dreht sich nach hinten um. »Zischt ab, Kinder. Wir treffen uns um eins wieder hier.«
    Â»Du siehst müde aus, Mom.« Peter reckt seinen Kopf nach vorne.
    Â»Ja, was hat es mit diesen dunklen Augenringen auf sich?«, fragt Zoe.
    Â»Ich kümmere mich darum«, sagt Nedra. »Und jetzt verschwindet, ihr beiden.«
    Â»Du hast sie ja schließlich nicht beim Crack-Rauchen erwischt«, sagt Nedra auf dem Weg in den M•A•C -Laden.
    Â»Du hast für sie Partei ergriffen. Warum musst du immer die Coole spielen?«
    Â»Alice, was ist los?«
    Ich schüttele den Kopf.
    Â»Was?«, wiederholt sie.
    Â»Alles«, sage ich. »Du würdest es nicht verstehen. Du verlobst dich. Du bist glücklich. Alles Gute liegt vor dir.«
    Â»Ich hasse es, wenn die Leute aus Adjektiven Substantive machen«, sagt Nedra. »Und vor dir liegt auch noch jede Menge Gutes.«
    Â»Was, wenn du dich irrst? Was, wenn meine beste Zeit schon hinter mir liegt?«
    Â»Erzähl mir jetzt nicht, dass das etwas mit dieser lächerlichen Ehe-Umfrage zu tun hat. Du hast doch aufgehört, diesem Forscher zu schreiben, oder?«
    Ich greife nach einer Tube mit auberginefarbenem Lipgloss.
    Â»Also, worum geht’s wirklich?«, fragt sie und legt den Lipgloss zurück. »Die Farbe steht dir nicht.«
    Â»Ich glaube, Zoe hat eine Essstörung.«
    Nedra verdreht die Augen. »Alice, jedes Jahr, wenn das Schuljahr vorbei ist, kommt so etwas. Du wirst paranoid. Du bist schlecht gelaunt. Du bist ein Mensch, der ständig etwas zu tun haben muss.«
    Ich nicke und lasse mich zu der Theke mit den Make-ups führen.
    Â»Eine getönte Feuchtigkeitscreme – nicht zu schwer. Ein bisschen Wimperntusche und einen Klecks Rouge«, zählt Nedra auf. »Und danach unternehmen wir eine klitzekleine, superschnelle Reise durch den Anthropologie-Shop, was meinst du?«
    An diesem Abend kommt Peter in mein Bett gekrochen.
    Â»Arme Mom«, sagt er und nimmt mich in den Arm. »Du hattest einen schweren Tag. Musstest deinen Kindern beim Betteln auf der Straße zusehen.«
    Â»Bist du nicht zu alt fürs Kuscheln?« Ich schiebe ihn weg, weil ich ihn ein bisschen bestrafen will.
    Â»Niemals«, sagt er und rückt noch enger an mich heran.
    Â»Wie viel wiegst du?«
    Â»Fünfundvierzig Kilo.«
    Â»Wie groß bist du?«
    Â»Einen Meter fünfundfünfzig.«
    Â»Du darfst noch für zwei weitere Kilo oder drei weitere Zentimeter kuscheln, je nachdem, was zuerst eintrifft.«
    Â»Warum nur für zwei Kilo oder drei Zentimeter?«
    Â»Weil es danach unschicklich wäre.«
    Peter ist einen Moment lang still. »Oh«, sagt er schließlich ganz leise und tätschelt dabei meine Hand auf dieselbe Art und Weise, wie er es als Kleinkind getan hat. Als er klein war, lag er so sehr mit mir auf einer Wellenlänge, dass es anstrengend wurde. Sobald ich irgendwie besorgt aussah, kam er zu mir gelaufen. Alles in Ordnung, Mama, alles in Ordnung , sagte er dann feierlich. Soll ich dir etwas vorsingen?
    Â»Mir wird das auch fehlen, mein Schatz«, sage ich. »Aber es wird dann an der Zeit sein.«
    Â»Können wir noch zusammen auf dem Sofa Filme anschauen?«
    Â»Natürlich. Ich habe den nächsten schon im Visier. Das Omen . Die Szene im Zoo, in der alle Tiere durchdrehen, wird dir gefallen.«
    Eine Weile liegen wir schweigend nebeneinander.
    Irgendetwas ist fast vorbei. Ich lege eine Hand auf mein Herz, als könnte ich so sein

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