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Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Ehre der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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dein.
    „AUCH, WENN ES DEIN LEBEN WÄRE?“
    Ni’yo zuckte kurz zusammen, doch es gab nichts zu überlegen.
    Auch das. Ich schulde ihm ein Leben. Mehr sogar als das. Er schenkte mir einst Hoffnung, Würde und ein Ziel, für das es sich lohnte leben zu wollen. Diese Schuld kann ich nicht mehr begleichen.
    „DER TAG MAG KOMMEN, AM’CHURI, AN DEM DU AUCH DIESE SCHULD ABTRAGEN WIRST. HEUTE WIRD KEINER VON EUCH BEIDEN STERBEN. NIMM DEIN CHI’A, UND HÖRE MIR JETZT GENAU ZU.“
    Der junge Krieger lauschte aufmerksam, was sein Gott ihm auftrug, und zögerte nicht, ihm zu gehorchen.
    Zuerst legte er sein Chi’a in Jivvins Arme, sodass sein Feind nun zwei Waffen trug, die Hände über beide Griffe geschlossen. Dann legte er seine Hände über Jivvins, und konzentrierte sich auf seine eigene Kraft. Mit jedem Atemzug stellte er sich vor, wie er Energie und heilende Macht in Jivvins Körper hineinfließen ließ. Dieser Teil war einfach, sein Gott leitete ihn. Die Verbindung zwischen Jivvin, Ni’yo und Am’chur war durch die beiden Schwerter gesichert. Die Gefahr lag für Ni’yo darin, dass er nicht zu viel geben durfte.
    „ZIEH DICH ZURÜCK, WENN DU SPÜRST, DASS ER NACH DIR SUCHT. ER WIRD ES TUN, DIE QUELLE DER MACHT, DIE IHM HEILUNG SCHENKT, BERÜHREN WOLLEN. DAS DARF NICHT GESCHEHEN, DU WÜRDEST DICH IN IHM VERLIEREN. JIVVIN WÜRDE LEBEN, DU ABER NIEMALS MEHR ERWACHEN, BIS DEIN KÖRPER VERFÄLLT ODER ERLÖST WIRD.“
    Lange Zeit fühlte Ni’yo nichts, außer, wie seine Lebenskräfte zwischen seinen Händen versickerten. Er wusste, dass er Jivvin half, doch da war nichts, kein Zeichen, dass sein Feind noch lebte, ihn wahrnahm. Es erschöpfte ihn, war aber nicht schmerzhaft.
    Aber dann war da plötzlich etwas Neues. Ein Tasten in seinem Bewusstsein, eine fremdartige Präsenz, die so anders war als Am’chur. Fremd, und doch vertraut …
    Hastig fuhr Ni’yo zurück, löste dabei die Verbindung zum Kriegsgott. Sein Schwert rutschte aus Jivvins Händen, der ältere Am’churi regte sich leise. Erleichtert, doch zu Tode erschöpft nahm er seine Waffe wieder an sich, setzte sich in einigem Abstand zu seinem Feind auf den Boden und wartete. Sicher würde Jivvin gleich aufwachen. Bis dahin konnte es nichts schaden, die Augen zu schließen, sie brannten so sehr … nur einen Moment lang …

9.
     
    Jivvin wusste, er befand nicht mehr in der Gewalt der Kalesh, als er mühsam erwachte. Er hatte Ni’yos Kampf gehört, beobachtet, wie der junge Am’churi seine Gegner täuschte und einschüchterte, bis sie freiwillig vor ihm flohen. Erst, als Ni’yo ihn von den Fesseln befreite, hatte er sich nicht mehr länger an sein Bewusstsein klammern können und war in abgrundtiefem Vergessen versunken. Wo war er jetzt? Was war geschehen? Er spürte neue Kraft in sich, und Am’churs Feuer, tief in seiner Seele.
    Als er es endlich schaffte, die Augen zu öffnen, war er überrascht, wie gut er sich fühlte. Verwundert setzte Jivvin sich auf. Hatte er vielleicht mehrere Tage lang geschlafen und war deshalb so stark? Aber dann würde er sich doch eher im Tempel befinden als irgendwo in einem Wald?
    Es war heller Tag, die Sonne fiel warm durch die Blätter der Bäume. Jivvin sah kein Lager, lediglich eine Decke, die unter ihm ausgebreitet war, sein Schwert, das er schon verloren geglaubt hatte – und Ni’yo, der sitzend an einem Baumstamm lehnte und schlief.
    Hastig wandte Jivvin den Blick von ihm ab, er fürchtete, ihn dadurch zu wecken. Im Augenblick war er nicht bereit für den Hass und Zorn, der damit aufflammen würde, diese beiden Gefühle, die ihm vertraut waren wie sein eigener Name und die untrennbar zu Ni’yo gehörten. Oder würde es vielleicht anders sein, diesmal? Sein Feind hatte viel auf sich genommen, den eigenen Tod riskiert, nur um ihn zu retten. Ni’yo musste wirklich sehr erschöpft sein, wenn er ungewollt eingeschlafen war … Er spürte, wie der junge Am’churi zusammenzuckte und aufwachte, sah aus den Augenwinkeln die desorientierten Bewegungen.
    „Guten Morgen“, murmelte er leise.
    „Jivvin?“
    „Wer sonst?“
    Er verfluchte sich im gleichen Augenblick selbst für die unwillkürliche Reaktion. Musste er schon wieder spotten? Den Hass eigenhändig einladen? Er hatte drängende Fragen!
    „Wie ich sehe, geht es dir gut“, sagte Ni’yo nach einem kurzem Moment des Schweigens. „Dann können wir ja nach Hause gehen.“
    „Was ist geschehen? Warum hast du mir geholfen?“ Jivvin packte den jungen Mann am

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