Die Ehre der Königin
solltest ein paar Nachhilfestunden über fremdweltliche Medaillen und Ehrenabzeichen nehmen. Zu deiner Information: Das Manticore Cross rangiert vielleicht um eine Haaresbreite niedriger als der Stern von Grayson – und es kann nur mit Tapferkeit unter feindlichem Beschuß verdient werden.«
»Der Stern von Grayson?« Yanakov ließ sich diese Information durch den Kopf gehen und blinzelte. Es konnte doch kaum möglich sein, daß eine Frau, die so gutaussehend und jung war …
Mit einem geistigen Fluch unterbrach er den Gedankengang. Verdammt noch mal, diese Frau ist nicht so ›jung‹, wie du immer glaubst! Sie ist dreiundvierzig T-Jahre alt, sie ist nur zwölf Jahre jünger als du! Und trotzdem …
»Also gut, dann hat sie also Mumm«, brummte er. »Aber ich möchte wetten, daß sie sich die Medaille im Basilisk-System verdient hat, stimmt’s?« Der Protector nickte, und Yanakov zuckte die Schultern. »Dann wird das die Offiziere, die ihr nicht vertrauen, nur noch mißtrauischer machen.« Er errötete, als er den Gesichtsausdruck seines Vetters sah. Trotzdem fuhr er unbeirrt fort: »Du weißt, wie recht ich habe, Ben. Sie werden genau das denken, was die Haveniten laut aussprechen: daß die Auszeichnung Teil eines Propagandaschachzugs war, mit der die Manticoraner vertuschen wollten, was wirklich geschah, als Harrington die Beherrschung verlor und einen unbewaffneten Kauffahrer aus dem Universum pustete, und das wahrscheinlich nur, weil sie ihre Tage hatte.« Er knirschte vor neu aufsteigender Frustration mit den Zähnen. »Verdammt noch mal, wenn sie uns schon unbedingt eine Frau schicken mußten, warum haben sie uns dann nicht wenigstens eine geschickt, von der es nicht heißt, sie sei eine Mörderin?«
»Ach, du redest doch Scheiße, Bernard!« Mayhew führte Yanakov über die kuppelgeschützte Terrasse in den Palast. Mit ausdruckslosem Gesicht folgte ihnen ein Leibwächter. »Du kennst die manticoranische Version vom Basilisk-Zwischenfall, und du weißt wie ich, was Haven hier will. Wer, glaubst du wohl, erzählt uns die Wahrheit?«
»Selbstverständlich Manticore. Aber es geht doch gar nicht darum, was du oder ich glauben. Die meisten meiner Leute sind nur zu bereit, Frauen in Kommandofunktionen als potentielle Gefahr zu betrachten. Die, die nicht von vorneherein annehmen, daß sie Zeitbomben sind, entsetzt der Gedanke, Frauen einem Gefecht auszusetzen, und die echten Konservativen, wie Garret und seine Meute, reagieren sowieso auf rein emotionaler Ebene ohne jede Vernunft. Die betrachten Harrington als kalkulierte Herabsetzung unserer Lebensweise – und wenn du glaubst, daß ich mir das alles aus den Fingern sauge, dann hättest du dir den kleinen Plausch anhören sollen, den ich mit meinem Operationschef halten durfte. Bei diesen Vorurteilen bestätigt Havens Version des Vorfalls nur die Befürchtungen aller drei Gruppen. Und hack gefälligst nicht nur auf meinen Leuten herum! Einige deiner Zivilisten sind sogar noch schlimmer als irgendeiner aus dem Militär, und das weißt du ganz genau. Zum Teufel, was ist eigentlich mit Jared?«
»Mein geliebter Vetter Jared.« Mayhew sah genauso angewidert aus, wie seine Stimme klang. Er fuhr mit den Händen durch die Luft. »Ach, du hast ja recht – ja, du hast recht! Und der alte Clinkscales ist sogar noch schlimmer. Wenigstens sitzt er nicht an zweiter Stelle in der Warteschlange auf den Posten des Protectors.« Er ließ sich in einen üppig gepolsterten Lehnstuhl sinken. »Wir dürfen einfach nicht riskieren, daß uns das Abkommen wegen einer Torheit wie kulturellen Vorurteilen durch die Lappen geht, Bernie. Manticore kann viel mehr für uns tun als Haven: Manticore ist näher und hat die überlegene Technologie; außerdem ist es wesentlich weniger wahrscheinlich, daß das Königreich uns eines schönen Tages ganz nebenbei verschluckt.«
»Ich schlage vor, daß du das deinen Unterhändlern erzählst«, seufzte Yanakov.
»Das habe ich getan, aber du bist der Historiker. Du weißt, daß der Rat die verfassungsmäßige Autorität des Protectors im Laufe des vergangenen Jahrhunderts stark zusammengestrichen hat. Prestwick ist wirklich ein Kanzler, wie man sich keinen besseren wünschen könnte, doch selbst er ist nicht bereit, der Wiederübernahme der Regierungsgewalt durch meine Wenigkeit Tür und Tor zu öffnen. Es ist schon so, daß ich mir eine stärkere Exekutive wünschte, damit wir mit allem, was uns bevorsteht, besser fertig werden. Vielleicht bin
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