Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
flog. Sie wußte nur, daß sie mit dem Kinn auf die Matte prallte und Blut schmeckte. Sie rollte sich schon im Sturz herum und blockte Babcocks Nachstoßen ab; sie erhob sich auf die Knie und wehrte einen Tritt mit überkreuzten Handgelenken ab, dann schlug sie ihre Gegnerin zu Boden. Beide sprangen auf, und als sie wieder einander gegenüberstanden und mit unverminderter Heftigkeit aufeinander eindrangen, lächelten sie beide.
     
    »Ich kann davon ausgehen, daß Sie sich nun besser fühlen?«
    Honors Grinsen wirkte ein wenig verschwollen, weil sie gerade eine wunde Stelle an der Innenseite ihrer Unterlippe mit der Zunge betastete. Sie schlang sich das Handtuch um den Nacken und hob den Kopf, um Admiral Courvosiers fragendem Blick zu begegnen. Sie hätte einen Mundschutz tragen sollen, aber sie fühlte sich gut; ungeachtet all der schmerzenden Stellen, die sich schon bald in blaue Flecken verwandeln würden, fühlte sie sich gut. Sie fühlte sich sehr gut, denn sie hatte in drei von vier Durchgängen Babcock auf den Rücken gelegt.
    »Um ehrlich zu sein, ja, Sir.« Sie lehnte sich gegen die Spinde und spielte mit den Handtuchzipfeln. Nimitz sprang auf die Bank neben ihr und rieb seinen Kopf gegen ihren Oberschenkel. Er schnurrte lauter, als er in den letzten Tagen je geschnurrt hatte. Der empathische Baumkater war stets sehr empfänglich für Honors Stimmungen, und sie grinste, als sie eine Hand vom Handtuch löste und ihm das Rückgrat entlang strich.
    »Das freut mich zu hören.« Courvosier trug einen verblichenen Trainingsanzug und Handballhandschuhe. Mit einem ironischen Zwinkern ließ er sich auf die Bank sinken. »Ich frage mich nur, ob der Sergeant-Major weiß, wieviel Frustration Sie an ihr abreagieren.«
    Honor sah ihn eingehend an, dann seufzte sie.
    »Ich kann Sie einfach nicht täuschen, Sir, nicht wahr?«
    »So weit würde ich nicht gehen. Sagen wir einfach, ich kenne Sie gut genug, um zu erkennen, wann Sie Ihre Gedanken unseren Gastgebern widmen.«
    Honor zog zustimmend die Nase kraus und setzte sich neben Nimitz. Geistesabwesend rupfte sie einige kleine, frische Blutflecke auf ihrem Gi ab.
    Die Lage war nicht besser geworden, seitdem die havenitische Botschaft ihren Zug gemacht hatte. Es gab keine Möglichkeit, die Höflichkeitsbesuche zwischen den Besatzungen ihrer Schiffe und den Graysons einzustellen, und sie wußte, daß die Graysons sie persönlich ablehnten und diese Ablehnung sich auf die anderen Manticoranerinnen übertrug.
    Nimitz hörte auf zu schnurren und sah Honor empört an, als er spürte, welche Richtung ihre Emotionen nahmen. Seiner Meinung nach verbrachte Honor viel zuviel Zeit damit, sich über alles mögliche Gedanken zu machen. Er beugte sich vor, um tadelnd an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. Doch Honor kannte ihn ebenso gut, wie er sie kannte, fing ihn ab und setzte ihn sich auf den Schoß, um ihr Ohrläppchen zu schonen.
    »Es tut mir leid, Sir. Ich weiß, wie wichtig es ist, daß wir unsere Gefühle im Zaum halten – Gott weiß, daß ich es allen immer und immer wieder ans Herz gelegt habe! –, aber ich ahnte einfach nicht, wie wütend das Verhalten der Graysons mich machen würde! Sie sind so – so …«
    »Stur?« schlug Courvosier vor. »Bigott?«
    »Beides«, seufzte Honor. »Sir, ich brauche nur den Raum zu betreten, und diese Leute benehmen sich wie gefriergetrocknet!«
    »Trifft das auch auf Admiral Yanakov zu?« erkundigte sich Honors alter Mentor sanft.
    Zur Antwort zuckte Honor gereizt mit den Schultern. »Nein, eher nicht«, gab sie zu. »Er ist fast noch schlimmer als die anderen. Die schauen mich an, als wäre ich eine unerfreuliche Mikrobe, er dagegen versucht so bemüht, sich ganz natürlich zu verhalten, daß es sein Unbehagen nur noch deutlicher zutage treten läßt. Und allein der Umstand, daß nicht einmal das Beispiel ihres Oberkommandierenden die anderen zur Vernunft bringt, macht mich einfach rasend. Erwürgen könnte ich die Kerle!«
    Sie ließ die Schultern sinken und seufzte wieder, schwerer diesmal. »Ich glaube, Sie haben vielleicht recht gehabt mit Ihrer Bemerkung über die Wahl des befehlshabenden Offiziers für diesen Einsatz, Sir. Die Tatsache, daß ich eine Frau bin, schlägt den Graysons dermaßen auf den Magen, daß sie an nichts anderes mehr denken können.«
    »Vielleicht.« Courvosier lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ganz egal, Sie sind immer noch Offizier der Königin. Früher oder später müssen die

Weitere Kostenlose Bücher