Die Ehre der Königin
ich aber einfach dadurch, wer ich bin, voreingenommen. Und was auch immer ich mir wünsche, es ist dennoch eine Tatsache, daß mein Einfluß nur noch auf Renommee beruht. Sicherlich besitzt der Mayhew-Clan davon noch eine ganze Menge, doch ein unverhältnismäßig großer Anteil davon gehört zu den Konservativen – und wie du selbst gesagt hast, denken die Konservativen, daß schon das Annehmen von äußerer Hilfe die ›Graysonitische Lebensart‹ bedroht. Ich habe den Rat hinter mir, und ich glaube, wir haben auch im Haus eine dünne Mehrheit – eine sehr dünne. Wenn das Militär nicht mitmacht, werde ich auch diese Mehrheit verlieren. Du mußt deine Leute dazu bewegen, die Angelegenheit mit den Augen der Vernunft zu sehen!«
»Ben«, antwortete Yanakov bedächtig, »das versuche ich ja, aber ich fürchte, du bist dir gar nicht bewußt, was du da von mir verlangst.« Mayhew fuhr im Sessel auf, doch der Admiral sprach unbeirrt weiter. »Ich habe dich schon als Kind gekannt, aber ich habe immer gewußt, daß du schlauer bist als ich. Wenn du mir sagst, daß wir die Allianz mit den Manticoranern brauchen, dann glaube ich dir. Ich fürchte manchmal nur, daß dein Großvater einen Fehler beging, als er deinen Vater und dich auf einer anderen Welt erziehen ließ. Oh, ich bin mir der Vorteile bewußt. Aber ich glaube, im Laufe der Jahre hast du den Kontakt zu den einfachen Leuten verloren, zu der Weise, wie sie denken und fühlen. Und das ist gefährlich. Du sprichst von den Konservativen im Haus, Ben, aber die meisten von ihnen sind viel weniger konservativ als das Volk im ganzen.«
»Das ist mir klar«, erwiderte Mayhew ruhig. »Im Gegensatz zu dem, was du glauben magst, erleichtert jedoch eine andere Sichtweise es, einige Dinge deutlich zu erkennen – zum Beispiel, wie schwierig es wirklich ist, festgefahrene Ansichten zu überwinden. Die Mayhews haben weder die Absicht, die Pahlawis Graysons zu werden, noch seine Romanows. Ich schlage nicht vor, daß wir die Gesellschaft über Nacht ändern, aber es geht um das Überleben unseres Planeten, Bernie. Es geht um eine Allianz, die uns moderne Industrie und eine permanente manticoranische Flottenpräsenz bietet, mit der sich Simonds und seine Fanatiker niemals anlegen würden. Und ob wir nun mit Manticore einig werden oder nicht, wir können es uns nicht leisten, das Problem auszusitzen. Ich gebe den Haveniten noch höchstens ein T-Jahr, bis sie offen gegen Manticore ziehen, und wenn es soweit ist, werden sie uns überrennen, es sei denn, wir unternehmen vorher etwas, um sie aufzuhalten. Wir sind im Weg, Bernie, und das weißt du noch besser als ich.«
»Ja«, seufzte Yanakov. »Ja, ich weiß das. Und ich werde mir Mühe geben, Ben. Ehrlich. Aber bei der Hölle wünschte ich, Manticore hätte uns nicht in diese verfahrene Lage gebracht, und ich will verdammt sein, wenn ich weiß, wie ich das Ganze ins Lot bringen soll.«
7.
Als Honor auf die Matte stieg, begrüßte sie das Grinsen Sergeant-Major Babcocks.
Babcock stammte von Gryphon, Manticore B IV. Die Schwerkraft Gryphons lang nur fünf Prozent über dem Terranischen Standard und betrug somit weniger als achtzig Prozent der Schwerkraft von Honors Heimatplaneten Sphinx. Babcock war gut zwanzig Zentimeter kleiner als Honor und hatte obendrein eine erheblich geringere Reichweite. Auch war sie doppelt so alt wie Honor und, wie Admiral Courvosier, eine Lebensverlängerte erster Generation. Die ursprüngliche Prolong-Behandlung stoppte den Alterungsprozeß zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt als die neueren Techniken; im roten Haar des Sergeants waren graue Strähnen, und um die Augen hatte sie Krähenfüße.
Nichts von alledem hatte sie davon abgehalten, Honor mit demütigender Leichtigkeit durch die Turnhalle zu wirbeln.
Honor war größer und stärker, reagierte schneller und besaß die bessere Hand-Auge-Koordination, doch wie Ms. Midshipman Harrington schon vor langer Zeit auf Saganami Island gelernt hatte, hatte all dies nichts zu bedeuten. Babcock war mindestens so gut in Form wie sie, und sie hatte sich vierzig T-Jahre länger mit Kampfsport befaßt. Sie kannte Bewegungen, an die ihre Kommandantin bis dato nicht einmal gedacht hätte, und außerdem hegte Honor den Verdacht, daß den Sergeant-Major die Gelegenheit entzückte (man konnte es nicht direkt als Entschuldigung bezeichnen), einen befehlshabenden Navyoffizier auseinanderzunehmen.
Andererseits erlangte Honor nun langsam das Gefühl für den
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