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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bloße Anwesenheit Ihre Pläne nicht mehr durchkreuzen kann.«
    »Ich weiß nicht …« Courvosier zupfte sich an der Unterlippe. »Wenn Sie die Fearless und die Apollo von hier abziehen, dann wird unsere ›Machtdemonstration‹ schon erheblich schwächer ausfallen als geplant. Haben Sie daran gedacht?«
    »Jawohl, Sir, aber die Graysons haben beide Schiffe bereits gesehen und wissen, daß sie zurückkehren werden. Meiner Meinung nach reicht das aus. Die gegenwärtige Lage geht nicht nur mir gegen den Strich, Sir. Alice ist meine Stellvertreterin – zwei Frauen, und beide sämtlichen männlichen Offizieren vorgesetzt.« Sie schüttelte den Kopf. »Es wäre besser, wenn wir beide eine Weile aus dem Weg wären, Sir.«
    Courvosier war noch immer nicht überzeugt. Honor sah ihn beinahe flehend an, und er erkannte in ihren braunen Augen Verzweiflung und Kummer. Er wußte, wie tief die Behandlung durch die Graysons sie verletzte, nicht zuletzt, weil sie so unglaublich unverdient war. Seit der Ankunft beobachtete er, wie sie ihren Ärger herunterschluckte, wie sie sich beherrschte und sich zwang, Menschen höflich zu behandeln, von denen sie bestenfalls als eine Art Mutantin angesehen wurde. Darüber hinaus wußte er, daß sie aufrichtig davon überzeugt war, durch ihre Gegenwart seine Position zu unterminieren. Vielleicht hatte sie sogar recht damit; das Entscheidende war jedoch, daß sie es glaubte , und deshalb zerfraß die Vorstellung, schuld zu sein am Nicht-Zustandekommen eines Vertrags, der für das Königreich so wichtig war, sie von innen. Sie war zornig und wütend und der Verzweiflung näher, als er befürchtet hatte. Er schloß die Augen und erwog ihren Vorschlag, so sorgfältig er nur konnte.
    Es wäre ein falscher Zug. Er war Navyoffizier und kein ausgebildeter Diplomat, aber trotzdem wußte er, wie vorgefaßte Meinungen Wahrnehmungen beeinflußten. Was Honor als taktisch vernünftigen Rückzug betrachtete, würde von den Graysons vermutlich ganz anders aufgefaßt werden. Aber diese Vermutung barg zu viele Verflechtungen, zu viele unwägbare Möglichkeiten für Fehlinterpretationen, als daß er gewußt hätte, was richtig wäre.
    Dann sah er wieder Honor an und begriff plötzlich, daß Richtig oder Falsch für ihn in diesem Augenblick gar keine Rolle spielten. Wie auch immer man argumentierte, sie glaubte, recht zu haben, und wenn sie blieb und die Unterhandlung scheiterte, würde sie sich – gerechtfertigt oder nicht – stets die Schuld daran geben.
    »Planen Sie, die Troubadour ebenfalls mitzunehmen?« fragte er am Ende.
    »Ich weiß nicht …« Honor rieb sich die Nase. »Ich dachte, ich sollte vielleicht beide Blechdosen zurücklassen, um Flagge zu zeigen, solange ich die Kreuzer herausziehe, Sir.«
    »Ich bezweifle, daß in dieser Hinsicht ein Zerstörer mehr oder weniger einen Unterschied macht. Außerdem hatten Sie von Anfang an recht: Sie brauchen jemanden, der für Sie aufklärt, wenn die Berichte über Piratenaktivität zutreffend sind.«
    »Dazu könnte ich die Apollo nehmen …«, begann Honor, doch Courvosier schüttelte den Kopf.
    »Das könnten Sie, aber es wäre ein wenig überdeutlich, wenn wir beide Schiffe mit weiblichen Kommandanten aus dem Jelzin-System abziehen würden und beide Schiffe mit männlichen Kommandanten zurückließen, finden Sie nicht?«
    Honor senkte nachdenklich den Kopf, erwog seine Frage, dann nickte sie.
    »Da könnten Sie recht haben.« Sie holte tief Luft, und ihre Hand verharrte bewegungslos auf Nimitz’ Pelz, als sie dem Admiral wieder in die Augen sah. »Habe ich Ihre Erlaubnis, Sir?«
    »Also gut, Honor«, antwortete Courvosier und lächelte traurig. »Machen Sie, was Sie wollen. Machen Sie sich davon – ich verbiete Ihnen, herumzutrödeln und Ihre Rückkehr zu verzögern, junge Dame! Sie sind in elf Tagen zurück, und auch nicht eine Minute später. Wenn ich diese bigotten Barbaren nicht in elf Tagen zurechtbiegen kann, dann sollen sie zur Hölle fahren!«
    »Jawohl, Sir!« Mit unübersehbarer Erleichterung lächelte Honor ihn an, dann senkte sie den Blick auf Nimitz. »Und … vielen Dank, Sir«, fügte sie leise, sehr leise, hinzu.
     
    »Sehen Sie sich das an, Sir.«
    Commander Theisman legte das Memopad in den Schoß und schwang mit dem Kommandosessel zu seinem Ersten Offizier herum. Er hob eine bewegliche Augenbraue, als er im taktischen Hauptdisplay die Lichtkennungen für Impellerantriebsemissionen aufglühen sah.
    »Das ist aber interessant, Allen.«

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