Die Ehre der Königin
noch drei Stunden, bis die Geschwindigkeit auf den Lichtcodes 44.000 Kps erreichte, die Schiffe die Hypergrenze überschritten und nicht mehr von den Gravitationssensoren erfaßt wurden.
»Also gut, Al. Bringen Sie uns hier raus«, befahl er dann. Der 75.000 Tonnen massende masadanische Zerstörer Fürst , dessen Schiffsemblem in der Messe ihn immer noch als VFS Breslau bezeichnete, kroch vorsichtig hinter dem Asteroiden vor, der ihm als Deckung gedient hatte.
Passive Sensoren suchten den Raum nach Ortungsstrahlen ab wie die empfindlichen Schnurrhaare einer Katze. Theisman saß entspannt auf dem Kommandosessel und verbreitete Ruhe, und der Fürst befand sich in der Tat in Sicherheit. Die Navy von Grayson verfügte über kein einziges Schiff, das in der Lage gewesen wäre, den Zerstörer einzuholen oder es gar mit ihm aufzunehmen. Obwohl die Schürfaktivität in dem Asteroidengürtel sehr stark war, neigten die Förderschiffe doch dazu, sich dort zu konzentrieren, wo die Asteroiden am dichtesten waren. Der Fürst mied diese Bereiche wie die Pest und kroch unter einem Bruchteil seiner Maximalfahrt vorwärts. Das lokale Sensornetz mochte grob und von kurzer Reichweite sein, doch wenigstens ein modernes Kriegsschiff mit modernen Ortungsgeräten lag in der Umlaufbahn um Grayson. Theisman beabsichtigte nicht, sich aufspüren zu lassen. Seine Entdeckung hätte katastrophale Auswirkungen auf den havenitischen Plan gehabt – ganz zu schweigen von dem unmittelbareren Problem, daß Captain Yu sich aus Theismans Testikeln eine Halskette machen würde, wenn er sich erwischen ließ.
Es dauerte lange, ermüdende Stunden, doch schließlich war das Schiff weit genug von Grayson entfernt, daß Theisman den Schub erhöhen und sich auf einem Bogenkurs aus dem Asteroidengürtel entfernen konnte. Die Gravitationssensoren des Fürst würden jedes zivile Raumfahrzeug entdecken, lange bevor es in Radarreichweite kam, und lange, bevor es umgekehrt den Zerstörer entdeckte. Theisman hätte mehr als genug Zeit, den Antrieb abschalten zu lassen und auf Schleichfahrt zu gehen. – Doch vorerst blieb der Fürst unter Antrieb, seine Geschwindigkeit kletterte beständig, und er eilte systemauswärts. Er mußte bei der Transition in den Hyperraum wenigstens dreißig Lichtminuten von Grayson entfernt sein, weit genug, daß sein Hyperabdruck unentdeckt blieb. Theisman seufzte, als ihm klar wurde, daß er wieder einmal sauber davongekommen war.
Nun blieb nur abzuwarten, was Captain Yu – und natürlich Schwert Simonds – mit den neuen Daten anfangen würde.
8.
Hochadmiral Yanakov erhob sich zur Begrüßung des Gastes.
»Ich danke Ihnen für Ihr Kommen, Admiral Courvosier.«
Courvosiers Augenbrauen zuckten, als er die beiden Frauen erblickte, die am Tisch saßen. Die Pracht der Kleider und Juwelen verriet, daß es sich um Yanakovs Ehefrauen handelte. Es war für eine graysonitische Frau unerhört, sich selbst bei einem privaten Abendessen zu zeigen, wenn die Gäste nicht zu den engsten Freunden ihres Gatten gehörten, und Yanakov wußte, daß Courvosier Kenntnis von dieser Tatsache hatte – was die Gegenwart der Frauen zu einer Botschaft machte.
»Vielen Dank für die Einladung«, gab Courvosier zurück und ignorierte, wie die Etikette es verlangte, die Anwesenheit der Frauen, denn niemand hatte sie ihm vorgestellt. Dann aber …
»Erlauben Sie mir, Sie mit meinen Gattinnen bekannt zu machen«, fuhr Yanakov fort. »Rachel, meine erste Frau.« Die Frau zu seiner Rechten lächelte und gab Courvosiers Blick mit einer Offenheit zurück, die den Manticoraner erstaunte. »Rachel, Admiral Raoul Courvosier.«
»Willkommen in unserem Haus, Admiral.« Rachels Stimme war sanft wie ihr Lächeln, aber selbstsicher, und sie streckte eine Hand aus. Courvosier war nicht darauf vorbereitet worden, wie er eine hochrangige graysonitische Ehefrau zu begrüßen hatte, doch er hatte nicht sein Leben im Dienst der Königin verbracht, ohne ein Gespür für das richtige Verhalten in derartigen Situationen zu entwickeln. Er beugte sich über die angebotene Hand und berührte sie kaum merklich mit den Lippen.
»Vielen Dank, Madam Yanakov. Es ist mir eine Ehre, hier sein zu dürfen.«
Ihre Augen weiteten sich, als er ihr den Handkuß gab, doch sie zog sie weder fort, noch äußerte sie ein Anzeichen von Unbehagen, vielmehr lächelte sie, als er die Hand losließ, dann legte sie sie der anderen Frau auf die Schulter.
»Darf ich Ihnen Anna vorstellen, Bernards
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