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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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werden, und dennoch hinterließ es bei ihm einen bitteren Nachgeschmack. Es war seine Pflicht, den Bündnisvertrag zustande kommen zu lassen, und er wollte ihn. Tatsächlich mochte er trotz ihrer reservierten Art und empfindlichen sozialen Normen die meisten Graysons, die er kennengelernt hatte – mit Sicherheit nicht alle, aber die meisten. Und obwohl er sehr dankbar war für diese Annäherung, konnte er doch nicht vergessen, daß sie ausgesprochen worden war, kaum nachdem Honor einen Tag aus dem Weg war.
    »Admiral Yanakov«, antwortete er nach kurzem Nachdenken, »teilen Sie Protector Benjamin bitte mit, daß ich ihm für sein Entgegenkommen sehr danke und im Namen meiner Königin meiner Zuversicht Ausdruck verleihen möchte, daß wir die Allianz, auf die wir alle hoffen, schon bald schließen werden. Ich muß Ihnen jedoch auch in aller Form mitteilen, Sir, daß die Behandlung von Captain Harrington durch Ihre Untergebenen in manticoranischen Augen vollkommen unentschuldbar ist.«
    Wieder errötete Yanakov, diesmal tiefer als je zuvor, und dennoch saß er reglos da. Offensichtlich forderte er seinen Gast stumm auf, fortzufahren, und Courvosier beugte sich über den Tisch zu ihm vor.
    »Ich bin in keinerlei Hinsicht der ›Beschützer‹ Captain Harringtons, Sir. Sie benötigt keinen Beschützer, und offen gesagt würde die Andeutung, es könne anders sein, sie schwer beleidigen. Bei Captain Harrington handelt es sich um einen der mutigsten und hingebungsvollsten Offiziere, die zu kennen ich je das Vergnügen hatte. Ihr Dienstgrad – für den sie nach den Standards unseres Königreiches noch sehr jung ist – zeigt Ihnen, welch hohe Meinung man in der Navy von ihr hat. Doch abgesehen davon, daß sie niemandes Schutz bedarf, ist sie eine Freundin. Eine sehr teure Freundin, eine Schülerin, die ich mir als die Tochter wünschte, die ich nie hatte. Die Art und Weise, mit der sie behandelt wurde, ist eine Beleidigung für die gesamte Königlich-Manticoranische Navy. Nur ihrer Professionalität und Disziplin ist es zu verdanken, daß sie darauf nicht reagiert hat, doch ich muß Ihnen nun mitteilen, Sir, daß die Chancen auf eine echte Zusammenarbeit zwischen Grayson und Manticore sehr, sehr gering sind, wenn es Ihren Leuten – zumindest Ihrem Militärpersonal – nicht gelingt, sie als Offizier der Königin zu behandeln und nicht als Hauptattraktion einer Monstrositätenschau. Captain Harrington ist und bleibt eine der besten, die wir haben, und ist bei weitem nicht unser einziger weiblicher Offizier.«
    »Das weiß ich.« Yanakovs Antwort kam fast als Flüstern, die Hand verkrampfte er um den Brandyschwenker. »Das wußte ich bereits vor Ihrer Ankunft und glaubte, wir wären fähig, uns damit auseinanderzusetzen. Ich hielt mich dazu fähig. Doch es war anders, und Captain Harringtons Abreise beschämt mich zutiefst. Ich bin darüber im klaren, daß unser Verhalten die Ursache dafür war, wie auch immer die offizielle Erklärung lauten mag. Das rüttelte mich auf, Sie heute abend zu mir einzuladen.«
    Er atmete tief durch und sah Courvosier in die Augen.
    »Ich werde nicht versuchen, irgend etwas von dem zu widerlegen, was Sie gesagt haben, Admiral. Ich gestehe Ihnen zu, daß Sie recht haben, und gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß ich alles in meiner Macht Stehende unternehmen werde, um das Problem zu lösen. Doch ich muß Ihnen sagen, daß es nicht leicht sein wird.«
    »Darüber bin wiederum ich mir im klaren.«
    »Ja. Aber vielleicht verstehen Sie nicht ganz, wieso es so ist.« Yanakov wies auf das Fenster und die Berge, über die die Nacht hereinbrach. Die untergehende Sonne tauchte die schneebedeckten Gipfel in Blutrot, und die blaugrünen Bäume lagen in schwarzen Schatten.
    »Diese Welt ist nicht freundlich zu Frauen«, sagte er ruhig. »Als meine Vorfahren hier ankamen, war das Verhältnis Frau zu Mann vier zu eins, denn die Kirche der Menschheit hat stets Polygynie praktiziert – und wir dementsprechend auch.«
    Er unterbrach sich und nippte an seinem Brandy, dann seufzte er.
    »Wir hatten beinahe tausend Jahre, um uns an unsere Umwelt zu gewöhnen. Meine Toleranz gegenüber Schwermetallen wie Arsen oder Cadmium ist weit höher als Ihre, aber sehen Sie uns an. Wir sind klein und drahtig, haben schlechte Zähne, unsere Knochen brechen leicht, und unsere Lebenserwartung beträgt kaum siebzig Jahre. Wir überprüfen jeden Tag, wie giftig unser Acker ist, wir müssen jeden Tropfen Wasser destillieren, bevor wir

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